Mixed Zone

Islam-Experte betont "große Fußballkultur" in Saudi-Arabien

von Jean-Pascal Ostermeier
Islam-Experte Sebastian Sons sieht einen großen Unterschied zwischen den WM-Gastgebern Katar und Saudi-Arabien. "In Saudi-Arabien ist der Fußball seit vielen Jahrzehnten in der Gesellschaft verankert", sagte der Fachmann für die arabischen Golfstaaten der FAZ: "Ich kenne niemanden in Saudi-Arabien, der sich nicht für Fußball interessiert."


In Katar, Ausrichter der WM 2022, sei dies anders gewesen. "Ich glaube, das ist eine der größten Fehlwahrnehmungen, die wir von Saudi-Arabien haben: dass der Sport dort keine Rolle spielt, und man in dieser Hinsicht Katar und Saudi-Arabien gleichsetzt. Das ist falsch", sagte Sons, der zur pakistanischen Arbeitsmigration nach Saudi-Arabien promoviert hat. Saudi-Arabien richtet 2034 die WM aus.

Klubs aus Saudi-Arabien hatten schon 1991, 2000 (Al-Hilal) sowie 2004 und 2005 (Ittihad FC) die asiatische Champions League gewonnen. Es gebe "eine große Fußballkultur in Saudi-Arabien, die war nur lange Zeit für Außenstehende unwichtig und deshalb haben sie nicht richtig hingeschaut. Das ist inzwischen anders", sagte Sons der FAZ und führte an: "Man muss nicht alles gut finden, was in Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten passiert, aber sollte zumindest die Euphorie dieser Menschen anerkennen."


Auch die Investitionen in den Frauen-Fußball - zuletzt wechselte die frühere deutsche Nationalspielerin Dzsenifer Marozsán zum Al-Qadsiah WFC in die 2022 gegründete Saudi Women's Premier League - seien langfristig angelegt.

Gleichzeitig stehe aber auch fest, dass es in Saudi-Arabien in vielen Bereichen noch immer keine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gebe, im Scheidungsrecht oder im Erbrecht etwa würden Frauen weiterhin benachteiligt. Auch Homosexualität werde weitgehend nicht akzeptiert. "Ich vermute, dass Marozsán sich nicht öffentlich zum Thema Homosexualität äußern wird, sobald sie in Saudi-Arabien unter Vertrag steht. Das haben wir schon bei anderen Fußballern erlebt. Saudi-Arabien ist eine Monarchie, in der manche Dinge möglich, viele Dinge aber auch nicht möglich sind", so Sons.

(sid)



Michael Zorc

Dieses Team muss man nicht auf dem Boden halten, das Umfeld können wir nicht auf dem Boden halten - also machen wir einfach so weiter wie bisher.

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