Die Bundesliga geht in die heiße Phase und eigentlich sollte ein Duell zwischen RB Leipzig und Borussia Dortmund ein echtes Spitzenspiel sein. Stattdessen trifft hier die pure Unbeständigkeit auf formschwache Ratlosigkeit.
Samstag, 15.03.2025
Beide Teams bleiben in dieser Saison weit hinter ihren eigenen Ansprüchen zurück und kämpfen nicht um den Titel, sondern um Schadensbegrenzung. Während der BVB in der Champions League mit breiter Brust auftritt, scheint in der Liga der Wurm drin zu sein.
Leipzig hingegen schwankt zwischen ambitioniertem Offensivdrang und unerklärlichen Defensiv-Aussetzern. In diesem Duell geht es also nicht nur um Punkte, sondern um die dringend benötigte Antwort auf die Frage: Wer bekommt endlich wieder die Kurve?
Die letzten Wochen lesen sich für beide Mannschaften eher wie eine Achterbahnfahrt mit mehr Tiefen als Höhen. Dortmund, sonst bekannt für explosive Offensive und mutige Spielweise, tritt in der Liga oft zu zögerlich auf und lässt deshalb wichtige Punkte liegen.
Nach dem 6:0 gegen Union wähnte man sich unter Neu-Trainer Niko Kovac schon wieder zurück in der Spur. Doch das jüngste 0:1 gegen den FC Augsburg hat sich wie ein herber Rückschlag angefühlt.
Leipzig hingegen steckt tief in einer Krise, die sich in blanken Zahlen noch schlimmer liest. Nur ein einziger Sieg aus den letzten neun Ligaspielen zeigt, wie sehr das Team von Marco Rose strauchelt. Die Defensive lässt sich zu leicht aushebeln, das Mittelfeld bietet kaum Stabilität und in der Offensive fehlt oft die Präzision. Das sorgt für Frust, nicht nur bei den Fans, sondern auch innerhalb der Mannschaft.
Bei den Quoten der Buchmacher zeigt sich ebenfalls ein recht ausgeglichenes Bild. Für einen Sieg der Leipziger gibt es bei den Sportwetten bei LeoVegas aktuell das 2,5-fache des Einsatzes zurück und die Quote für einen BVB-Sieg liegt bei 2,8. Ein großer Vorteil für die Heimmannschaft scheint also nicht erwartet zu werden.
Als ob es sportlich nicht schon genug Probleme gäbe, hatte Leipzig in den letzten Tagen auch noch mit einem Magen-Darm-Virus zu kämpfen. Mehrere Spieler fielen im Training aus. Das kommt zur Unzeit, denn gerade in dieser Phase braucht Rose eine fitte und motivierte Mannschaft, die sich gegen die Negativserie stemmt.
Doch das Problem geht tiefer. Leipzig fehlt die Konstanz. Spieler wie Xavi Simons und Loïs Openda haben ohne Frage außergewöhnliche Qualitäten, doch das Zusammenspiel klappt nicht wie gewünscht. Sesko und Openda hängen bei Leipzig zu oft in der Luft, weil aus dem Mittelfeld zu wenig Unterstützung kommt. Xavi Simons bringt zwar Kreativität ins Spiel, taucht aber phasenweise völlig ab.
Dazu kommt die Frage nach der Führungsrolle. Wer reißt das Team mit? Gulacsi und Orban sind zwei echte Club-Legenden in Leipzig, die diese Aufgabe eigentlich übernehmen könnten. Aber auch die beiden Routiniers können es nicht allein richten und zuletzt wirkten sie auch nicht immer maximal formstark.
Auf europäischer Bühne zeigt sich Borussia Dortmund von einer ganz anderen Seite. Beim Achtelfinalsieg gegen OSC Lille wurde klar, dass dieses Team sehr wohl kontrolliert und strukturiert auftreten kann, obwohl der Patzer von Keeper Gregor Kobel natürlich für einen Schockmoment sorgte. Danach hat sich der Gegner jedoch als Team aus der Misere herausgearbeitet. Aber warum klappt das nicht in der Bundesliga?
Ein Grund liegt in der Spielweise der Gegner. Während europäische Teams den BVB oft Räume anbieten, sieht das in der Liga anders aus. Dort stehen viele Mannschaften tief und überlassen Dortmund den Ball. Und genau da liegt das Problem. Der BVB hat Schwierigkeiten, sich durch kompakte Abwehrreihen zu kombinieren. Die Kreativität fehlt, das Tempo ist oft zu niedrig und wenn dann noch einfache Fehler hinzukommen, wird es schwierig. Der FC Augsburg hat dahingehend eine Masterclass abgeliefert, wie man dem BVB mit Kampf und Leidenschaft in dieser Spielzeit den Schneid abkaufen kann.
Dazu kommt, dass einige Leistungsträger zu unbeständig sind. Julian Brandt kann mal ein Spiel mit genialen Pässen lenken, dann wieder völlig abtauchen. Er ist für viele Fans das Sinnbild des Misserfolgs, obwohl er eigentlich seit Jahren konstante Leistung bringt. Aber der Anspruch in Dortmund ist eben sehr hoch.
Auch auf der Trainerposition kehrt keine Ruhe ein. Sollte Niko Kovac das internationale Geschäft verpassen, könnte er im Sommer bereits wieder beurlaubt werden. Zwar betont die Vereinsführung, dass der Coach (noch) nicht infrage steht, doch sollte der BVB weiter Punkte liegen lassen, könnte sich die Stimmung schnell drehen.
Die taktische Ausrichtung beider Trainer wird entscheidend sein. Leipzig hat in den letzten Wochen gezeigt, dass es anfällig für schnelles Umschaltspiel ist. Dortmund hingegen hat Probleme, wenn es darum geht, selbst das Spiel zu gestalten.
Leipzig könnte daher versuchen, defensiv kompakter zu stehen und auf schnelle Gegenstöße zu setzen. Gerade mit Spielern wie Openda oder Simons könnte das zum Erfolg führen. Dortmund hingegen muss Wege finden, das Spiel variabler zu gestalten. Viel wird davon abhängen, ob das zentrale Mittelfeld mit Sabitzer, Groß und Can die Kontrolle über das Spiel bekommt.
Ein Sieg wäre für beide Teams enorm wichtig. Leipzig ist trotz der katastrophalen Ergebnisse der letzten Wochen noch in Schlagdistanz zu den Champions-League-Plätzen. Der BVB muss hingegen aufpassen, nicht völlig den Anschluss zu verlieren. Es bräuchte eine Siegesserie, um sich wieder in den Dunstkreis der Europaplätze zu spielen.
Doch es geht nicht nur um die Tabelle. Der psychologische Effekt ist mindestens genauso wichtig. Leipzig braucht dringend ein Erfolgserlebnis, um nicht noch weiter in die Krise zu rutschen. Für Dortmund wäre ein überzeugender Sieg ein Signal, dass man auch in der Bundesliga wieder ernst zu nehmen ist.
Und was passiert bei einer Niederlage? Für Leipzig würde der Druck auf Marco Rose weiter steigen, während Kovac vermutlich bis Saisonende so oder so weitermachen darf. Dass sowohl Leipzig als auch der BVB in dieser Saison in den Pokalwettbewerben noch Titelchancen haben, dürfte nur ein schwacher Trost sein.
Musiala setzt sich auch körperlich sehr gut durch.
— Bela Rethy im Nations-League-Spiel Deutschland gegen England (1:1) über Jamal Musiala.