Trotz Torflaute und Silva: Kovac will weiter an Guirassy „festhalten“

von Maximilian Dymel17.11.2025 | 11:23 Uhr
Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Nach einem starken Saisonstart konnte Borussia Dortmund in den vergangenen Wochen weniger überzeugen. Die Mannschaft von Trainer Niko Kovac wirkte vor allem offensiv oft einfallslos, was auch mit einem Formtief von Serhou Guirassy zusammenhängt. Dennoch will der BVB-Coach weiterhin auf den Guineer setzen.

Fabio Silva
DortmundAngriffPortugal
Zum Profil

Person
Alter
23
Größe
1,85
Fuß
R
Marktwert
16,3 Mio. €
Saison 2025/2026

Bundesliga

Spiele
4
Tore
-
Vorlagen
1
Karten
---

Torflaute? Guirassy „wird wieder dahin kommen“

Während Serhou Guirassy in der Vorsaison hinsichtlich der Ausbeute noch mit Harry Kane verglichen wurde, ist ihm der Engländer in der dieser Spielzeit enteilt. Nach zehn Bundesliga-Spieltagen steht Kane bereits bei 13 Toren, Guirassy hingegen „erst“ bei fünf. Zwar konnte der BVB-Stürmer in wettbewerbsübergreifend 15 Partien sieben Tore und vier Vorlagen verbuchen, sammelte die meisten seiner Scorerpunkte aber zu Saisonbeginn. Seit Anfang Oktober traf Guirassy nur zweimal und konnte die ohnehin schon schwache Dortmunder Offensive nicht beleben.

Dennoch sieht Trainer Niko Kovac keinen Grund, den 29-Jährigen auf die Bank zu setzen und plant auch weiterhin mit ihm. „Seine Tore fehlen uns im Moment“, räumte der 54-Jährige ein, äußerte sich aber in einem „Kicker“-Interview zuversichtlich: „Er wird wieder dahin kommen. Ich bin froh, dass ich ihn habe, und werde an ihm festhalten. Er ist nicht nur ein toller Stürmer, sondern vor allem ein ganz toller Mensch.“

Länderspielpause: Kovac „sehr“ froh über Guirassy-Verbleib

Trotz der Torflaute sah Kovac auch Positives in Guirassys Leistungen: „Ich rede grundsätzlich viel mit meinen Spielern, natürlich auch mit Serhou. Ich sehe, dass er total engagiert ist. Er spürt, was ich von ihm denke.“ Dabei erinnerte sich der BVB-Coach auch an seine vorherigen Stationen und ähnliche Situationen mit Stürmern. Im Falle einer Durststrecke sei es umso wichtiger, dass ein Trainer Vertrauen ausstrahlt. Dieses werde auch Guirassy weiterhin bekommen, so Kovac.

Der Kroate war gerade wegen dessen Formtiefs „sehr“ froh darüber, dass sein Angreifer, den er im Sommer Dortmunder „Lebensversicherung“ bezeichnet hatte, während der Länderspielpause beim Verein blieb. Guirassy hatte in den vergangenen Wochen oftmals gehemmt oder überspielt gewirkt und konnte die Verschnaufpause gut gebrauchen. „Serhou hat bereits in der Vorbereitung einige Trainingseinheiten verpasst, dann hatte er mit Oberschenkel- und Schulterproblemen zu kämpfen“, so Kovac, der deshalb umso erfreuter über Guirassys genutzte Pause war.

Neuzugang Silva außen vor? „Braucht noch Zeit“

Wer von Kovacs Festhalten an dem Guineer nicht profitieren dürfte? Neuzugang und Herausforderer Fábio Silva. Der Portugiese hat seit seinem Wechsel an die Strobelallee einen schweren Stand. Nach verletzungsbedingten Anlaufschwierigkeiten kam der 23-Jährige nur sporadisch zum Einsatz. Obwohl er in 105 Spielminuten für den BVB durchaus sein Potenzial angedeutet hat, führt wohl auch weiterhin kein Weg am gesetzten Guirassy vorbei.

Silva konnte bereits einmal für den BVB treffen. Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Laut Kovac sei das „normal.“ Die Stützen der Mannschaft, die bereits in der vergangenen Saison unter ihm zum Einsatz kamen, hätten „große Qualität gezeigt“ und machten es neuen Spielern schwer, sich einen Stammplatz zu erspielen. Die Ablösesummen seien dabei irrelevant, sagte Kovac. Fábio Silva wurde für 23 Millionen Euro – also nicht gerade billig – von den Wolverhampton Wanderers verpflichtet. „Aber die Ablöse bedeutet nicht, dass die anderen deshalb freiwillig den Weg freimachen“, stellte der BVB-Trainer klar. Dennoch sei er mit den Neuverpflichtungen „zufrieden“, auch wenn diese „noch Zeit“ bräuchten.

Kovac will nicht in Aktionismus verfallen

Vor allem die aus England verpflichteten Silva und Jobe Bellingham mussten sich erst an „ein anderes Umfeld, eine andere Kultur, eine andere Sprache“ gewöhnen. „Man muss ihnen zugestehen, dass sie sich daran erst gewöhnen müssen“, betonte Kovac. Der 54-Jährige ist jedoch „froh, dass sie da sind und die Konkurrenz erhöhen. Wer hier unterschreibt, der weiß, was ihn erwartet. Ich kann leider nicht alle aufstellen. Aber das ist mir lieber, als wenn ich mich umdrehen würde und nicht wüsste, wen ich bringen soll.“

Trotz der Alternativen auf der Bank – und der ersten kritischen Fragen ob des Effektes der Sommerneuzugänge – will Kovac sich nicht „von den äußeren Debatten nicht treiben lassen oder deshalb in Aktionismus verfallen.“ Der Übungsleiter ist zwar offen für „sachliche“ Kritik, betonte aber: „Trotzdem muss man sich vor Augen führen, wo wir herkommen.“ Bei den Westfalen dürfe man derzeit nicht „so tun, als sei plötzlich alles schlecht.“

Schließlich liegt der Fokus der Kritik aktuell stark auf der B-Note des BVB – der Attraktivität des Fußballs – was dafür spricht, dass die A-Note – die Ergebnisse – derzeit stimmt. „Wenn wir Tabellenelfter wären, würden wir nicht darüber sprechen, ob unser Fußball auch schön genug ist“, so Kovac, der wegen „eines Remis in Hamburg nicht alles infrage stelle, was vorher gut war.“