5 Dinge über den HSV

Martin Jol ist in Hamburg angekommen. Er will - wie Klinsmann - alle Spieler jeden Tag ein bisschen besser machen. Dabei hilft ihm - wie in München - der neue (allerdings buddhafreie) Trainingstrakt und sein siebenköpfiges Expertenteam.

1. »IM MOMENT« WILL KEINER SO RICHTIG WEG

»Hamburch, meine Perle, Du wunderschöne Stadt...«. Lotto King Karls Stadionhymne, die im Hamburger Volkspark vor jedem Heimspiel gespielt wird, scheint sich auch in den Köpfen der ausländischen Profis des HSV festgesetzt zu haben. Immer wieder betonen sie, wie wohl sie sich in der schönen Hansestadt fühlen. Viele der potentiellen Wechselkandidaten begründen ihren Verbleib an der Elbe dann auch indirekt mit der Lebensqualität der Stadt. Der frischgebackene Vater Ivica Olic sagt: »Ich habe keine Lust, schon wieder umzuziehen« und enfant terrible Timothée Atouba erklärt allen Wechselgerüchten zum Trotz: »Meine Priorität ist Hamburg. Meine Familie fühlt sich hier gut«.

Sorgenkind Mohamed Zidan wird dem HSV voraussichtlich ebenfalls erhalten bleiben. Bislang hat das Interesse des saudischen Klubs Al Ittihad Jedda an dem ungestümen Ägypter noch nicht für ein konkretes Angebot gereicht. Deshalb fällt er ebenfalls in den Chor ein und sagt: »Hamburg ist eine sehr schöne und große Stadt«. Auch Mannschaftskapitän van der Vaart und seine überpräsente Sylvie lieben ihre Perle. Nicht zuletzt deshalb hat der 25jährige »im Moment so ein Gefühl«, dass er ein weiteres Jahr für die Rothosen auflaufen wird. Wenn, ja wenn, Real Madrid nicht doch noch offiziell bei Didi Beiersdorfer anfragen sollte. Aber der deutsch-spanische Boulevard-Zeitungs-Krieg um den »kleinen Engel« gehört ja inzwischen fest zum Hamburger Sommerloch und taugt nicht mehr so richtig zum Aufreger. Festzuhalten bleibt: es gibt bislang nur wenig personelle Veränderungen im Kader.

Mit dem Ende der Saison trennte man sich von Mario Fillinger und Miso Brecko und der bis zum 30. Juni 2009 laufende Vertrag von Juan Pablo Sorin wurde vorzeitig aufgelöst, nachdem der 32jährige verletzungsanfällige Argentinier in zwei Jahren lediglich 24 Bundesliga-Partien für den HSV bestreiten konnte. Sorin kassiert eine Abfindung in Höhe von einer Million und kann sich ablösefrei nach einem neuen Verein umsehen. Dieser Deal nützt auch dem HSV, da er so ca. zwei Millionen Gehalt einspart. Einzige Neuverpflichtungen für die neue Saison sind bislang Dennis Aogo (21) und Jonathan Pitroipa (22) vom Zweitligisten SC Freiburg. In Freiburg waren Aogo und Pitroipa in der vergangenen Saison absolute Leistungsträger und beide sind heiß auf Liga 1. Weiter verstärkt wird der Profikader durch zwei Amateure, die langsam an die Mannschaft herangeführt werden sollen. Der 17jährige Nigerianer Macauley Chrisantus hat seit November einen Amateurvertrag beim HSV. Dieser wird mit Erreichen seines 18. Lebensjahres am 20. August in einen langfristigen Profikontrakt umgewandelt. Ebenfalls von den Amateuren in den Profikader gerückt ist der 18jährige Verteidiger Miroslav Stepanek.

2. DER NEUE TRAINER UND SEIN BRUDER

Es ist aber ganz sicher nicht die Stadt allein, welche die Spieler zum Bleiben bewegt. Dafür regnet es eindeutig zu viel. Unter anderem ist da ja auch nach langem hin und her ein neuer Trainer, der ein völlig neues Konzept verspricht. Martin Jol setzt auf temporeichen Offensivfußball und hat dafür gleich drei Spieler aus eben jener holländischen Nationalmannschaft zur Verfügung, die das Publikum bei der EM so begeistert hat. Der wenig veränderte Kader stellt für Jol kein Problem dar. Er will wie Klinsmann alle Spieler jeden Tag ein bisschen besser machen. Dabei hilft ihm der neue 500.000 Euro teure (buddhafreie) Trainingstrakt sowie ein siebenköpfiges Expertenteam. Mit von der Partie ist auch sein älterer Bruder Cornelius Jol. Der 55jährige studierte Germanistik und zieht nicht nur mit in Martin Jols Villa in Othmarschen, sondern steht ihm auch als persönlicher Assistent zur Seite und kümmert sich um Scouting und Spielanalysen.

3. DIE VORBEREITUNG

Als letzter Bundesligaverein startete der HSV am siebten Juli in die Vorbereitung. Am vergangenen Wochenende gab es das erste Testspiel gegen eine Amateurauswahl aus Pinneberg. Der HSV lief ohne die EM-Fahrer van der Vaart, Mathijsen, de Jong und Trochowski auf. Bei dem klaren 6:0 Sieg trafen sowohl Guererro als auch das nigerianische Stürmertalent Macauley Chrisantus je zweimal. Jeweils einen Treffer erzielten der viel gescholtene Zidan und Collin Benjamin, der mit Martin Jol nun schon seinen sechsten Trainer in Hamburg erlebt. Gestern brachen die Hamburger Profis dann ins Trainingslager im österreichischen Längenfeld auf. Dort soll individuell und in kleinen Gruppen präzise und hart an der Form für die kommende Saison gearbeitet werden. Am Samstag in einer Woche trifft der HSV dann zur Saisoneröffnung im Volksparkstadion auf Manchester City.

4. DAS MUSS MAN NICHT WISSEN

Team-Manager Jürgen Ahlert (48) begann seine Karriere beim HSV vor vierzehn Jahren als Busfahrer. Heute steht er gemeinsam mit Marinus Bester den Neuzugängen mit Rat und Tat zur Seite, wenn es darum geht, sich in Hamburg zurechtzufinden. Gerade half er Martin Jol dabei, das von seiner fünfjährigen Tochter vehement geforderte »weiße Haus« zu finden.

5. 11FREUNDE ORAKELT

Die Hamburger besiegen im ersten Spiel Klinsmanns Bayern 3:0 (2x Guerrero, 1x van der Vaart per Strafstoß nach Foul an Jarolim). Es folgt eine glänzende Hinrunde, bei der der HSV nur knapp an der Herbstmeisterschaft vorbeischlittert. Im Januar geht’s dann wieder mit den bekannten 1:1-, 0:1-Gurkenergebnissen los. Eine direkte Champions League-Qualifikation wäre ja auch langweilig. Ende der Saison kommt Sergej Barbarez mit frisch erworbener Trainerlizenz aus Bosnien zurück, zieht den Karren aus dem Dreck und lacht sich den Arsch ab.

Imke Ankersen
11freunde-Online