
Spielte in der zweiten Halbzeit wie entfesselt: Marcelinho
Spielte in der zweiten Halbzeit wie entfesselt: Marcelinho
Am Mittwoch hatte Marcelinho noch für Negativ-Schlagzeilen gesorgt, als er nach seiner Auswechslung im UEFA-Cup in Genua sofort verärgert in die Kabine marschiert war. In Leverkusen zeigte er sein anderes Gesicht. Der Brasilianer in Diensten von Hertha BSC bereitete ein Tor vor, erzielte das andere selbst und hatte so maßgeblichen Anteil daran, dass Hertha die Partie in Leverkusen noch drehte und verdient die drei Punkte mitnahm.
Zwei Stammspieler kehrten nach längerer Verletzungspause in die Anfangsformationen zurück: Carsten Ramelow bei Bayer, Gilberto bei den Berlinern. Und von Beginn an ging es unter den Augen von Bundestrainer Jürgen Klinsmann und Assistent Joachim Löw voll zur Sache. Marcelinhos direkt getretener Freistoß aus halbrechter Position strich gut einen Meter über das Leverkusener Tor (2.). Nur eine Minute später tauchte Dimitar Berbatov erstmals im Strafraum der Berliner auf. Bedrängt von Josip Simunic und Torhüter Christian Fiedler brachte er den Ball in die Mitte, wo Malik Fathi jedoch vor dem einschussbereiten Andrej Voronin klären konnte. Beide Teams agierten weiter offensiv und kamen zu Gelegenheiten: Erst verzog Herthas Stürmer Marko Pantelic nach schöner Flanke von Arne Friedrich volley, im Gegenzug scheiterte Berbatov an Fiedler (10.). In der 20. Minute ließ sich der Bulgare seine dritte Gelegenheit dann aber nicht entgehen. Er kam im Mittelfeld an den Ball, wurde weder von Kevin Boateng noch von Dick van Burik richtig angegriffen und hielt aus gut 18 Metern drauf. Fiedler sah den Ball spät und die Kugel zischte flach ins rechte Eck. Es war Berbatovs erster Treffer nach 878 Minuten. Danach verflachte die Partie. Lediglich Pantelic hatte noch eine Chance – und was für eine: Der Ex-Leverkusener Yildiray Bastürk hatte geflankt, von Marcelinho kam der Ball zum Serben, aber ihm gelang das Kunststück, aus vier Metern per Direktabnahme über das völlig leere Tor zu schießen (39.).
In der zweiten Halbzeit stellten sich die Gastgeber, bei denen Bernd Schneider wegen einer Schienbeinprellung fehlte, selbst ein Bein. Nach einer Ecke, die Fiedler abfing, schaltete Leverkusen viel zu langsam auf Defensive um. Hertha konterte über den nach dem Wechsel deutlich stärkeren Marcelinho und plötzlich stand Bastürk frei vor Hans-Jörg Butt, dem er aus zwölf Metern keine Chance ließ (58.). Sechs Minuten später schlief Bayer hinten erneut. Marcelinho ließ Juan aussteigen und bedankte sich mit einem überlegten Schlenzer in die rechte Ecke. Die Partie war gekippt. Da Bayer in der Folge im strömenden Regen nur noch wenig einfiel – mehr als ein Schuss von Voronin und einer Gelegenheit von Berbatov in der Nachspielzeit kam nicht mehr heraus – hatte Hertha kaum Mühe, die Führung über die Zeit zu bringen. Bastürk hätte in der 87. Minute sogar noch das dritte Tor machen können.
Sebastian Schlichting