100 Jahre alpenländischer Fußball

von Günther Jakobsen10:07 Uhr | 18.08.2004

Anlässlich der 100-Jahr-Feier des Österreichischen Fußballverbandes (ÖFB) wurde die DFB-Auswahl zu einem Freundschaftsvergleich geladen. In Wien fand auch das erste Aufeinandertreffen statt, das im Juni 1908 mit 3:2 an die Gastgeber ging.

Schuld waren die Gärtner
Der Österreichische Verband kann auf eine positive Länderspielbilanz zurückblicken. 631 Partien spielte die Nationalauswahl der Alpenrepublik; dabei stehen den 269 Siegen 232 Niederlagen gegenüber. 130 Spiele endeten mit einer Punkteteilung. Englische Gärtner, die um 1890 bei der in Wien ansässigen Bankiersfamilie Rothschild ihren Unterhalt bestritten, sollen Schuld daran sein, dass sich die Kickerei in Österreich neben Skilaufen zum beliebtesten Volkssport entwickelte. Nach Rasenpflege und Unkraut jäten entspannten sich die Engländer in ihrer Freizeit mit dem runden Leder - und infizierten mit ihrer Begeisterung die Wiener.

Im Schatten des großen Nachbarn
1905 trat der ein Jahr zuvor gegründete ÖFB der FIFA bei und erreichte bei sieben Weltmeisterschaften die Endrunde. Die besten Platzierungen gelangen 1934 (Rang vier) und 1954 (Rang drei). Beide Male verhinderte die DFB-Elf ein noch besseres Abschneiden, denn 1934 entschied die deutsche Auswahl das Spiel um Platz drei mit 3:2 für sich, und 1954 verbaute die 1:6-Niederlage im Halbfinale Österreich den Einzug ins Endspiel. 1978, bei der WM in Argentinien, revanchierten sich die Alpenkicker mit dem 3:2-Sieg über Deutschland ein wenig für die Pleiten aus früheren WM-Zeiten. Insgesamt jedoch zog Österreich in den Länderspiel-Vergleichen mit der BRD klar den Kürzeren: Nur acht Erfolge, aber 18 Niederlagen stehen zu Buche. Sechs Mal stand ein Remis am Ende. Die deutsche Bundesliga war auch immer ein beliebtes Ziel österreichischer Fußballer. 56 Profis standen hierzulande unter Vertrag. Der erste war Wilhelm Huberts, der ab der Saison 1963/64 die Stiefel für die Frankfurter Eintracht schnürte.


Krankl bevorzugt Blockbildung
Für Nationaltrainer Hans Krankl bietet das Jubiläumsspiel gegen Deutschland eine gute Möglichkeit, seine Elf vor dem Auftakt der WM-2006-Qualifikation (am 4. September gegen England) noch einmal zu testen. Mit England, Nordirland, Polen, Wales und Aserbaidschan haben die Österreicher eine durchaus schwere Gruppe erwischt. Zwei aktuelle Bundesligaspieler stehen in Krankls Aufgebot gegen Deutschland: Der Stuttgarter Abwehrspieler Martin Stranzl und der Neu-Hannoveraner Roman Wallner, der bislang im Sturm der Niedersachsen noch keine Berücksichtigung fand. Auch der Ex-HSVer Markus Schopp, derzeit bei Brescia Calcio unter Vertrag, könnte zum Einsatz kommen. Noch bestens im Bilde über die deutschen Berufskollegen ist Dietmar Kühbauer, der bis 2002 für den VfL Wolfsburg spielte und jetzt im Mittelfeld des SV Mattersburg seine Kreise zieht. Ansonsten jedoch setzt Krankl auf Blockbildung. Das Gros des Teams stellt mit nicht weniger als sieben Akteure der amtierende Meister Grazer AK.

André Schulin



Man hetzt die Leute auf mit Tatsachen, die nicht der Wahrheit entsprechen.

— Toni Polster