Beim
1. FC Köln sorgt Lukas Kwasniok seit einigen Wochen für frischen Wind. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ob beim Mannschaftsfotoshooting oder nach der Erstrundenpartie im Pokal - immer wieder ist der 44-Jährige mit einem weißen Mini-Ventilator in der Hand zu beobachten. Seine Mission: Kühl bleiben, allen voran vor dem Start in die Bundesliga-Saison.Die Vorfreude auf die Rückkehr ins Oberhaus ist groß. «Wir spüren, dass die Euphorie wächst. Tag für Tag kommen mehr Menschen zum Training. Das nehmen wir wahr. Wir werden mit dem Autogrammeschreiben ja kaum fertig», sagt Kwasniok, der im Sommer das Traineramt beim Aufsteiger übernommen hat und nun vor seinem Erstliga-Debüt steht. «Es wäre gelogen, wenn es nicht so wäre und es wäre auch schlimm, wenn es nicht so wäre», antwortete Kwasniok im ZDF-«Morgenmagazin» auf die Frage, ob er aufgeregt sei. «Das ist etwas Besonderes mit dem ,Effzeh' in der Bundesliga aufdribbeln zu dürfen.»Der gebürtige Pole gilt als leidenschaftlich und pragmatisch - Eigenschaften, mit denen er den «Effzeh» nach einem Jahr in der 2. Bundesliga wieder Schritt für Schritt in der höchsten Spielklasse des deutschen Fußballs etablieren will. «Die Kunst ist, die Euphorie aufrechtzuerhalten und mit guten Ergebnissen und Leistungen zu untermauern», betont Kwasniok.
Keine großen Visionen, sondern Etappen
Ein klassisches Saisonziel will der Coach vor dem Liga-Auftakt beim FSV
Mainz 05 am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) nicht formulieren. «Da bin ich viel zu sehr Praktiker und Pragmatiker, viel zu wenig Theoretiker», sagt er. Statt auf große Visionen setzt Kwasniok auf Etappen. «Ich teile die Saison gerne von Länderspielpause zu Länderspielpause ein. Dann können wir von Block zu Block Revue passieren lassen und daraus Stärke ziehen.»Langfristig denkt Kwasniok dennoch - und durchaus größer: «Ich bin aktuell sehr, sehr glücklich beim FC und hoffe, hier eine Ära prägen zu können – weil ich glaube, dass der Verein und meine Wenigkeit echt gut zusammenpassen», hatte der Coach jüngst im «Bild»-Podcast «Phrasenmäher» gesagt. Eine Wohnung mit Mindestmietdauer wollte er in Köln dann aber doch nicht nehmen, verrät er, nachdem er zuvor bereits seine erfolglose Suche öffentlich gemacht hatte.
Neu formierte Mannschaft spielt sich ein
Für seine erste FC-Saison dürfte zunächst der Klassenerhalt das oberste Ziel sein. Mit bisher 12 Abgängen und 15 neuen Spielern hat sich der Kader im Sommer stark verändert. «Die ersten zwei Wochen waren etwas holprig, das liegt aber in der Natur der Sache bei einem neuen Trainerteam, jungen Spielern und Neuzugängen, die eintrudeln», sagt Kwasniok über die Vorbereitung und ergänzt mit Blick auf den Kader: «Ich glaube, dass wir noch nicht ganz fertig sind. Ich glaube, dass es schon noch Veränderungen geben wird - hinten raus ist das Transferfenster ja immer noch etwas wild.» Insgesamt fällt sein Sommer-Fazit indes positiv aus: «Mit Beginn des Trainingslagers war es fast schon eine Zeitenwende. Seitdem ging es mit voller Konsequenz in die richtige Richtung.» Dass die neu formierte Mannschaft Potenzial besitzt, bewies sie in den Testspielen. Außer einem 2:2 gegen den Stadtrivalen Fortuna Köln gab es nur Siege, darunter auch ein 4:0 gegen Champions-League-Teilnehmer Atalanta Bergamo aus Italien.
Coach will Identität auf dem Platz
«Die Vorbereitung hat gezeigt, dass wir uns eine gewisse Identität auf dem Platz erarbeitet haben», analysiert Kwasniok. «Mir ist es wichtig, der Mannschaft eine Identität zu geben in Form von leidenschaftlichem Fußball und den Gegner vielleicht an der einen oder anderen Stelle überraschen zu können», formuliert der Coach die Marschrichtung.Dass sein Team diese Philosophie auch in der Praxis umsetzen kann, bewies es gleich im ersten Pflichtspiel der Saison. Im DFB-Pokal bei Drittligist Jahn Regensburg drohte lange Zeit das Erstrunden-Aus, ehe zwei Treffer innerhalb von 110 Sekunden in der Nachspielzeit das Spiel noch drehten. «Das kann uns Kraft für die Saison geben», hatte U21-Vizeeuropameister
Eric Martel danach gesagt. Den Rückenwind nehmen Kwasniok und seine Mannschaft gerne mit in die neue Bundesliga-Ära.(dpa)