1. FC Nürnberg vor der Saison 2002/2003

von Günther Jakobsen17:39 Uhr | 19.07.2002

"Nirgendwo gibt´s so leicht Geld wie im DFB-Pokal“, meint Club-Präsident Roth. Vorausgesetzt natürlich, man übersteht mindestens zwei, drei Runden. Zuletzt scheiterten die Franken gleich am Fünftligisten SSV Ulm. Diesmal wartet Zweitligist Eintracht Trier. Doch der Club benötigt zusätzliche Mittel. Die Geldknappheit der Franken spiegelt sich bei den Neueinkäufen wider.

Die letzte Saison…
…balancierte der Club lange am Rande des Abgrundes. An 17 Spieltagen belegten die Augenthaler-Schützlinge einen Abstiegsplatz, erst nach dem 33. Spieltag war klar, dass der FCN die Klasse halten würde. Mit dem 1:0-Erfolg über Leverkusen (Kopfballtreffer durch Nikl) zogen die Nürnberger nicht nur den eigenen Kopf aus der Schlinge, sie stürzten damit auch den Gegner Bayer Leverkusen von der Tabellenspitze und stellten die Weichen für die Werkself erneut auf „Vizemeisterschaft“. Viel mehr Grund als den Nichtabstieg zu feiern, bot sich dem Nürnberger Anhang indes nicht. Schließlich mussten in der Meisterschaft 20 Niederlagen verkraftet werden. Der glückliche Saisonausklang und die leichte Leistungssteigerung zum Schluss konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Club weniger aufgrund überzeugender eigener Leistung, als vielmehr wegen der Bundesliga-Untauglichkeit der drei Absteiger die Klasse hielt.

Für einiges Ungemach sorgte Manager Edgar Geenen in der Hinrunde. Mit den an die Reservisten gerichteten Worten: „Ihr seid Abschaum, ihr seid wie Lepra“, entfachte Geenen im Oktober eine bundesweit geführte Debatte, welche Mittel rechtens sind, hochbezahlte Profis zu motivieren. Erleichtert vernahmen die bedröppelten Kicker, dass der wütende Manager zumindest nicht auf sie schießen würde - schließlich seien sie „das Pulver nicht wert“. Noch mal Glück gehabt.

Die Neuen und der Kader
34 Mal brachten die Club-Kicker den Ball im gegnerischen Gehäuse unter - nur Absteiger Köln (26 Treffer, 1034 Minuten ohne Tor) hatte weniger zu bieten. Deshalb trennte man sich von den Stürmern Louis Gomis (2 Treffer), Paulo Rink (3 Treffer), und Christian Möckel (0 Treffer). Der Club ist finanziell nicht „auf Rosen gebettet“, so verwundert es wenig, dass keine namhaften Neuverpflichtungen getätigt wurden. Milan Belic (OFK Belgrad, ausgel.) und Michael Kügler (BVB Amateure) heißen die neuen Angreifer. Damit steht fest, dass Trainer Klaus Augenthaler weiterhin auf Kai Michalke (4 Treffer) und die Entdeckung der letzten Saison, den Brasilianer Jeronimo Barreto Claudemir, genannt „Cacau“ (6 Treffer), baut. Im Stillen hofft der Nürnberger Coach vielleicht auch noch auf den Durchbruch von Marco Villa und Martin Driller. Ex-Pauli-Stürmer Driller geht in seine dritte Saison beim Club und hat lediglich einen Torerfolg vorzuweisen (im Mai 1999, beim 2:0-Erfolg über Bayern). Zwei schwere Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Zur neuen Saison will der 32-Jährige noch einmal durchstarten. Für das Mittelfeld wurden Sasa Ciric (von Eintracht Frankfurt, ausgel.), Rade Todorovic (von Slavia Sofia) und der FCN-Amateur Andreas Wolf neu in den Profi-Kader geholt. Die beiden Abwehrspieler Dusan Petkovic (vom VfL Wolfsburg) und Milorad Popovic (von OFK Belgrad, ausgel.) vervollständigen die Neuzugänge. Derzeit noch nicht völlig vom Tisch ist ein möglicher Wechsel von Anthony Sanneh. Der Amerikaner, beim Club nicht immer unumstritten, lieferte im Dress der US-Boys eine überzeugende WM-Leistung ab und wird mit Arsenal London in Verbindung gebracht.

Mit „Augen“maß
"Wenn die Spieler nicht auf dem Platz sind, ist es egal, ob wir mit Viererkette oder mit Schneekette spielen.", grantelte Klaus Augenthaler nach dem 2:4 gegen Stuttgart. Auch bei etlichen weiteren Spielen hatte der Club-Trainer genügend Anlass, seinem Unmut zu den Leistungen seiner Schützlinge verbal Ausdruck zu verleihen. Dies geschah allerdings in deutlich charmanterer Form, als es sein Vereinskollege, Manager Edgar Geenen, zustande brachte. "Es macht Spaß, mit dieser Mannschaft zu arbeiten, auch wenn der Tabellenstand das nicht ausdrückt", ist ein weiterer Beweis Augenthalerscher Souveränität. Dies ist ein Hoffnungsschimmer für die kommende Saison.

André Schulin

Die 1. FC Nürnberg-Daten



Als ich von Frankfurt nach Berlin gewechselt bin, habe ich Sergej Kirjakow kennengelernt. Das war ein Erlebnis. Sergej Kirjakow hat dem Zeugwart mal vor einem Spiel 250.000 Mark in die Hand gedrückt und gesagt: Pass mal kurz drauf auf.

— Ansgar Brinkmann über seinen Ex-Mitspieler Sergej Kirjakow.