"Jara Plan, Mannschaft zuhören, Punkte"

von Günther Jakobsen15:06 Uhr | 22.08.2003

In der "Ewigen Tabelle" der Bundesliga rangiert der einzige durchgehend erstklassige Klub, der Hamburger SV, an zweiter Stelle - deutlich hinter dem FC Bayern München, der erst 1965 zur Eliteliga stieß. Am 24. August 2003, 40 Jahre nach Gründung der Liga, empfängt nun der Tabellenzweite der "Ewigen Tabelle" den Spitzenreiter dieses Rankings. Im aktuellen Ligageschehen ist dies allerdings kein Spitzenspiel, weil der HSV hinter den Erwartungen zurück blieb.

Das Potenzial nicht genutzt
Die ganz großen Bundesliga-Tage des HSV liegen Jahre zurück und der Fehlstart in die neue Saison dämpfte die Hoffnungen auf nachhaltige Besserung, die nach dem Gewinn des Ligapokals begründet schienen. Anders als die Bayern, die es verstanden, aus ihren Erfolgen und dem fußballbegeisterten Umfeld eine dauerhafte, national einmalige Erfolgsgeschichte zu entwickeln, vergaben die Hamburger ihre eigentlich ebenso günstigen Vorrausetzungen zu einem Ligagiganten zu werden. Wenig mehr als sportliches Mittelmaß kennzeichnete überwiegend die Hamburger Bundesliga-Geschichte. Bis auf eine Phase ende der 70er, anfang der 80er-Jahre.

Erfolgreiches Management als Basis
Dreimal schnappte sich der HSV in der Bundesliga die Meisterschale: 1979, 1982 und 1983. Dazu kamen fünf Vize-Titel in den Jahren 1976, 1980, 1981, 1984 und 1987. Zu Beginn der 80er Jahre also erlebten die Hanseaten ihre Glanzzeit. Damals profitierte der Klub von innovativen Führungskräften, die den Verein sportlich wie wirtschaftlich nach vorn brachten: Präsident Dr. Peter Krohn (später Generalmanager) und dessen Nachfolger Benthien und Dr. Klein, dem Fußballfachmann Günter Netzer als Manager sowie den Erfolgstrainern Branco Zebec und Ernst Happel.

Erfolgskonzepte
Zudem standen natürlich in Reihen der Mannschaft überragende Einzelkönner, die das damals innovative Raumdeckungssystem und die Happel-Doktrin des "Pressings" perfekt umsetzen konnten: Keegan, Magath, Buljan, Jakobs, Reimann Memering und Stein, um nur einige zu nennen. Zum Markenzeichen des HSV aber wurden die Koproduktionen des "Bananen-Flankers" Manfred Kaltz mit dem "Kopfball-Ungeheuer" Horst Hrubesch. "Manni Flanke, ich Kopf, Tor", beschrieb Hrubesch in erschöpfender Ausführlichkeit das Erfolgskonzept. "Jara Plan, Mannschaft zuhören, Punkte", könnte die Formel heute lauten.

Topspiel der "Ewigen Tabelle"
In ernsthafte Abstiegsnöte, mit Zittern bis zum letzten Spieltag, gerieten die Hamburger nie. Die schlechteste Platzierung am Saisonende war ein 14. Platz, jeweils in den Jahren 1967 und 1973. Trotz des derzeitig schlechten Tabellenstandes (Platz 15) ist auch diese Saison kein Abstiegskampf des HSV zu erwarten. Ein Erfolg gegen die Bayern in der zum "Jubiläumsspiel" apostrophierten Begegnung könnte die Wende zum Positiven einleiten. Allerdings: Von den 76 Ligavergleichen konnte der HSV nur vierzehn gewinnen und sechzehn Remis erreichen. 46 Partien gingen verloren. Das Topspiel der "Ewigen Tabelle" sieht den Tabellenzweiten und Gastgeber als klaren Außenseiter.

André Schulin



Das größte Hindernis auf dem Weg zum Erfolg ist die Angst vor dem Scheitern.

— Sven-Göran Eriksson