Werders Ex-Torjäger wird vermutlich auch in seiner königsblauen Kluft von den Werder-Fans gefeiert werden, wenn er mit den Schalkern zum Saisonauftakt im Weserstadion aufläuft. Die Rückkehr des Brasilianers an seine alte Wirkungsstätte ist aber nur ein Aspekt dieser Begegnung zweier Teams, deren Minimalziel ein Platz im internationalen Geschäft ist.
Mit "Krachern" an die Spitze
Der Brasilianer Ailton ist einer der drei hochkarätigen Neuzugänge, die Schalke nach zwei enttäuschenden Jahren zurück in die Ligaspitzengruppe führen soll. Mit Ailton stießen ablösefrei dessen Bremer Abwehrkollege Mladen Krstajic, sowie für 4,5 Millionen Euro der ehemalige Stuttgarter Abwehrchef Marcelo Bordon zum Heynckes-Team. Ailtons Stärken - Antrittsschnelligkeit und Eiseskälte beim Abschluss - greifen, sobald der "Kugelblitz" freien Raum hat. Die Lücken zu erspähen und Ailton mit Pässen aus dem Mittelfeld bestmöglich in Szene zu setzen, wurde kurzerhand noch sein brasilianischer Landsmann Lincoln (von Kaiserslautern) verpflichtet.
Die "Null" wird sicherer
Ein ausschließlich auf Ailton zugeschnittenes Spielsystem indes dürfte nicht genügen, sich unter den Big Five zu etablieren. Zumal die Knappen wohl selten in den Genuss kommen werden, ausgiebig Konterfußball zu spielen. In der Arena AufSchalke ohnehin nicht. Angeblich will Trainer Jupp Heynckes vor den Spielen mit seiner Truppe die Kirche aufsuchen, um mit höherem Segen in die Partien zu gehen. Vor dem Gang gegen die Schalker Abwehr hätten das eher deren Gegner nötig, denn die ohnehin schon gut aufgestellte Defensive dürfte um Krstajic und Bordon verstärkt den Schalker Strafraum in einen Hochsicherheitstrakt verwandeln.
Flexibler durch Neuzugänge
Werder Bremen hat Ailton durch Miroslav Klose (teuerster Einkauf mit fünf Mio. Euro) ersetzt und mit Klasnic, Charisteas und Valdez weitere vielseitige Alternativen im Angriff, die die Bremer Torgefahr der letzten Spielzeit (79 Treffer) fortsetzen sollen. Meister-Trainer Thomas Schaaf betonte in der Saisonvorbereitung mehrfach, dass sein Team mit den Neuverpflichtungen variabler geworden sei. Für das Mittelfeld gilt das bedingt, denn die erfolgreiche Raute blieb unverändert (Regisseur Johan Micoud verlängerte bis 2007) und mit dem dänischen EM-Teilnehmer Daniel Jensen (noch verletzt) wurde lediglich ein, allerdings mit seiner Kombinationssicherheit gut zum Mittelfeldblock passender, Spieler hinzugeholt. Mehr noch trifft die gesteigerte Flexibilität auf die Abwehr zu, wo nach anfänglichen Problemchen Frank Fahrenhorst seinen Platz in der Innenverteidigung immer besser ausfüllt. Als hoffnungsvolle Lösung für das zuletzt unterentwickelte Flankenspiel empfahl sich der finnische Neuzugang Petri Pasanen auf der rechten Außenposition nachdrücklich. Und der frischgebackene brasilianische Südamerikameister Gustavo Nery sollte in der Lage sein, ebenfalls eine gute Rolle in Bremens Defensive zu spielen - so er denn seine Pause nach der Copa America beendet hat.
Gute Vorzeichen
Mit dem souveränen Erreichen des UI-Cup-Endspiels hat das neu motivierte Schalke erste Signale ausgesandt, dass sich die Investitionen in die mit gut dotierten Verträgen ausgestatteten Neuverpflichtungen lohnen könnten. Manager Assauer und Trainer Heynckes würden Schwierigkeiten bekommen, ein erneutes Verpassen des internationalen Geschäfts zu erklären. Werders finanziell ebenfalls nicht unerheblicher Kaderausbau erscheint angesichts der Dreifachbelastung (Meisterschaft/DFB-Pokal/Champions Legue) sinnvoll und - wie schon in den letzten Jahren - deutet sich an, dass Allofs und Schaaf in der Personalauswahl auch diesmal wieder ein gutes "Händchen" hatten. Den richtigen Ton traf Miroslav Klose, zum x-ten Mal auf seinen Vorgänger Ailton angesprochen: "Wenn er den Applaus bekäme und ich die Punkte, wäre ich zufrieden."
André Schulin
Adduktoren! Wenn ich das schon höre! So was gab es bei uns noch gar nicht, die wurden erst nach meiner Zeit erfunden.
— Ex-Nationalspieler Max Lorenz über die Verletzungen moderner Fußballprofis...