Im Frankenland hofft man auf eine Saison, in der man nicht konstant mit dem Rücken zur Wand steht. Genau das könnte jedoch passieren. Der Gedanke an einen erneuten Saisonausklang mit Relegations-Showdown ist nicht abwegig.
Die Relegationsspezialisten aus dem Frankenland (Aufstieg 2009/Klassenerhalt 2010) stehen vor einer weiteren unsicheren Saison. Der nicht unerhebliche personelle Umbruch - 15 Akteure verließen den Verein, 12 neue kamen - verlangt eine neue Ausrichtung, was angesichts der oft enttäuschenden Darbietungen der vergangenen Saison nicht grundsätzlich verkehrt erscheint. „Wir haben uns in der Breite verstärkt, der Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft ist höher“, gab Trainer Dieter Hecking vor dem ersten Pflichtauftritt der Saison, dem DFB-Spiel bei Eintracht Trier (ein 2:0-Erfolg der Cluberer), zu Protokoll. Zwei Club-Akteure erleben den Konkurrenzkampf unter gänzlich gegensätzlichen Vorzeichen. Der einstmals als „Phantom“ gefürchtete, zwischen Mittelfeld und Sturm pendelnde Marek Mintal quält sich nach langer Verletzungsodyssee bislang vergebens, dem alten Niveau wieder nahe zu kommen.
Konträr dazu zeigt die Karrierekurve des 19-jährigen Ilkay Gündogan steil nach oben. Das Mittelfeldtalent dürfte kaum über diese Saison hinaus beim Club zu halten sein. Noch konnte der 1. FCN Angeboten von Ligakonkurrenten widerstehen, die bis zu 7 Millionen Euro offerierten. Der sportliche Nutzwert Gündogans erscheint den Verantwortlichen jedoch höher. Zu gerne hätte man den vom FCB ausgeliehen Andreas Ottl länger an sich gebunden, auch die Rückkehr der beiden HSVer Maxim Choupo-Moting und Dennis Diekmeier zu ihrem Stammverein brachte die Franken um zwei gesetzte Akteure. Etwas dünn besetzt erscheint der Club im Angriff, wo dem neu verpflichteten Julian Schieber (vom VfB Stuttgart) die Rolle des zentralen Torjägers zufällt. Angelos Charisteas (zum AC Arles) enttäuschte in dieser Rolle und verließ den Verein. Albert Bunjaku konnte in der Rückserie nicht mehr an die Form der ersten Saisonhälfte anknüpfen, blieb mit seinen zwölf Treffern aber mit Abstand torgefährlichster Cluberer der Spielzeit 2009/10.
Möglicherweise sorgt eine Leihgabe vom FC Bayern für höhere Torgefahr aus dem Mittelfeld heraus: Der 20-jährige Mehmet Ekici machte in der Vorbereitung einen guten Eindruck und wies bei Bayerns Zweiter seinen Zug zum gegnerischen Tor nach. Angesichts der traurigen Club-Bilanz von zuletzt nur 32 Treffern (schlechteste der Liga) ist gerade in dieser Hinsicht eine Qualitätssteigerung vonnöten.
Mögliche Aufstellung: Schäfer – Judt, Nilsson, Wolf, Pinola – Eigler, Gündogan, Simons, Mintal (Ekici), Bunjaku - Schieber
Wir als Spielergeneration waren darauf nicht vorbereitet. Vor dem Spiel hat man im Hotel erstmal geguckt, ob da ein Journalist unter dem Bett liegt oder irgendwo auf der Toilette. Man kam sich teilweise vor wie ein Zirkuspferd.
— Oliver Kahn im ZDF-Sportstudio über die Dokumentation ,,FC Hollywood - Der FC Bayern in den verrückten 1990er -Jahren." Und da ging's rund...