Dynamo Dresden und Co. Diese Klubs traf der Lizenzentzug

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat allen 36 Bewerbern aus der ersten und zweiten Bundesliga die Lizenz für die Saison 2025/2026 erteilt. Doch welche Klubs mussten den Lizenzentzug in der Bundesliga hinnehmen?



Es ist genau 30 Jahre her, dass ein Verein nach Lizenzentzug die Bundesliga verlassen musste. Eine Episode aus der Serie „Sack beim Abstieg leise Servus“ (Tom Pauls) beendete 1995 die vierjährige Bundesliga-Zugehörigkeit von Dynamo Dresden.

• Das 2:2 bei Bayer Leverkusen am 17. Juni 1995 war das 140. und letzte Bundesliga-Spiel von Dynamo Dresden.
• Der Verein aus Sachsen erhielt auch für die 2. Bundesliga keine Lizenz und musste direkt in die damals drittklassige Regionalliga absteigen.

„Kein Geld in die Schweiz überwiesen“

Die Dresdner hatten mit dem Frankfurter Baulöwen Rolf-Jürgen Otto († 2016) als Präsident und mit dem schon bei Kickers Offenbach berüchtigten Willi Konrad († 2005 / „Ich hab in meinem Leben noch kein Geld in die Schweiz überwiesen.“) als Geschäftsführer bereits 1993/94 einen Punkteabzug von vier Zählern wegen „Erschleichung der Lizenz“ hinnehmen müssen.



Entsprechend galt in Dresden die Otto-Devise: „Wer vom Abstieg redet, kriegt Krieg mit mir!“ 

Henri Fuchs (54), Stürmer in der letzten Bundesliga-Saison der Dresdner, erinnerte sich im Kicker-Sportmagazin (Ausgabe vom 27. Februar 2025) an Otto: „Er war jemand, der sich gern selbst dargestellt hat.“

• 1994 machte Dynamo den Punkte-Abzug noch wett, landete auf Platz 13.

Doch schon ein Jahr später hieß es: „Lizenzentzug.“

Erst „riesiger Substanzverlust“, dann Lizenzentzug für Dynamo Dresden

Henri Fuchs im Kicker: „Die Truppe war charakterlich in Ordnung, aber die Umstände waren chaotisch und sehr schwierig. In der Saison zuvor, 1993/94, hatten wir die Bundesliga gehalten, obwohl der DFB Dynamo wegen nicht eingehaltener Lizenzierungsauflagen vier Punkte abgezogen hatte. 1994 hat dann der Klub, der unbedingt Geld brauchte, mehrere Top-Spieler verkauft: Olaf Marschall und Piotr Nowak nach Kaiserslautern, Miroslav Stevic zu 1860 München, Marek Penksa, der nur ausgeliehen war, ging zu seinem Stammverein Eintracht Frankfurt zurück. Das war ein riesiger Substanzverlust für uns.“

Lizenzentzug: Handgelder bei Hertha BSC

Es dauerte bis 2004, ehe Dynamo Dresden in den Profifußball zurückkehrte. In die Bundesliga schaffte man es aber bis heute nie mehr.

Henri Fuchs: „Dynamo hat sehr lange gebraucht, um sich vom Zwangsabstieg 1995 zu erholen. Wenn man die Kraft des Vereins und seinen Stellenwert in der Region sieht, muss man sagen: Eigentlich gehört dieser Klub in die Bundesliga.“

• Vor Dynamo ereilte das Schicksal „Lizenzentzug“ nur drei Vereine. 1965 wurde Hertha BSC die Spielgenehmigung entzogen – wegen Zahlung von zu hohen Gehältern und Handgeldern.

Der DFB und die in Berlin ansässigen Springer-Medien kamen auf die kreative Idee, einen Klub aus der geteilten Stadt in die Bundesliga zu hieven. Der Meister der Berliner Stadt-Liga, Spandauer SV, sagte ebenso ab wie Vizemeister Tennis Borussia Berlin.

So wurde schließlich mit Tasmania 1900 Berlin zum ersten und einzigen Mal ein Verein in die Bundesliga „berufen“, der sich sportlich nicht qualifiziert hatte. Die Berliner lieferten die schlechteste Saison aller 58 Vereine seit 1963 und sind bis heute das Synonym für Bundesliga-Negativrekorde.

Kickers Offenbach: Canellas und der Skandal

Am 6. Juni 1971 deckte Offenbach-Präsident Horst-Gregorio Canellas († 1999) auf der Garten-Party zu seinem 50. Geburtstag höchst selbst den Bundesliga-Bestechungsskandal auf, den er mit initiiert hatte. Der Frucht-Großhändler spielte seinen staunenden Gästen mitgeschnittene Telefonate mit Spielern auf einem Tonband vor. Für den anwesenden Bundestrainer Helmut Schön († 1996) galt in diesem Moment ein Bonmot von Wolfgang Niedecken: „Offiziell sind die nit gern dabei.“

• Zu den Spielern, denen Canellas am Telefon offen Bestechungsangebote machte, gehörten u. a. die DFB-Nationalspieler Bernd Patzke und Manfred Manglitz.
• Umgerechnet 550.000 Euro an Bestechungsgeldern sollen geflossen sein.
• Die Folge: 52 involvierte Spieler, u. a. Klaus Fischer, Rolf Rüssmann und Reinhard „Stan“ Libuda von Schalke 04 wurden gesperrt.
• Canellas war unter den gesperrten Vereins-Funktionären, seine lebenslange Sperre wurde 1976 aufgehoben.
• Kickers Offenbach und Arminia Bielefeld wurden Lizenzentzug für die Bundesliga bestraft.
• Offenbach kehrte 1972, Bielefeld 1978 wieder in die Bundesliga zurück.

Canellas, war im Oktober 1977 Passagier an Bord der von Terroristen nach Mogadischu entführten Lufthansa-Maschine „Landshut“. Manglitz dazu zynisch: „Wissen Sie, als der Canellas aus Offenbach in der Maschine saß, die nach Mogadischu entführt wurde, habe ich gedacht: Ich bin ja kein gläubiger Mensch, aber wenn es wirklich einen lieben Herrgott gibt, dann kennt der Gerechtigkeit…“