5 Dinge über Energie Cottbus

von Günther Jakobsen20:04 Uhr | 09.08.2008

Zum ersten Mal seit langem ist es Energie Cottbus gelungen, den Großteil seines Kaders zusammenzuhalten, vor allem wohl deshalb, weil Wolfsburg inzwischen lieber in Italien einkauft. Ob´s im Abstiegskampf hilft?


1. WAS IST DENN JETZT LOS?

Mit Cottbus ist das ja so eine Sache. Irgendwie haben sie nie eine Chance, Geld schon gar nicht und auch die Begeisterung in der Lausitz hält sich in Grenzen. Doch dann begeben sie sich, ausgestattet mit einem Budget, mit dem der FC Bayern nicht einmal das Porto bezahlen könnte, wieder auf Einkaufstour, bevorzugt tief in Osteuropa, und kommen mit Spielern zurück, die sich erst einmal nicht nach Superstars anhören. Meistens, genau genommen bislang immer, handelt es sich dann auch nicht um neu entdeckte Ronaldinhovics, sondern eher um Kaluznys, Radus oder Munteanus. Doch selbst die schließen sich in der Regel schnell attraktiveren Vereinen oder dem VfL Wolfsburg an, wenn auch nur das kleinste Interesse an ihnen besteht.

Doch plötzlich ist alles anders. Der VfL Wolfsburg hat sich abgewendet, strebt höheren Sphären zu und kauft lieber in Italien ein, und Energie Cottbus bleiben die meisten Stammspieler erhalten. Über 30 Akteure zählt der Kader, darunter eine ganze Reihe deutscher Spieler, bei denen man den Verdacht nicht los wird, sie könnten hauptsächlich zur Einhaltung der mühsam und spät erreichten Quote für inländische Spieler dienen.

Wenn nur wenige gehen, müssen auch nicht viele kommen, und so wurde das Team nur punktuell verstärkt, zuletzt mit dem serbischen Offensiv-Allrounder Ivica Iliev von PAOK Saloniki, der für ein bisschen mehr Fußball-Ästhetik sorgen soll. Bei ihm steht es wie bei den meisten Cottbuser Transfers: Mal sehen, was sie taugen...


2. KAMPF UND BETON

Im Großen und Ganzen wird aber die selbe Mannschaft an der Start gehen wie in der letzten Saison. Überragende Einzelspieler gibt es nicht, der wichtigste Mann in Cottbus ist der Trainer: Bojan Prasnikar. Seit seinem Amtsantritt Ende September 2007 hat er die Mannschaft nach und nach entwickelt und konnte so bereits einen Spieltag vor Saisonende den Klassenerhalt feiern – für die dortigen Verhältnis ein bemerkenswerter Erfolg. Dabei war er zunächst sehr skeptisch, schimpfte über technische Mängel in der Bundesliga (die er wahrscheinlich vor allem auf dem eigenen Trainingsgelände bestaunen durfte) und rührte in seiner Mannschaft Defensiv-Beton an. Doch am Ende lief es besser, auch beschwingt durch einen 2:0 Überraschungssieg gegen die Bayern.

Darauf hoffen sie in der Lausitz nun wieder und Prasnikar wird erneut dafür sorgen, dass seine spielerisch limitierten Akteure zumindest kämpferisch erstklassig sind, denn das war in der vergangenen Spielzeit der Fall, wie vor allem der Last-Minute-Sieg gegen Hansa Rostock gezeigt hat. Nur wenn die Mannschaft als Einheit funktioniert, und vielleicht auch mal auswärts ein bisschen weniger hasenfüßig auftritt, hat Energie eine Chance auf den Klassenerhalt. Zugute kommen könnte dem Verein, dass der FC Bayern nur allzu gerne Punkte im Osten lässt und Cottbus mal wieder die einzige ostdeutsche Mannschaft stellt.


3. GESCHLOSSENE FREUNDSCHAFT

Freuen kann man sich in Cottbus auf jeden Fall auf eine neue Südtribüne. Mit ihr ist der Stadionumbau abgeschlossen, die alten weitläufigen Kurven Vergangenheit und nun jeder Platz im Stadion wirklich nahe am Spielfeld. Auch der Gästeblock.
Ob nun aber ein echter Hexenkessel aus dem Stadion wird oder bei den Anhängern die Trauer über den Verlust der Eichen überwiegt, die bislang die Südkurve überragten, wird sich zeigen. Problematisch wird es allerdings für folgendes Cottbuser Lied: »Hier im Stadion unter Eichen, tritt kein Gegner gerne an. Und schon mancher Fußballriese, wurde hier zum kleinen Mann…«


4. MUSS MAN NICHT WISSEN

Im Jahr 2006 stieg der FC Energie Cottbus wieder in die Bundesliga auf. Brandenburg jubelte und wählte den Verein zur »Mannschaft des Jahres«. Ganz Brandenburg? Nein. Die unbeugsamen Cottbusser selbst wählten Energie in der stadtinternen Sportlerumfrage nur auf Rang 3 der Mannschaftswertung. Hinter den Keglern vom ESV Lok und den Turnern vom SC Cottbus.


5. WIR ORAKELN

Soll man noch abwägen? Abwarten, wie die paar Neuzugänge einschlagen? Bedächtig Hoffnung verbreiten? Nö. Cottbus steigt ab. Ohne Relegation. Tut uns leid.

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Es war heute Abend nicht unser Tag.

— Bryan Robson