
Drehte mit 17 Jahren ein Europacupspiel: Toni Kroos
Drehte mit 17 Jahren ein Europacupspiel: Toni Kroos
Nach Wochen der Lobhudeleien hatten die Münchener ihren Zauberstab diesmal zu Hause gelassen und siegten nach alter Tradition. Zweimal ging Roter Stern Belgrad in einem chaotischen Spielbetrieb in Führung. Dann brachte Ottmar Hitzfeld einen Teenager ins Spiel, der zunächst für den Ausgleich Pate stand und mit der letzten Aktion des Spiels das Leder noch über die Linie duselte. Wie aus dem Nichts entstand so noch ein Sieg.
Sowohl Demichelis als auch Ribery und Luca Toni hatten sich für das Spiel beim serbischen Meister entschuldigen lassen, wodurch Schweinsteiger und Podolski sowie erstmals nach seiner Verletzung Philipp Lahm von Anfang an aufliefen. Was die Bayern erwartete, war in jeder Hinsicht ungemütlich. Auch mit knapp 40.000 Zuschauern war das einst 100.000 Menschen fassende Stadion noch ein Hexentrog, zudem glich der Rasen nicht nur einem Flickenteppich, sondern war durch und durch mit kombinationsfeindlichen Löchern übersäht. Als interner Gefahrenherd entpuppte sich zu Anfang Phillip Lahm, der Belgrad nach einer Viertelstunde die Führung ermöglichte, indem er sich von Koroman an der Strafraumlinie austanzen ließ. Auch die Münchener aber brauchten zum ersten Tor nur eine Chance. Vier Minuten nach dem 1:0 tankte sich Lucio ungebremst vors Tor und schoss Randjelovic den Ball so kräftig auf den Leib, dass Klose den Abpraller ohne Mühe ins Tor legen konnte. Bis zur Pause waren es eher die Bayern, die den Spielfluss koordinierten. Mehr als ein weiterer Kopfball Kloses (39.) kam aber nicht dabei heraus, weil der Rasen eine Menge guter Ideen zerstörte und Riberys fehlende Klasse auch nicht ersetzt werden konnte. Belgrad versteifte sich eher auf Kampf, konnte mehr als ein Gleichgewicht auf diese Weise jedoch nicht erzwingen. Koroman vergab die letzte gute Chance vor der Pause (44.).
Mit Wiederbeginn änderte sich zunächst nicht viel, da Belgrad eher auf schnelle Konter spekulierte, die Gäste mit dem Remis aber zufrieden waren. Gerade als der FC Bayern das Spiel am sichersten kontrollierte, fiel wie aus dem Himmel jedoch das 2:1: Aus purer Verzweiflung eigentlich erlaubte sich Miljas gute 30 Meter vor dem Tor einen Schuss. Obwohl der Ball endlos lang in der Luft war, wehrte Rensing ihn aber nicht ab, sondern ließ ihn im Winkel einschlagen (74.). Erstmals überhaupt in der Saison drohte den Münchenern nun ernsthaft eine Niederlage und in diesem Fall ein Fehlstart in die als Pflichtprogramm angesehene Gruppenphase. Ottmar Hitzfeld aber schaute noch einmal auf die Bank und machte aus seinen begrenzten Möglichkeiten das Beste. Nach 80 Minuten nahm er van Bommel runter und brachte Toni Kroos, Jahrgang 1990, ins Spiel. Fünf Minuten später stand Kroos am Ball und zirkelte einen Freistoß in den Strafraum, den Klose unbedrängt zum Ausgleich einköpfen durfte. Schon darüber wurden die Serben fuchsteufelswild, verloren bald die Beherrschung und in der letzten Sekunde des Spiels sogar noch das Remis. Erst flog Bajalica mit Gelb-Rot vom Platz, dann brachte sich zum fälligen Freistoß wieder Kroos in Position und rollte das Leder fast von der gleichen Stelle wie vorher direkt ins Tor – ein krasser Fehler des Gastgeber-Torwarts schenkte den Münchenern sogar noch den Sieg.
Maik Großmann