1976 spielte ein Klub im DFB-Pokal, der nur formaljuristisch aus Deutschland kam: Idrætsførening Tønning. Der von der anerkannten dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein gegründete Verein trat gegen Bayer Leverkusen an. Ein einmaliger Vorgang in der Pokal-Historie.
Samstag, 30.07.2022
Die Tönninger sahen ihr Spiel am 7. August 1976 gegen den damals noch zweitklassigen Werksklub aus Leverkusen als „Fußball-Märchen“ (Alle Angaben: Facebook-Gruppe Historische Fußball-Mannschaftsfotos) an.
Immerhin forderten sie die Bayer-Elf als Siebtligist heraus. Sie hatten zuvor im Bezirkspokal Frisia Husum mit 3:1 bezwungen.
Die Regelung, wonach der Amateurverein im DFB-Pokal automatisch Heimrecht genießt, gab es damals noch nicht. So mussten die Tönninger nach Leverkusen reisen. Im Ulrich-Haberland-Stadion wollten nur 1.300 Zuschauer das Spiel live sehen. Andere Quellen sprechen von 1.500 Besuchern.
Wie auch immer: Bayer Leverkusen setzte sich souverän mit 4:0 (1:0) durch. Zu den Torschützen gehörten der jetzt für Borussia Dortmund arbeitende Co-Trainer-Veteran Peter Hermann (70), Jürgen Gelsdorf und Weltmeister Dieter Herzog.
IF Tönning konnte zwar 1977 in die Bezirksliga aufsteigen, doch schon 1984 wurden „Die Dänen“ aus dem Kreis Nordfriesland bis in die Kreisliga durchgereicht. Bayer Leverkusen spielt seit 1979 durchgehend in der Bundesliga.
Die Pokal-Historie von Bayer Leverkusen hielt auch danach einige Kuriositäten bereit. Am 12. Juni 1993 wurde die Mannschaft von Trainer-Legende Dragoslav „Stepi“ Stepanovic (73 / „Es tut mir leid für die Hansa, es tut mir leid für die uns“) zum einzigen Bundesliga-Klub, der sich in einem DFB-Pokalfinale mit dem Amateurteam eines Profivereins duellieren musste. Dank eines Treffers von Klub-Idol Ulf Kirsten gewann Bayer 04 in Berlin gegen die Amateure von Hertha BSC (u. a. mit dem späteren Nationalspieler und Leverkusen-Profi Carsten Ramelow) den DFB-Pokal. Bis heute ist es der einzige nationale Titel, den man unters Bayer-Kreuz holen konnte.
Am 14. August 2010 bedeutete ein 11:1 (1:0) beim westpfälzischen Traditionsklub FK Pirmasens den zweithöchsten Sieg von Bayer Leverkusen im DFB-Pokal überhaupt. Aber: Die Mannschaft von „Don Jupp“ Heynckes erzielte vor 8.200 Fans in Pirmasens zehn eigene Treffer in der zweiten Halbzeit.
Das hatte es zuvor noch nie bei Bayer gegeben. Beim Rekord-Sieg am 13. August 1994, 11:0 bei Stahl Brandenburg, stand es zur Pause „nur“ 2:0 für Bernd Schuster, Paulo Sergio und Co.
Mario Basler und ich mussten dann den FC Bayern irgendwann verlassen, natürlich nicht freiwillig, aber nachgetreten haben wir trotzdem nicht.
— Thomas Helmer