Die Bundesliga geht in ihre 60. Saison – aber nicht in jedem Jahr wurde Bayern München Deutscher Meister und nicht in jeder Spielzeit hatte Borussia Dortmund den höchsten Zuschauerschnitt. Auch bei den meisten Fans gilt: Die 1960er-Jahre boten die größte Abwechslung.
Samstag, 06.08.2022
Wenn der VfB Stuttgart zum Saisonstart 2022/2023 RB Leipzig empfängt, kann er – so keine kurzfristigen Corona-Restriktionen kommen – auf ein ausverkauftes Stadion hoffen. Die Atmosphäre in der Mercedes-Benz-Arena ist an sommerlichen Tagen ein Hit.
Warum erzählen wir das? Weil der VfB Stuttgart in der Premieren-Saison 1963/64 den höchsten Zuschauerschnitt für sich verbuchen konnte. 606.000 Zuschauer passierten die Tore im damals 60.449 Plätze umfassenden Neckarstadion in Bad Cannstatt, das waren 40.400 im Schnitt. Am 2. Spieltag (31. August 1963) kamen gegen Hertha BSC zur Heimpremiere schon 40.000 VfB-Anhänger.
Am Ende wurden die Stuttgarter erster „Fan-Meister“ der Liga vor Hertha BSC, das im Schnitt 35.437 Zuschauer lockte. Das Berliner Olympiastadion erlebte am 26. September 1969 bei Hertha BSC gegen den 1. FC Köln (1:0) mit 88.075 Menschen auch den bis heute gültigen Zuschauer-Rekord in einem einzelnen Spiel. Die Hertha konnte sich dank der bis 2004 größten Zuschauer-Kapazität (74.649) 1969, 1970 und 1971 als am besten besuchter Klub feiern lassen.
Hannover 96 löste bei seinem ersten Bundesliga-Aufstieg überbordende Euphorie aus. Nicht nur, dass man der Legende nach Brasiliens Fußball-Ikone Pelé verpflichten wollte, auch die Fans rannten den „Roten“ die Türen ein. 1965 und 1966 hieß der Zuschauer-Krösus der Liga Hannover 96.
Neugierig auf einen Aufsteiger war man 1966/67 auch am Rhein: Fortuna Düsseldorf stieg zwar direkt wieder ab, hatte aber im Schnitt die meisten Zuschauer hinter sich – 29.059. Das waren fast 2.000 mehr pro Spiel als beim „Negativ-Champion“, Eintracht Braunschweig (27.647).
Meister und größter Zuschauer-Magnet – das gelang als erstem Bundesliga-Team 1968 dem 1. FC Nürnberg. Das bei vielen als weitläufig und ungemütlich geltende Hamburger Volksparkstadion zum am besten frequentierten Spielort der Liga zu machen, das schaffte der HSV nur mit seinen Deutschen Meisterschaften 1979 und 1982.
Schalke 04, Vizemeister von 1972, hatte 1971/72 sowie in den Jahren 1973/74 bis 1975/76 die meisten Zuschauer – in der Glückauf-Kampfbahn und im 1973 eingeweihten Parkstadion.
Bayern München empfing Schalke am 28. Juni 1972 zum Showdown um die Meisterschaft am letzten Spieltag im ebenfalls neuen Olympiastadion. Das Star-Ensemble der Münchner in Kombination mit der einmaligen Architektur des Stadions sorgten 1972/73 (sowie zwischen 1979 und 1998 noch insgesamt 11-mal) für den höchsten Besucherschnitt.
1976 kehrte ein Klub in die Bundesliga zurück, der mit seinem erst 1974 eingeweihten Westfalenstadion Maßstäbe setzen sollte: Borussia Dortmund. Der BVB war als Aufsteiger das Zugpferd der Saison 1976/77, ebenso wie die 1977/78 von der 2. Liga direkt in den UEFA-Cup stürmenden Stuttgarter und 1991/92 Rückkehrer Schalke 04.
Mit der Aufstockung des Dortmunder Westfalenstadions auf zunächst 68.600 (seit 2004: 81.365) wurde der BVB zum Dauer-Führenden beim Zuschauer-Zuspruch. Seit der Saison 1988/99 (Platz 4) konnten die Dortmunder im „Fußballtempel“ stets die meisten Fans begrüßen.
Um diese Phalanx zu durchbrechen, musste erst die Corona-Pandemie kommen. 2021 sprang der VfB Stuttgart beim höchsten Zuschauerschnitt auf Rang eins, weil die Schwaben in dieser Phase mehr Fans zulassen durften als der BVB.
Es kommt wieder der Tag, an dem wir gewinnen. Glaubt mir.
— Huub Stevens, Interimstrainer des FC Schalke 04, nach einem 0:1 gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld, dem 29. Spiel für Schalke in Folge ohne Sieg...