Tegernsee titellos: Uli Hoeneß größter Verlierer des Wirtz-Transfers

von Fussballeckvor 5 Stunden
Dein Telefon macht ring-ring und alles ist vergebens: Hoeneß verliert Wirtz-Poker. Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images
Foto: Dein Telefon macht ring-ring und alles ist vergeb

Seit gestern Abend ist es offiziell: Florian Wirtz wird neuer Spielmacher des FC Liverpool – und nicht beim FC Bayern München. Besonders zum Leidwesen von Uli Hoeneß, dessen große Bemühungen vergebens blieben und ihn damit als größten Verlierer des Wirtz-Wechsels zurücklassen. Ein Kommentar von Maximilian Dymel.

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Florian Wirtz
LeverkusenMittelfeldDeutschland
Zum Profil

Person
Alter
22
Fuß
R
Marktwert
124,1 Mio. €
Saison 2024/2025

Bundesliga

Spiele
31
Tore
10
Vorlagen
13
Karten
3--

Wirtz-Vater Zünglein an der Waage?

Die Sonne spiegelt sich im klaren Wasser des Tegernsees. Hier, 50 Kilometer von der bayrischen Landeshauptstadt München entfernt, wollte Uli Hoeneß eine entscheidende Weiche stellen. Eine Weiche, die den Zug mit der Aufschrift „Wunschtransfer“ auf das richtige Gleis Richtung Säbener Straße lenken sollte. Es war mehr als bloße Transferpolitik. Für den 73-Jährigen ging es um einen Herzenswunsch. „Wenn ich einen Traum haben darf“, sagte Hoeneß bereits im Februar in einem „t-online“-Interview, „dann würde ich sagen, dass Florian Wirtz zum FC Bayern muss.“

Um diesen Traum zu verwirklichen, machte der Ehrenpräsident des deutschen Rekordmeisters die Umsetzung zur Chefsache. In seinem Haus, am stillen Ufer des Tegernsees, wollte er den Grundstein legen. Mit Gastfreundschaft und Geduld. Mehrmals empfing er dort hohen Besuch: Hans Joachim-Wirtz. Vater und Berater von Florian Wirtz, einem der größten Offensivtalente Fußball-Deutschlands – gar der Fußballwelt. Um dem Edeltechniker, noch in Diensten von Bayer Leverkusen, einen Wechsel an die Säbener Straße schmackhaft zu machen, setzte Hoeneß alles auf die Karte Beziehungspflege.

Letztes Treffen mit Kompany vergeblich

Doch manchmal ist „alles“ einfach zu viel. Das musste am Tag der Münchner Meisterfeier auch Trainer Vincent Kompany erfahren. Während der FC Bayern mehr denn auf ein „Ja“ von Wirtz hoffte, versuchte der Coach höchstpersönlich, Überzeugungsarbeit zu leiten. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, sprach der Belgier mit dem Leverkusener Juwel im Rahmen der Feierlichkeiten rund eine Stunde lang über seine taktischen Vorstellungen. Der Ausgang? Offenbar angenehm, aber mit einem bitteren Beigeschmack. Spätestens nach diesem letzten Treffen soll Kompany geahnt haben, dass Wirtz längst einen anderen Plan hatte.

Denn so medienwirksam und laut der deutsche Rekordmeister auch um ihn gebuhlt hatte, desto mehr kam der FC Liverpool ins Spiel. Wirtz hegte die Befürchtung, dass er in München positionstechnisch zu sehr mit Jamal Musiala aneinander geraten könnte. „Reds“-Trainer Arne Slot konnte ihn mit seinen Plänen eher begeistern. Die Idee als alleiniger Zehner bei einem Traditionsklub und amtierenden Premier-League-Meister dürfte Wirtz relativ schnell imponiert haben.

Liverpool gewinnt Poker dank wenig Rummel

Obwohl Liverpool Medienberichten zufolge bereits im Februar in den Poker eingestiegen war, reichten wenige Kniffe zum Erfolg. Statt mehrerer Besuche am Tegernsee reiste die Wirtz-Entourage im Verhandlungsendspurt einmal auf die Insel. Selbst damals hatte kaum jemand den „Reds“ große Chancen ausgerechnet. Viel mehr wurde gemutmaßt, dass Manchester City den Zuschlag erhalten würde. Doch es kam bekanntlich anders. Der FC Liverpool hatte den Privatjet engagiert, der Wirtz wohl zur endgültigen Überzeugung brachte. Während

Einmal mehr haben in München zu viele lautstarke Köche den Brei verdorben – oder vergeblich versucht, ihn zu retten. Während Uli Hoeneß nahezu überzeugt von der Pole-Position im Wirtz-Poker war, musste ihn Sportdirektor Max Eberl mehrfach verbal einfangen. Letztendlich gehen beide, aber vor allem der Ehrenpräsident, leer aus. Ein herber Dämpfer für wohl immer noch mächtigsten Mann an der Säbener Straße.

Dabei ging seine Ära beim FC Bayern bereits vor über fünfeinhalb Jahren – im November 2019 – zu Ende. Vielleicht ist es für Uli Hoeneß endgültig an der Zeit, sich aus großen Transferthematiken zurückzuziehen. Wobei bezweifelt werden darf, dass dies möglich ist. Denn wie jeder Fußballfan mittlerweile wissen dürfte: Der Griff zum Telefonhörer ist im Hause Hoeneß kein weiter – nur nicht immer der logischste. Vielleicht ist es an der Zeit, das  Telefon beiseitezulegen und weniger laute Töne nach außen dringen zu lassen – bevor es bei den Bayern noch öfter für bittere Absagen klingelt.




Das ist Schnee von gestern, ich hab' die Nase voll davon.

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