Meier: "Schiris müssten 19. Bundesliga-Mannschaft sein"

von sid24.10.2025 | 12:40 Uhr
Meier: "Schiris müssten 19. Bundesliga-Mannschaft sein"
Foto: IMAGO/SID/IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Gawlik

Der ehemalige FIFA-Referee Urs Meier sieht im Vergleich mit anderen Ländern großen Nachholbedarf für das deutsche Schiedsrichterwesen. "International gehören die deutschen Schiedsrichter nicht zu den Top drei Nationen. Das sollte zu denken geben. Eigentlich müssten sie Top eins oder zwei sein. Das müsste der Anspruch sein – sind sie aber nicht", sagte Meier im Interview mit RTL/ntv und sport.de. "Bei wichtigen internationalen Spielen sind sie nicht dabei. Bei den letzten zwei Weltmeisterschaften, wo Deutschland früh ausgeschieden ist, hätten deutsche Schiedsrichter im Viertel-, Halb- oder Finale stehen müssen. Waren sie nicht."

Der 66-Jährige nimmt in diesem Zusammenhang den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in die Pflicht. "Die deutschen Schiedsrichter müssen mehr Fußballverständnis tanken", forderte Meier: "Sie müssen in Körpersprache und Stellungsspiel geschult werden. Auch der Umgang mit Spielern ist entscheidend – Kommunikation, Präsenz. Das bringt drei, vier, fünf Prozent Verbesserung."

Dazu müsse in professionellere Strukturen investiert werden. Echte "Profi-Schiedsrichter in Deutschland" seien "längst überfällig. Die Bundesligavereine müssten mehr Druck auf den DFB ausüben. Die 19. Mannschaft – das müssten die Schiedsrichter sein. Punkt. Aber das sind sie nicht. Deshalb reden wir jedes Jahr über dieselben Versäumnisse, dieselben Probleme. Sie werden nicht angegangen", sagte Meier: "Wir können nächstes Jahr wieder ein Interview führen – und stehen wieder am gleichen Punkt."

Der Schweizer fordert zudem mehr Eigenverantwortung der Referees – und weniger Einfluss des Video-Assistenten. "Den Schiedsrichtern mehr Mut geben, mehr Eigenverantwortung. Sie sollen Entscheidungen treffen." Diese seien durch den den VAR "entwertet" worden, die Schiedsrichter seien "irgendwo hinter dem VAR verschwunden", sagte Meier: "Der VAR funktioniert, weil der Schiedsrichter keine Entscheidung trifft. Dann entscheidet der VAR – und alle sagen: Bravo, der VAR hat funktioniert. Aber warum? Weil der Schiedsrichter nicht entschieden hat."

(sid)