2012/13, Teil 2/3: Raus aus dem Niemandsland

von Günther Jakobsen15:28 Uhr | 19.07.2012

In unserem zweiten Teil der Drittligabetrachtung schauen wir auf die Teams, denen Außenseiterchancen eingeräumt werden und die für die ein oder andere Überraschung gut sein könnten. Darunter befinden sich mit Bielefeld und Saarbrücken ehemalige Erstligisten, mit Chemnitz und Erfurt zwei ambitionierte Ostklubs, mit Wehen ein Ex-Favorit und mit Dortmund II und Stuttgart II die Talentschmieden zweier Bundesligisten.

Im letzten Jahr noch zum großen Favoriten auf den Aufstieg erkoren, spielte der SV Wehen Wiesbaden eine Saison zum Vergessen. Auf Platz 16 schrammte die Elf von Trainer Peter Vollmann (seit Februar Nachfolger von Gino Lettieri) nur knapp am Abstieg vorbei. Entsprechend heruntergeschraubt wurden die Erwartungen für die neue Spielzeit: „Für uns geht es zunächst darum, nach einer katastrophalen Saison wieder Boden unter die Füße zu bekommen und deutlich besser abzuschneiden.“ Dafür wurden mit Gyasi (Oberhausen), Müller, Wiemann (beide Rostock), Stroh-Engel (Babelsberg) und Vunguidica (Münster) drittligaerfahrene Spieler nach Wiesbaden geholt, die dabei helfen sollen, den SVWW in der Spielklasse zu stabilisieren.

Ein ähnliches Ziel gibt man beim Chemnitzer FC aus. Trainer Gerd Schädlich will mit seiner Mannschaft versuchen, den neunten Platz aus der Vorsaison zu bestätigen, drei seiner Kollegen nannten den CFC gar als möglichen Aufstiegskandidaten. Die Abgänge von Garbuschewski (nach Düsseldorf), Peßolat (Jena) und Tüting (Sandhausen) sollen durch Buchner, Pfeffer (Dresden), Semmer (Rostock) und Kegel (Dresden) kompensiert werden. Vorbereitungsspiele gegen den Premier League- Teilnehmer aus Newcastle (1:0) und den Lokalrivalen von Fortuna Chemnitz (3:0) deuten auf eine gute Frühform hin, die es im ersten Saisonspiel gegen den Babelsberger SV zu bestätigen gilt.

Als Nummer eins in Thüringen betitelte sich Rot-Weiß Erfurt nach dem Abstieg Carl Zeiss Jenas. Diese Stellung will man bei RWE auf längere Zeit behalten, kurzfristiges Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz. Zwar verließen Reichwein und Manno den Klub, es konnten jedoch Tunjic (Unterhaching) und Fillinger (FSV Frankfurt) verpflichtet werden. Auf Offensivkraft Fillinger muss Trainer Emmerling jedoch zunächst auf unbestimmte Zeit verzichten, da er an einer Sprunggelenksverletzung laboriert.

Seiner zweiten Saison in Deutschlands dritthöchster Spielklasse geht Arminia Bielefeld entgegen. „Für uns geht es darum, nicht wieder durch einen schlechten Saisonstart in eine Negativspirale zu geraten. Mein Ziel ist es, der Mannschaft eine Pokalspiel-Mentalität einzuimpfen. Dann ist für uns einiges möglich.“ - Trainer Krämer stapelt tief. Mit Salger (Osnabrück) und Testroet (Offenbach) wurden junge Spieler verpflichtet, die trotz ihres Alters schon einiges an Erfahrung in der dritten Liga vorzuweisen haben. In Testspielen wurden Eintracht Braunschweig (1:0), Ligakonkurrent Münster (2:0) und der Regionalligist BV Cloppenburg (3:0) geschlagen, es ist also in der Tat „einiges möglich“ für Bielefeld.

Außenseiterchancen dürfte der 1. FC Saarbrücken besitzen, auch wenn Trainer Luginger selbst angibt, nur den zehnten Platz der Vorsaison verbessern zu wollen. Dafür holte man vor allem junge Spieler ins Saarland, die es zu integrieren gilt. Bei Testspielen gegen den 1. FC Kaiserslautern (2:2) und Worms (1:2) konnten sich Neuzugänge wie Jülich (FCB II), Torhüter Fernandez (Bayer Leverkusen), Maek (Aachen) und Knipping erstmalig beweisen.

Das Augenmerk auf die Ausbildung junger Spieler legen die Zweitvertretungen von Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart. Die U23 des amtierenden Meisters spielt nach dem Aufstieg seine erste Saison in der dritten Liga mit dem Primärziel, nicht abzusteigen. Einen „Rang zwischen Platz eins und 17“ sagt BVB-Trainer Wagner voraus und will über eine starke Defensive zum Erfolg kommen. Schwaben-Trainer Kramny will dagegen „eine möglichst gute Rolle spielen“. In der Vorsaison erreichte der VfB II einen soliden elften Platz und bot seinem Nachwuchs ein gutes Pflaster, um sich an höherklassigen Fußball heranzutasten.



Ich bin nicht unzufrieden mit dem Punkt. Aber ich bin natürlich auch nicht zufrieden mit dem Punkt.

— Christian Streich, Trainer des SC Freiburg, zum 0:0 bei Arminia Bielefeld bei Saisonstart 2021/2022.