Neonazis sind besonders dort erfolgreich, wo wenige widersprechen. Deshalb schlägt die Aktion „Störungsmelder“ nun Alarm – auch in Person von Thomas Hitzlsperger. Hier berichtet er über rassistische Auswüchse im Fußball.
»Als Fußballer begegnet mir das Thema Ausländerfeindlichkeit immer wieder. Obwohl ich selbst von Neonazis verschont geblieben bin, war ich doch sehr überrascht, wie sehr die Neonazis das Image der Deutschen im Ausland prägen. Fünf Jahre lang habe ich im Ausland gelebt und ich musste viel Überzeugungsarbeit leisten; Zudem habe ich erlebt, wie Mitspieler aufgrund Ihrer Hautfarbe beschimpft wurden, und die Aggressivität hat sich unterschieden von den üblichen Beschimpfungen, denen man im Fußballstadion ausgesetzt ist.
Grundsätzlich funktioniert das Zusammenleben und –spielen mit Fußballern aus der ganzen Welt problemlos. Der Ausländeranteil in den europäischen Topligen stieg in den letzten Jahren stetig an, und die Fans unterstützen ihre Mannschaft, egal aus welchen Nationalitäten sie sich zusammensetzt.
Das Problem im Fußball scheint sich aber in den unteren Ligen abzuspielen, dort wo die Medienpräsenz nicht so groß ist und Rechte ungehindert Ihre Ansichten verbreiten können.
Ich werde über meine Erfahrungen berichten und möchte dazu beitragen, dass Nazis vor allem im Profifußball, aber auch in allen anderen Bereichen unserer Gesellschaft, kein Bein auf den Boden bekommen.
Ehe meine Profikarriere so richtig begann, machte ich schon die ersten Erfahrungen mit Rassismus im Fußball. Der schottische Traditionsvererein Celtic Glasgow wollte mich verpflichten, aber zuvor sollte ich noch ein einwöchiges Probetraining absolvieren. Ich zögerte nicht lange und flog mit großen Erwartungen nach Schottland.
Es war die Vorbereitungsphase auf die Saison, und zufälligerweise bestritten wir ein Freundschaftsspiel in Deutschland, nachdem ich die ersten Tage in Schottland, Irland und Dänemark verbracht hatte. Vom Heimweh geplagt, war ich über diese Spielansetzung sehr froh, aber ich schien der Einzige zu sein. Es machte mir auch nichts aus, dass wir gegen den Regionalligisten Sachsen Leipzig spielten, und nicht etwa in der Nähe meiner Heimatstadt München. Leider kann ich mich jedoch nicht mehr an das Spiel, das Ergebnis oder besondere Vorkommnisse auf dem Platz erinnern, zu sehr haben mich die Geschehnisse auf den Rängen beeinflusst.
Celtic Glasgow ist eine bekannte Größe im europäischen Fußball und gespickt mit guten Fußballern aus aller Welt. Das schien den Fans der Leipziger wohl nicht so zu gefallen. Jede Ballberührung meiner afrikanischen Mitspieler wurde von Affenlauten aus dem Publikum begleitet. Der Ton der Anhänger wurde immer rauer und die Leipziger beschränkten sich nicht auf Affenlaute, sondern legten noch nach. „Geh zurück in den Busch, Du Neger“ oder etwa „Du schwarzes Arschloch“ war immer wieder zu hören. Die betroffenen Spieler verstanden vermutlich die Worte der Zuschauer nicht, aber es war unmissverständlich, worauf sie abzielten.
Es gab keine Reaktion der Leipziger Spieler und der Schiedsrichter. Wahrscheinlich sind derartige Vorfälle nicht mehr der Rede wert, da sie an der Tagesordnung sind und Wegschauen die bequemere Lösung ist. Ich kenne kaum einen Spieler, der die eigenen Fans gegen sich aufbringen würde, um sich für Mit- oder Gegenspieler einzusetzen.
Ich hätte mich gern entschuldigt. Ich war froh, dass die Zäune zwischen Zuschauerränge und Spielfeld hoch genug waren.«
Autor: Thomas Hitzlsperger
Mit freundlicher Genehmigung von: 11Freunde-Online
Unten kamen keine Fangesänge an, da müssen wir intern nochmal drüber sprechen.
— Thomas Müller fehlte im Geisterspiel die Unterstützung von Uli Hoeneß und Franz Beckenbauer im Publikum.