Vor 30 Jahren: Typisch Frankfurt: Erst Bayern schlagen, dann absteigen...

Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern München – Ein Klassiker der Bundesliga, der vor exakt 30 Jahren eine unerwartete Wendung erhielt. Die Eintracht deklassierte das „Dream Team“ aus München im Waldstadion mit 4:1. Ein Sieg für die Ewigkeit, mochte man denken, doch am Saisonende stiegen die Frankfurter erstmals aus der Bundesliga ab.
Der FC Bayern München hat in seiner unvergleichlichen Bundesliga-Historie nur gegen ein Team häufiger auswärts verloren als gegen Eintracht Frankfurt, das 21-mal gegen die Münchner jubeln durfte.
- 23 Spiele verlor man bei Borussia Mönchengladbach.
Unter den 55 Spielen, die Eintracht Frankfurt im Stadtwald seit 1965 gegen den FC Bayern München machte, ragen sicher viele heraus.
Doch nur eines erfuhr eine noch größere Ironie als das 4:1 von Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern am 4. November 1995.
Im April gleichen Jahres setzte Bayerns Star-Trainer Giovanni Trapattoni (86 / „E mehr Basler, e mehr Mehmet“) vier Amateurspieler ein, darunter auch einen gewissen Dietmar Hamann („The Didi Man“).
Das widersprach den DFB-Statuten, das souveräne 5:2 der Bayern wurde annulliert und mit 2:0 für Frankfurt gewertet.
Richtig rund ging es dann im November.
- Bayern-Coach Otto Rehhagel (87) brachte mit Thomas Strunz (kam vom VfB Stuttgart), Andreas Herzog (Bremen), Jürgen Klinsmann (Tottenham Hotspur) und Ciriaco Sforza (Lautern) vier seiner fünf hochkarätigen Neuzugänge, für die der FC Bayern umgerechnet fast zehn Mio. Euro ausgegeben hatte, von Anfang an.
- Die Eintracht hatte bis dahin nur zwei von elf Bundesliga-Spielen gewonnen (4:2 gegen 1860 München und 3:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern).
- Bis zu der Sternstunde am 4. November 1995 war man in sechs Spielen in Folge ohne Sieg geblieben.
Frankfurt gegen Bayern 1995: „Tabellenkonstellation bedeutete nie was“
„Wir hatten keinen guten Start in die Saison er-wischt, fanden uns schon zu Mitte der Hinrunde auf den Abstiegsrängen wieder“, erinnerte sich Ex-Nationalspieler Manfred „Manni“ Binz (60) im November 2014 bei eintracht.de, „für unsere erfolgsverwöhnte Truppe war das eine ungewohnte und gefährliche Situation. Die Bayern kamen dagegen mit der breiten Brust des Tabellenführers ins Waldstadion. Aber bei Bayern-Spielen bedeuteten Tabellenkonstellationen noch nie etwas. Dazu kam, dass die Bayern zum damaligen Zeitpunkt selten im Waldstadion als Sieger vom Platz gingen. Wir waren also hochmotiviert und gingen durch Matthias Hagner früh mit 1:0 in Front. Diese Führung beflügelte uns und wir lieferten eine super kämpferische Leistung ab.“
Ein Eintracht-Flop namens Mornar
Binz, Vize-Europameister von 1992, weiter: „Ich spielte auf der Sechs und kurioserweise sind mir an diesem Tag anderthalb Tore geglückt: Das 2:0 und das 4:1. Mein erster „Treffer“ nach einem Seitfallzieher wurde aber Ivica Mornar gutgeschrieben, der den Ball abgefälscht hatte.“
Für alle jüngeren Leser respektive Eintracht-Fans: Ivica Mornar war ein Stürmer aus Kroatien, der in Frankfurt nur aufgrund seiner eigenwilligen Frisur auffiel.
- In 19 Spielen in der ominösen Saison 1995/96 gelangen ihm nur zwei Tore für die „Adler“, wobei der Treffer gegen Bayern München sein letzter im Trikot der Hessen war.
- Der heute 51-jährige Kroate kam 1995 für 250.000 Euro Ablöse von Hajduk Split an den Main. Er verabschiedete sich ohne Qualitätsgewinn bzw. Verlust zum FC Sevilla, wo ihm ebenfalls nur zwei Liga-Tore gelangen…
Dramatisch wurde die Situation in Frankfurt nach dem Jahreswechsel.
- „Die Adler“ gewannen in 1996 nur zwei Bundesliga-Spiele, 1:0 gegen den KFC Uerdingen und gegen Werder Bremen (30. Spieltag).
Zwischen dem 19. und dem 29. Spieltag gelang überhaupt kein Sieg mehr, sodass die Mannschaft von Eintracht-Legende und Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz „Charly“ Körbel (70 / „Die Eintracht ist vom Pech begünstigt.“) immer weiter abrutschte und nach Tabellenplatz 17 und zwei Mal 0:3 beim Abstiegskonkurrenten 1. FC Köln und gegen den FC Schalke 04 am 32. Spieltag nicht mehr zu retten war.
Erst Bayern schlagen und dann absteigen? Typisch Frankfurt!
Aber die Eintracht wäre nicht sie selbst, wenn sie dieses unglaubliche Kunststück nicht auch noch wiederholt hätte.
- 2000/2001 gewannen die Frankfurter sogar bei Bayern München.
- 2:1 hieß es am 18. November 2000 im Olympiastadion durch Tore von Alexander Schur und Jan Age Fjörtoft.
- Zu diesem Zeitpunkt der Saison war dieses Duell die Begegnung zwischen dem Tabellenvierten und dem Fünften…
- Während sich die Bayern in einem der dramatischsten Finals aller Zeiten aber die Meisterschaft holten, legte die Eintracht nach dem 2:1 in München eine Negativ-Serie von sechs Niederlagen in Folge hin.
- Retter-Coach Felix Magath (72) musste nach 1:5 gegen den 1. FC Köln am 27. Januar 2001 gehen.
Eine Pleiten-Serie im Frühjahr 2001 von noch einmal fünf Partien, darunter u. a. ein 0:2 zu Hause gegen die Bayern, führte schließlich zum zweiten Bundesliga-Abstieg. Typisch Eintracht.




