Spielerische Klasse zeichnete die Geißbock-Elf nach wie vor aus, doch die Bundesliga-Konkurrenz hatte nicht geschlafen und den Vorsprung der Kölner wettgemacht. Im Europapokal (Saison 1964/65) fehlte ihnen schlicht das Glück.
Köln wird unheimlich
Nach Schäfers Abschied büßte der FC seine Spitzenposition im deutschen Fußball ein. Man verfügte zwar immer noch über einen hervorragend besetzten Kader (Overath, Weber und Löhr waren unverzichtbare Stammkräfte in der Nationalelf, andere Akteure kamen zu sporadischen Einsätzen) und wurde durchgehend zum Favoritenkreis der Liga gezählt, doch die vorderen Platzierungen blieben aus. Rang 5 in der Endabrechnung 1966, Platz 7 im Jahr darauf und Rang 4 im Jahr 1968 waren gewiss keine schlechten Bilanzen, aber eben doch nicht mehr von der Qualität wie in der ersten Hälfte der 60er-Jahre. Den Bundesliga-Tiefpunkt des Jahrzehnts erwischten die Kölner in der Saison 1968/69, als man lange Zeit um den Klassenerhalt bangen musste. Zwischenzeitlich rutschten die Geißböcke sogar in die Abstiegsregion ab. Nach dem letzten Spieltag hatte der FC als Tabellen-Vierzehnter gerade einmal drei Punkte mehr als Absteiger Nürnberg - die Alarmglocken klingelten. Zum Ausgang des Jahrzehnts meldeten sich die Geißböcke jedoch erstarkt zurück. Dem verhaltenen Start folgte eine stete Steigerung, die das seinerzeit von Hans Merkle trainierte Ensemble an die Tabellenspitze trug. In der Rückrunde der Saison 1969/70 besetzten die Kölner sieben Wochen in Folge die Topposition der Liga, bis einschließlich des 27. Spieltages. „Köln wird unheimlich“, fröstelte das Fachblatt „Fußballwoche“ und listete das „Unheimliche“ auf: „Neuer Rekord: 8 Siege in Serie durch 30:8 Tore. Der 1. FC Köln hat gute Aussichten, als erster Klub zum zweiten Mal deutscher Bundesligameister zu werden.“ Doch ausgerechnet nach einem großen Triumph, dem 5:2-Auswärtssieg beim HSV - so deutlich waren die Hanseaten nie zuvor in der Bundesliga auf eigenem Platz geschlagen worden - riss der Faden. Von den verbliebenen sieben Spielen konnte der FC nur noch eines gewinnen, die abschließende Partie gegen Dortmund (5:2). Das reichte am Saisonende lediglich noch für Platz vier. Die zweite Bundesligameisterschaft war zwar verpasst, aber der Ausrutscher aus der Vorsaison korrigiert.
International war dem 1. FC Köln ein großer Wurf nicht vergönnt. Legendär und aberwitzig die Geschichte des Ausscheidens im Landesmeisterpokal 1964, als nach drei Remis gegen den FC Liverpool noch immer kein Gewinner ermittelt war und der Münzwurf des Schiris über den Halbfinaleinzug entscheiden musste: Beim ersten Versuch blieb die Münze senkrecht im Matsch stecken - der Unparteiische musste nochmals werfen und dann war das Glück mit den Briten.
Mein Verein
Wir wollen schon, aber die anderen wollen noch weniger.
— Karl-Heinz Rummenigge auf die Frage, ob die Bayern gar nicht Meister werden wollen