„Es sieht nicht rosig aus“

von Günther Jakobsen15:29 Uhr | 23.11.2006

Mönchengladbach steht derzeit nur auf einem enttäuschenden 14. Tabellenplatz. Darunter leidet auch die junge Karriere Eugen Polanskis. Im Gespräch mit 11freunde.de zeigt er sich trotzdem kämpferisch.

11freunde.de: Es heißt, du hast es den Extra-Trainingsschichten mit deinem Vater zu verdanken, dass du beidfüßig bist. Wie hat er dich trainiert?

Eugen Polanski: Trainiert haben wir auf einem Rasenplatz nahe der holländischen Grenze, bei meinem Heimatverein Concordia Viersen. Es handelte sich um Technik-Training – Ball hochhalten und Dribblings. Und damals war es ihm sehr wichtig, dass ich links wie rechts gleichermaßen stark bin.

11freunde.de: War dein Vater ein harter Hund?

Eugen Polanski: Nein, das nicht. Aber er ist schon sehr anspruchsvoll. Er hat mich immer angespornt und neue Ziele gesteckt. Vor allem beim Umgang mit dem Ball. Aber es hat nicht lange gedauert, da war ich besser als er.

11freunde.de: Im Sommer 2003 war Chelsea an dir interessiert. Warum bist du nicht gewechselt?

Eugen Polanski: Es war nur ein kurzer Telefonkontakt. Damals war ich noch B-Jugendspieler, und es war die Zeit, als Mikael Forssell nach Gladbach gewechselt ist. Es bestand somit ohnehin Kontakt zwischen Chelsea und dem VFL.

11freunde.de: Aber du hast sicherlich kurz überlegt, ob du wechseln solltest, falls sich die Möglichkeit ergibt.

Eugen Polanski: Natürlich war das eine große Ehre für mich. Und ich habe auch das ein oder andere Mal von Chelsea und den englischen Stadien geträumt. Jedoch war es mir zu gewagt, als Jugendlicher alleine in ein fremdes Land zu gehen.

11freunde.de: Bereust du es, dass du nicht den Mut bewiesen hast?

Eugen Polanski: Keine Sekunde. Ich bin Profi bei meinem Lieblingsverein. Bis hierhin habe ich alles richtig gemacht. Ich spiele dort, wo ich das Fußball spielen gelernt habe. Und es war immer mein Ziel, den Durchbruch bei der Borussia zu schaffen. Außerdem kam ein halbes Jahr nach dem Kontakt zu Chelsea Roman Abramowitsch, das wäre also keine gute Konstellation gewesen.

11freunde.de: Anfang der Saison hat AS Monaco Interesse an dir bekundet.

Eugen Polanski: Ja, das stimmt. Es war in der Saison-Vorbereitung. Aber ich habe mitgeteilt, dass ich in Mönchengladbach bleiben möchte, weil ich hier Erfahrung sammeln kann. Daher habe ich erst gar nicht lange überlegt.

11freunde.de: Siehst du Gladbach als klassischen Ausbildungsverein, als Sprungbrett?

Eugen Polanski: Ich hoffe, dass ich mich beim VFL als Spielerpersönlichkeit weiterentwickeln kann und wir als Mannschaft hohe Ziele erreichen. Ich würde nicht behaupten, dass ich hier nur lernen kann und dann zu einem größeren Klub wechseln muss, um nach Höherem zu streben.

11freunde.de: Deine Traumvereine sind der HSV, Juve, Barca, Real, Milan und Chelsea. Bei welchem dieser Klubs wirst du einmal landen?

Eugen Polanski: Das sind natürlich super Vereine und ein Traum für jeden Fußballer. Aber ich setze mir nicht das Ziel in den nächsten Jahren bei einem dieser Vereine zu landen. Eher versuche ich meine Leistung zu bringen, alles andere kommt von alleine. Daher stellt sich diese Frage gar nicht.

11freunde.de: Du bist ein Gladbacher Eigengewächs. Aber bist du auch ein waschechter Borusse?

Eugen Polanski: Ja, natürlich. Ich war damals mit meinem Vater so oft es ging am Bökelberg in der Nordkurve. Außerdem sind wir beide Mitglieder bei der Borussia. Dieser Verein liegt mir sehr am Herzen und ich habe ihm viel zu verdanken.

11freunde.de: Und jetzt spielst du selber dort.

Eugen Polanski: Ja, ein absoluter Traum.

