
Bewahrte sich seinen Saisonhöhepunkt bis zum Schluss auf: Jan Kristiansen
Bewahrte sich seinen Saisonhöhepunkt bis zum Schluss auf: Jan Kristiansen
Auch im dritten Aufeinandertreffen in dieser Saison konnte sich der VfB Stuttgart gegen den 1. FC Nürnberg nicht durchsetzen. Allerdings war der frisch gekürte Deutsche Meister diesmal kein Kanonenfutter wie bei den 0:3- und 1:4-Schlappen in den Ligaspielen. Erst ein Sonntagsschuss von Kristiansen in der Verlängerung zwang die Schwaben in die Knie, verhinderte deren Double.
Nachdem sich die Franken in den ersten Spielminuten besser zurecht gefunden und durch Mintal auch zwei Halbchancen ausgelassen hatten, rappelten sich in der flotten Partie auch die Stuttgarter auf und schauten sich im Strafraum des Clubs um. Nicht wenige Schiedsrichter hätten auch in der 11. Minute auf den Punkt gezeigt, denn Nikls Attacke im 16er gegen Khedira war überaus diskussionswürdig. Der unparteiische Weiner ließ allerdings weiterspielen. Die Anerkennung des 1:0 durch Cacau war jedoch keine Frage (20.). Khedira hatte per Kopf aufgelegt und der einzige nominelle Stürmer in der Startaufstellung von Meister-Trainer Veh ließ seinem künftigen Kollegen Schäfer keine Chance zur Abwehr. Zwar schien der VfB nach dem Treffer auch das Spiel unter Kontrolle zu haben, doch Nürnberg glich überraschend in der 27. Minute durch Mintal aus. Eine Flanke von Reinhardt verwandelte der Slowake per Linksschuss. Vier Minuten später antwortete der VFB auf das 1:1 mit überzogener Härte. Torschütze Cacau schlug seinem Zweikampfgegner Wolf die Faust gegen die Brust und sah Rot. Auch Fernando Meira stand knappe zwei Minuten später dicht vor einem Feldverweis. Sein rüder Einsatz gegen Mintal, der danach verletzt ins Krankenhaus gefahren werden musste, wurde allerdings nur mit Gelb bedacht. Ohne weitere erwähnenswerte Szenen vor den Gehäusen der Kontrahenten ging es dann in die Pause.
Zur 2. Halbzeit wechselte Veh dann Gomez für da Silva ein, um wieder einen etatmäßigen Stürmer in seiner dezimierten Truppe aufzubieten. Das 2:1 für den Club wurde durch diese Maßnahme jedoch nicht berührt. Pinolas Eckball in der 47. Minute ließ die Stuttgarter Deckung passieren, Engelhardt war in Höhe des zweiten Pfostens bereit zur Vollstreckung und köpfte per Aufsetzer zur Führung der Franken ein. Die Elf von Hans Meyer versuchte nach diesem Tor über weite Strecken des zweiten Durchgangs nicht unbedingt, einen weiteren Treffer nachzulegen, überließ den zehn Stuttgartern das Mittelfeld und baute sich tief gestaffelt auf. Für den Meister begann nun die zähe Aufholjagd, die in der 80. Minute belohnt wurde. Der zukünftige VfB-Keeper Schäfer war aus seinem Kasten geeilt, um Gomez im Strafraum zu stoppen, fällte den Nationalspieler jedoch etwas unglücklich und Weiner entschied auf Strafstoß: Pardo versenkte die Kugel präzise im linken unteren Eck. In der normalen Spielzeit war der VfB dann dichter vor einem Erfolg als der Club, doch zwei gute Möglichkeiten wurden weder von Hitzlsperger noch von Delpierre genutzt.
Die erste Viertelstunde der Verlängerung verlief nahezu ohne Höhepunkte, sieht man von einer Saenko-Chance ab, der allein vor Hildebrand die falsche Entscheidung traf und ungenau abspielte. Aber die Nürnberger blieben am Drücker, bestimmten aufgrund ihrer Überzahl die Verlängerung. Die Vorentscheidung war dann auch nicht wirklich überraschend, die Art und Weise aber schon. Der bislang nicht durch seine Schusskraft und -genauigkeit auffällig gewordene Kristiansen nahm sich nach einem Zuspiel von Wolf in halblinker Position, knapp 30 Meter vom Tor entfernt ein Herz und knallte das Spielgerät mustergültig über Hildebrand hinweg sowie über die Unterkante der Latte ins Netz (109.). Das finale Anrennen der Stuttgarter war dann letztlich vergeblich, eher noch hätten die Nürnberger bei ihren Kontern ein viertes Tor erzielen können. Nach 1962 gewann der 1. FC Nürnberg erstmals wieder ein DFB-Pokal-Finale und mit Hans Meyer errang ebenfalls erstmals ein ehemaliger DDR-Trainer einen gesamtdeutschen Titel.
Ulrich Merk