Spanien zu dominant: DFB-Frauen verlieren Nations-League-Finale

von Maximilian Dymel02.12.2025 | 21:17 Uhr
Angel Martinez/Getty Images
Foto: Angel Martinez/Getty Images

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat den Nations-League-Titel verpasst. Nach einem torlosen Hinspiel am Freitagabend in Kaiserslautern unterlagen die DFB-Frauen im Estadio Metropolitano spielstarken Spanierinnen deutlich mit 0:3.

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DFB-Frauen unverändert, Spanien ohne Bonmatí

Dabei sah es für die DFB-Frauen vielversprechend aus. Bundestrainer Christian Wück setzte im Vergleich zum ersten Endspiel auf dieselbe Anfangsformation. Der 52-Jährige konnte mit dem Auftritt seiner Mannschaft am Freitagabend zufrieden sein, obwohl die überraschende Dominanz nicht in Tore umgemünzt werden konnte. Dennoch vertraute der deutsche Trainer zunächst denselben elf Spielerinnen. Selina Cerci begann erneut auf der rechten Seite, Jule Brand auf der Zehn, die zuletzt angeschlagene Nicole Anyomi wieder in der Sturmspitze.

Auch die Spanierinnen begannen weitgehend unverändert, mussten aber Spielmacherin Aitana Bonmatí ersetzen. Die 27-Jährige brach sich am Sonntag im Training das linke Wadenbein und wird lange ausfallen. Ein herber Verlust für die Mannschaft von Trainerin Sonia Bermúdez, auch wenn Aitana im Hinspiel wirkungslos geblieben war. Barça-Talent Vicky López rückte für sie in die Startelf.

Spanierinnen trotzen deutschem Pressing

Weitere Veränderungen waren im Spielfluss der Spanierinnen auszumachen. Nach ihrem schwachen Auftritt am Freitag zeigten die Ibererinnen gegen die DFB-Frauen ein deutlich anderes Gesicht. Angefeuert von über 55.000 Zuschauern im Hexenkessel Metropolitano begann der amtierende Nations-League-Sieger wie erwartet druckvoll. Die Spanierinnen spielten schneller aus ihrer Kette heraus, um das starke Pressing der Deutschen aus dem Hinspiel zu überspielen. Ebenfalls vertraute „La Furia Roja“ im Aufbau mehr auf Keeperin Catalina Coll, um mit einer zusätzlichen Spielerin dem Pressing entgegenzuwirken. Die Elf von Trainer Christian Wück hingegen wurde sehr früh gepresst, auch von der im Gegensatz zu der dreimaligen Ballon-d’Or-Siegerin Aitana im Hinspiel nun deutlich energischeren Vicky.

Über 55.000 spanische Fans: Rekord-Kulisse im Metropolitano. Foto: Mateo Villalba Sanchez/Getty Images

Esther Gonzalez (5. Minute) und Alexia Putellas (6.) verpassten nur knapp die frühe Führung für Spanien. Die erste Viertelstunde gehörte klar den Gastgeberinnen, die die deutsche Mannschaft früh unter Druck setzten und nervös machten. Erst kurz darauf kamen auch die DFB-Frauen vor das gegnerische Tor: Cata Coll war bei einem Abschluss von Franziska Kett erstmals gefordert (15.). Deutschland fand anschließend besser ins Spiel und konnte zunehmend Akzente setzen.

Doch wie schon in Kaiserslautern hatte die DFB-Elf bei eigenen Abschlüssen wenig Glück. Brand zog aus knapp zwölf Metern ab allerdings kein Problem für Keeperin Coll (30.). Wie schon im Hinspiel waren die hohen Bälle von Rebecca Knaak nicht von Erfolg gekrönt. Insgesamt wirkte das deutsche Aufbauspiel in Ansätzen gut, die Umsetzung jedoch zu fahrig. Die Spanierinnen wiederum fanden inmitten ihrer spielerischen Überlegenheit Zeit zum Zaubern: Nach einer Flanke von Ona Batlle prüfte Esther DFB-Torfrau Ann-Katrin Berger akrobatisch per Seitfallzieher (23.).

Beide Mannschaften verpassen Halbzeitführung

Mariona Caldentey vergab frei vor Berger die wohl beste Torchance Spaniens im ersten Durchgang (38.). Die Mittelfeldspielerin konnte einen Fehler im Spielaufbau der DFB-Frauen nicht nutzen. Eine Druckphase der “Furia Roja” sorgte zu Abstimmungsfehlern in der deutschen Defensive und erstickte jegliche Konterversuche im Keim. Vicky (45.) und erneut Mariona (45+1.) ließen zwei weitere Möglichkeiten ebenfalls ungenutzt. Die Nachspielzeit stand im Zeichen des Glücks, aber auch Pechs für die DFB-Frauen.