11freunde.de: Wer sind deine größten Bezugspersonen im aktuellen Gladbach-Team?

Eugen Polanski: Vor allem Kasey Keller und Thomas Helveg sind schillernde Persönlichkeiten, von denen man viel lernen kann.

11freunde.de: Seit dem Weggang von Effenberg fehlt der Borussia ein Wortführer auf dem Platz. Warum übernimmst du diesen Job nicht, immerhin fehlt es dir nicht an Persönlichkeit.

Eugen Polanski: Noch fehlt es mir an Erfahrung und Cleverness, daher bin ich nicht derjenige, der auf dem Platz der Leitwolf ist. In diese Rolle muss man hineinwachsen, das geschieht nicht von heute auf morgen.

11freunde.de: Aber du warst Kapitän in fast allen Jugendmannschaften der Borussia und Auswahlmannschaften des DFB.

Eugen Polanski: Bereits in der Jugend habe ich gelernt, dass man Verantwortung übernehmen muss. Natürlich war es immer eine Ehre für mich, Kapitän zu sein. Ganz gleich ob beim VFL oder beim DFB. Aber jetzt muss ich mich erst einmal in der Bundesliga etablieren.

11freunde.de: Wie lange wird es dauern, bis du in Gladbach die Binde trägst?

Eugen Polanski: Es ist egal, wer Kapitän ist. An die Binde verschwende ich keinen Gedanken.

11freunde.de: Für diese Saison war dein Durchbruch beinahe schon vorprogrammiert. Woran liegt es nun, dass deine Entwicklung ins Stocken gerät?

Eugen Polanski: Im Moment sieht es nicht gerade rosig aus. Wir haben als Team eine schwierige Situation, die für mich jedoch sehr lehrreich ist. Schließlich lernt man aus Fehlern am meisten.

11freunde.de: Zur Lage der Borussia: sportliche Konzeptlosigkeit, fehlende spielerische Mittel, keine Hierarchie im Team, ungeduldige Fans und eine ehrgeizige Vereinsführung. Muss man sich Sorgen machen um den VFL?

Eugen Polanski: Wir arbeiten hart an uns und wissen, dass nicht alles so schlecht ist, wie es die Presse darstellt. Natürlich ist uns klar, dass es so nicht weitergeht.

11freunde.de: Auswärtsspiele in Stuttgart und München stehen vor der Türe. Habt ihr die Hinrunde bereits abgehakt?

Eugen Polanski: Nein, das sicherlich nicht. Dann wären wir Fehl am Platz. Wir glauben an uns und werden da unten wieder rauskommen.

11freunde.de: Was muss sich denn dazu verbessern?

Eugen Polanski: Ganz einfach, wir müssen besseren Fußball spielen. Wenn das der Fall ist, kommt der Erfolg von ganz alleine.

11freunde.de: Die Fans murren in letzter Zeit recht häufig. Sind sie zu ungeduldig oder überkritisch?

Eugen Polanski: Die Erwartungshaltung wird von Jahr zu Jahr größer. Nun wurde im Vorfeld der Saison vom UEFA-Cup gesprochen. Und diese Erwartung konnten wir bislang nicht erfüllen. Doch wenn wir besseren Fußball spielen, hören auch die Pfeifkonzerte auf.

11freunde.de: Spricht der 61-jährige Heynckes die gleiche Sprache wie ein 20-jähriger Polanski?

Eugen Polanski: Das Alter spielt keine Rolle. Gerade die jungen Spieler können sehr viel von ihm lernen. Er will nur das Beste für die Mannschaft, ist sehr akribisch, anspruchsvoll und nicht leicht zufrieden zu stellen. Wenn wir trainieren, dann mit tausendprozentigem Einsatz.

11freunde.de: Zu guter Letzt: Du und dein Vater tragen denselben Vornamen. Wie nennt Frau Polanski ihren Mann und wie ihren Sohn?

Eugen Polanski: Mittlerweile wohne ich nicht mehr zu Hause. Daher ist das Problem gelöst. Aber wenn ein harscher Ton vorherrschte, war immer mein Vater gemeint. Denn ich bin ganz klar der Liebe in der Familie.

Das Interview führte Andre Tucic

11Freunde



Hat Grabowski gekauft, hat Pezzey gekauft, ist auch gut für Cha.

— Wolfgang Zenker, Vize-Präsident von Eintracht Frankfurt, der Bum-Kun Cha und anderen Spielern faule Immobiliengeschäfte empfahl.