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Vor 25 Jahren: Als Deutschland das alte Wembley zumachte…

von Carsten Germann07.10.2025 | 23:31 Uhr
Foto: Imago

Aus der Serie „Der Letzte macht das Buch zu“ – 7. Oktober 2000, WM-Qualifikation für Japan und Südkorea 2002, letztes Spiel im altehrwürdigen Londoner Wembley-Stadion vor dem sieben Jahre währenden Umbau. Deutschland schlug England mit 1:0. Fussballdaten.de blickt zurück.

Oktober 2000 oder: Der Regen vor dem Sturm. Ein verregneter Tag in Wembley, dieser 7. Oktober 2000. Noch ahnte man in Fußball-Deutschland nicht, welche Turbulenzen in den folgenden Wochen kommen sollten.

Noch war „Der Fall Daum“, die Kokain-Affäre um den designierten DFB-Bundestrainer Christoph Paul Daum († 2024) von Bayer Leverkusen, nicht losgetreten.

Noch gab es keine Zweifel an seiner Amtsübernahme zum 1. Juli 2001.

In Wembley wurde Deutschland gegen England von Interimstrainer Rudi Völler (40) betreut. Delegationsleiter war Franz Anton Beckenbauer († 2024), der mit Deutschland das WM-Finale 1966 in Wembley verloren hatte.

  • Noch gab es das alte Wembley-Stadion, das an diesem Samstag nach fast 80 Jahren seine Pforten schloss und für das hoch moderne „New Wembley“ (2007) weichen musste.
  • Die „goldene Generation“ der englischen Nationalspieler um David Beckham, Michael Owen, Paul Scholes und Gary Neville musste sich den Makel anheften lassen, das letzte Spiel im alten Wembley verloren zu haben.

32 Meter

Ausgerechnet gegen den Erzrivalen Deutschland. „Das hat ihnen weh getan“, sagte der letzte Torschütze im alten Wembley, Dietmar „Didi“ Hamann („The Didi Man“) Jahre später über die Engländer, die er nach 14 Minuten mit einem Distanz-Freistoß düpierte.

„Ausgerechnet Hamann!“, rief ZDF-Reporter Béla Andreas Rethy. Hamann spielte zu diesem Zeitpunkt schon für den FC Liverpool.

  • Die Torentfernung bei seinem Treffer gegen England-Keeper David „Pony“ Seaman lag bei 32 Metern.

Die deutsche Mannschaft bestand aus Spielern, die vom Boulevard den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Die Rumpelfüssler“ erhalten hatte – nach dem „Aus“ in der Vorrunde bei der EURO 2000 in Belgien und den Niederlanden wenige Monate zuvor.

  • Nie zuvor war eine deutsche Mannschaft in der Gruppenphase eines EM- oder WM-Turniers ausgeschieden, aber einmal ist eben immer das erste Mal.

Deutschland: „Die Rumpelfüssler“ im Glück

Die meisten Spieler, Hamann, Michael Ballack („Der Capitano“), Mehmet Scholl, Sebastian Deisler oder Oliver Bierhoff, hatten diese Titulierung sicher nicht verdient. „Der Titan“ Oliver Kahn im Tor sowieso nicht. Andere, wie Thomas Linke, Jens Nowotny oder Carsten „Calle“ Ramelow waren solide Arbeiter.

„Wir haben in der ersten Halbzeit einen tollen Fußball gespielt“, sagte Oliver Kahn anschließend im ZDF, „es war ein tolles Spiel.“ Die Frage, ob er auf die Wembley-Uhr geschaut hätte, um zu sehen, wie lange noch zu spielen ist, beantwortete der Bayern-Torhüter so: 2Seit Manchester (1:2 im CL-Finale 1999, zwei Tore in der Nachspielzeit, d. Red.) schaue ich nicht mehr auf die Uhr.“

Wembley gut, alles gut. Noch wusste niemand, dass die deutsche Mannschaft am Ende dieser turbulenten Qualifikationskampagne in die Playoffs gehen würde und dass sie – allen Prognosen zum Trotz – 2002 das WM-Finale (0:2 gegen Brasilien in Yokohama) erreichen würde. Noch nicht…

Noch hätte niemand im Daum…ähm im Traum daran gedacht, dass im Olimpijskyj Stadion von Kiew vor dem Hinspiel gegen die Ukraine (1:1) der „Glückspfennig“ von BILD vergraben würde, nur damit Deutschland noch den Weg zur WM findet, oder dass der Bundestrainer 2001 eben nicht Christoph Daum heißen würde.

Die nächsten Wochen im Herbst 2000, das weiß unser Redakteur aus eigener Erfahrung, fegten wie ein Sturm über Fußball-Deutschland hinweg.

Doch zuvor gab es diesen Regen-Feiertag in Wembley, mit England gegen Deutschland 0:1.

  • Es war der vierte von sechs deutschen Siegen im alten respektive im neuen Wembley-Stadion.

Den ersten gab es am 29. April 1972 – 3:1 im EM-Viertelfinale. „Wenn wir hier fünf Stück kriegen, wäre das eine Sensation“, glaubte Günter Theodor Netzer (81), der in Wembley das wahrscheinlich beste Länderspiel seiner Karriere machte, vorab in der Kabine. Franz Anton Beckenbauer, ja gut ähm… nickte zustimmend…

  • Das 0:1 gegen Deutschland in Wembley war für die englische Nationalmannschaft das letzte Länderspiel unter der Regie von Trainer Kevin Keegan.

Nach England – Deutschland (0:1): Keine „Didi Hamann Bridge“ nach Wembley

  • Er trat nach nur 18 Partien (nur 7 Siege) mit den „Three Lions“ noch am gleichen Tag zurück und wurde im Januar 2001 durch den Schweden Sven-Göran Eriksson († 2024) ersetzt.

Kurios: Nachdem der englische Fußball-Verband (FA) entschieden hatte, die Brücke zum neuen Wembley-Stadion nach einer berühmten Persönlichkeit zu benennen, gingen aus Deutschland tausende von E-Mails für Dietmar Hamann ein.

Die Engländer lehnten höflich, aber bestimmt ab. No Didi-Hamann-Bridge today…