Hansi im Bayern-Glück - Fokus auf BVB statt auf Wenger

von dpa07.11.2019 | 13:08 Uhr
Hansi Flick kann sich freuen: Sein erstes Spiel als Interimstrainer der Bayern ist ein Sieg. Foto: Sven Hoppe/dpa
Foto: Sven Hoppe

Das Rätsel um den zukünftigen Trainer beendete Uli Hoeneß nicht, als er bester Laune in die Münchner Nacht entschwand. «Gute Frage», sagte der noch amtierende Präsident des FC Bayern und lachte.

Vor dem Bundesliga-Knaller gegen Borussia Dortmund und nach dem erfolgreichen Einstand von Hansi Flick in der Champions League kommentierten die Münchner Chefs die Spekulationen um ein Engagement von Arsène Wenger nicht. Flick stieß auf das wenig prickelnde 2:0 gegen Olympiakos Piräus mit einem Glas Wasser an. Für edlere Getränke war vor dem Liga-Gipfel gegen den BVB nicht der Zeitpunkt.

«Es ist ein Spiel, auf das sich ganz Deutschland freut. Es ist für uns das zweite wichtige Spiel in dieser Woche, da können wir ein weiteres Zeichen setzen», sagte Flick mit Blick auf Samstag (18.30 Uhr/Sky). Im ersten Spiel nach dem Aus von Niko Kovac stoppte der langjährige Joachim-Löw-Vertraute erstmal den Abwärtstrend des Fußball-Rekordmeisters. Er brachte Stabilität und Selbstbewusstsein zurück in das nach dem 1:5 in Frankfurt verunsicherte Starensemble.

«Ich habe es genossen, weil die Mannschaft die Qualität, die sie hat, gezeigt hat», sagte der 54-Jährige am Mittwochabend. «Aber natürlich ist noch Luft nach oben.» Für den bisherigen Kovac-Assistenten zählt nur das Kräftemessen mit Borussia Dortmund. Für Trainergerüchte oder eine Verlängerung seiner Zwei-Spiele-Mission ist für Flick und seine Spieler kein Platz. «Es ist der deutsche Klassiker, und der hat seine eigenen Gesetze», sagte Torhüter Manuel Neuer.

Die Frage nach dem zukünftigen Bayern-Coach sei aktuell nicht das Thema für die Mannschaft, stellte der Kapitän klar. «Wir haben ja jetzt einen neuen Trainer, der uns darauf einstellt, das Spiel gegen Borussia Dortmund möglichst zu gewinnen.»

Nach dem Kovac-K.o. war der Münchner Notfallplan mit Flick auf die Spiele gegen Piräus und den BVB ausgerichtet. Teil eins des Auftrags ist erfüllt. Mit Hochdruck wird daneben an der neuen Trainerlösung gearbeitet. Thomas Tuchel und Ralf Rangnick sagten ab oder ließen absagen. Mit dem langjährigen Arsenal-Coach Wenger soll von Münchner Seite schon Kontakt aufgenommen worden sein. Ein persönliches Treffen der Bayern mit Wenger könnte nach dem BVB-Knaller folgen.

«Das werde ich natürlich nicht kommentieren. Wir werden in Ruhe, ohne Druck, den Trainer aussuchen, der nach unserer Meinung der richtige ist», sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. «Hansi ist, glaube ich, in diesem Moment der richtige Trainer für uns. Er ist jetzt bis auf Weiteres Trainer, und alles andere werden wir sehen.» Wenger (70) wäre keine langfristige Zukunftslösung, er könnte als internationale Helfervariante à la Jupp Heynckes übergangsweise die Situation beruhigen. Zusammen mit Flick? Oder bleibt Hansi als Chef im Glück?

Wenger, der in London mit offensivem Fußball eine Epoche prägte, aber international ohne Triumph blieb, zeigte sich offen. «Ich würde mich niemals weigern, mit Bayern München zu sprechen», sagte der Franzose als TV-Kommentator beim Sender beIN Sports: «Denn ich kenne diese Leute, die den Verein führen, seit 30 Jahren. Ich wäre ja vor langer Zeit beinahe mal zu Bayern gegangen.» Der 70 Jahre alte Elsässer schränkte aber zugleich ein, dass er sich noch gar nicht entschieden habe, «ob ich wieder auf den Fußballplatz gehe oder nicht».

Die Münchner wollen erstmal die große Dortmund-Prüfung abwarten. Unter Flick agierten sie beim zähen Erfolg durch die Treffer von Robert Lewandowski und Ivan Perisic wieder etwas Bayern-like. Der Weltmeister-Co-Trainer ließ höher verteidigen, verordnete Philippe Coutinho und Thiago eine Kunstpause und auf dem Platz safety first. «Ich bin sehr zufrieden, weil die Null steht», sagte Flick. Das gab's zuletzt vor acht Pflichtspielen beim 4:0 gegen den 1. FC Köln.

«Mit so einem späten 2:0 wirkt es nicht ganz so himmelhochjauchzend. Aber nach den letzten Wochen hier überzeugend zu Null zu spielen, stimmt uns schon fürs Erste zufrieden», sagte der von Flick gestärkte Ex-Weltmeister Thomas Müller. «Wir waren von der ersten Minute an da. Sicherlich hat nach vorne so ein bisschen der Glanz gefehlt.»

Gegen die beim 3:2 gegen Inter Mailand nach der Pause mitreißend stürmenden Dortmunder Tempofußballer wird die nach den Verletzungen von Niklas Süle, Lucas Hernández und der Sperre von Jérôme Boateng zusammengeflickte Münchner Viererkette sicherlich mehr als vom total harmlosen Piräus-Team gefordert werden. Offensiv muss die Formation um den Torgaranten Lewandowski effektiver werden. Zwei Treffer bei 26 Torschüssen waren für Flick einfach «zu wenig».

«Dortmund wird definitiv ein super Spiel», sagte Lewandowski voller Vorfreude auf das Wiedersehen mit dem Ex-Club. Und auch wenn es auf dem Papier nur das Duell zwischen dem Tabellenvierten und dem Tabellenzweiten ist, stellte Neuer klar: «Es ist natürlich ein wichtiges Spiel, in dem es um die deutsche Meisterschaft geht.»

(dpa)