Glücklich: Ann-Katrin Berger konnte nach einem Kopftreffer von Mariona weiterspielen. Unglücklich: Pünktlich zum Halbzeitpfiff setzte Nicole Anyomi eine Chance aus dem Nichts, aber auch sehr aussichtsreicher Position knapp neben den Pfosten (45+3.). Nach dem deutschen Chancenwucher im Hinspiel, war es nun das Team von Trainerin Sonia Bermúdez, das mit einer torlosen ersten Hälfte haderte. Obwohl die DFB-Frauen nach unsicheren Phasen immer wieder ins Spiel zurückfanden, konnten sie kaum Torgefahr ausstrahlen.

Nicole Anyomi, Giulia Gwinn und Jule Brand im Trikot des DFB
Anyomi vergibt beste Chance für DFB-Frauen. Foto: Mateo Villalba Sanchez/Getty Images

Zweite Hälfte: Spanien mit sehenswertem Dreierpack

Die zweite Halbzeit brachte keine Wechsel. Sowohl personell als auch beim Spielverlauf. Die Spanierinnen blieben dominant, konnten allerdings länger keine nennenswerte Chance herausspielen. Nach rund einer Stunde konnte Clàudia Pina schließlich eine der vielen spanischen Top-Chancen verwerten (61.). Die 24-Jährige schloss nach einem Doppelpass mit Mariona aus knapp 17 Metern flach ins rechte Toreck ab. DFB-Torhüterin Berger konnte den flachen, aber nicht wirklich platzierten Schuss nicht abwehren und musste erstmals hinter sich greifen. Die spanische Führung, die nach dem Chancenwucher im ersten Durchgang verdient war.

Damit noch nicht genug: Während die DFB-Frauen nach einer Antwort suchten, legte “Furia Roja” nach. Top-Talent Vicky López bekam von der deutschen Defensive zu viel Freiraum und konnte diesen sehenswert nutzen (68.). Die 19-Jährige schlenzte wunderschön und unhaltbar für Berger ins lange Eck. Spätestens nach dem zweiten Tor war der Titel für die Spanierinnen bereits gepachtet. Vicky, die erst durch die Verletzung von Aitana in die Startelf rückte, war erneut eine der Unterschiedsspielerinnen und drückte dem Spiel ihren Stempel auf.

Spanien schrauben deutsche Defensive auseinander. Foto: Mateo Villalba Sanchez/Getty Images

Die ebenfalls stark aufspielende Clàudia Pina sorgte mit dem dritten Tor binnen einer Viertelstunde für die Entscheidung (74.). Ihr Traumtor aus 23 Metern war das i-Tüpfelchen für den spanischen Titelgewinn, bei dem ein Treffer schöner als der andere war. Berger streckte sich erneut vergebens. Der Ball senkte sich nach einem Sololauf perfekt unter die Latte. Selbst die letzten Optimisten, darunter DFB-Kapitänin Giulia Gwinn, mussten einsehen, dass Spanien letztlich ein Level zu hoch für die deutschen Frauen war. Auch Bundestrainer Christian Wück musste am „ARD“-Mikrofon eingestehen, dass seine Mannschaft das hohe Niveau nicht halten konnte.

Doppelpack und Traumtore: Clàudia Pina. Foto: Angel Martinez/Getty Images

„Machen die Tore nicht. Spanien macht sie dreifach“

Die Niederlage haben sich die DFB-Frauen wohl vor allem nach der sehr schwachen Chancenverwertung im Hinspiel selbst zuzuschreiben. Trainer Wück machte weniger das erste Endspiel, vielmehr die vergebenen Torchancen in der ersten Halbzeit für die Niederlage verantwortlich. Bis auf eine Top-Chance von Nicole Anyomi war es im Wanda Metropolitano eine sehr eindeutige Angelegenheit. „Wir machen die Tore nicht. Spanien macht sie doppelt und dreifach“, so Gwinn nach der Partie.

Die Spanierinnen sind erneut Nations-League-Sieger und widmeten den Triumph der schwerverletzten Aitana. Der einzige Makel der Titelverteidigung: Spielerin des Spiels wurden überraschend weder Clàudia Pina noch Vicky López. Stattdessen durfte Alexia Putellas die Trophäe für die beste Spielerin auf dem Platz entgegennehmen. Putellas glänzte unter anderem mit einer Passquote von 82 %, war jedoch an keinem Tor beteiligt. Dies dürfte letztlich aber zweitrangig sein.

Spanien gewinnt Nations League: Titelverteidigung geglückt. Foto: Angel Martinez/Getty Images

Für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist es nach dem verlorenen EM-Finale 2022 das zweite verlorene Endspiel seit dem Olympia-Gold 2016. Einer starken Nations-League-Saison fehlt somit der krönende Abschluss. Während Christian Wück Bundestrainer bleiben dürfte, könnte es für Ann-Katrin Berger und Kathrin Hendrich ein unrühmliches Karriereende in der Nationalmannschaft gewesen sein.

von David Seddig, Maximilian Dymel