96 Minuten Volldampf-Fußball

von dpa04.05.2005 | 12:26 Uhr

Hochkarätige Torchancen gab es nur wenige zu bestaunen, dennoch war das entscheidende Spiel des Halbfinals zwischen Liverpool und Chelsea aufgrund der hohen Intensität ein echtes Fußballerlebnis. Liverpool hielt den spielerisch überlegenen Gästen ein flexibles Defensivbollwerk entgegen, und gewann dank eines frühen Tores von Garcia.

Als Schiedsrichter Michel in der vierten Minute ohne zu Zögern auf Tor für Liverpool erkannte, kochte die ohnehin schon grandiose Stimmung an der Anfield Road über. Baros hatte das Leder im Strafraum über Chelsea-Keeper Cech gelupft und der Spanier Luis Garcia kickte den Heber gedankenschnell in Richtung Gäste-Tor. Gallas’ Rettungsversuch auf der Linie kam zu spät. Mit hoher Wahrscheinlichkeit - die Fernsehbilder lieferten keine absolute Klarheit - erwischte er die Kugel erst hinter der Linie. Beflügelt von der Führung bekamen die "Reds" kurzfristig Oberwasser und fingen Chelseas Aufbaubemühungen bereits in Höhe Mittelfeld ab, was sich jedoch im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit ändern sollte. Die Gäste eroberten sich zunehmend die Platzhoheit, aber Liverpool hielt mit einer aufmerksamen Defensivleistung den Ball vom eigenen Strafraum fern. Schlussmann Jerzy Dudek musste nicht einen einzigen gefahrbringenden Schuss abwehren.

Mit Beginn des zweiten Durchgangs steigerte Chelsea den Druck und drängte Liverpool noch tiefer in die Defensive. Trotz äußerst hohem Tempo und großer Einsatzfreude konnten die "Blues" aber weiterhin Liverpools Abwehrbollwerk nicht ausmanövrieren, denn die "Reds" hielten mit der gleichen Leidenschaft dagegen. Ein scharfer Freistoß von Lampard (68.), bei dem Dudek tief in seine rechte Ecke tauchen musste, gefährdete die knappe Führung der Reds ernsthaft. Chelsea-Trainer Mourinho wechselte mit Robben und Kezman, später kam noch Huth, zwei frische Stürmer ein und Robben scheiterte mit einem aus aussichtsreicher Position abgezogenen Schussversuch an Carragher, der das Leder abblockte. Hamann, der eine vorzügliche Leistung auf Seiten Liverpools gebracht hatte, wurde durch Kewell ersetzt (73.) und der Australier inszenierte mit Zusammenspiel mit Cissé einige wenige Entlastungsangriffe der Gastgeber. Chelseas nimmermüder Elan ließ Liverpool jedoch bis zum Abpfiff um den knappen Erfolg bangen. Sechs Minuten dauerte die Nachspielzeit und wenige Augenblicke vor dem Abpfiff hatte Gudjohnsen urplötzlich den Ausgleich auf dem Fuß, als Liverpools Deckung nicht klären konnte. Aus spitzem Winkel zog der Isländer das Leder jedoch knapp am langen Pfosten vorbei - und dann war auch das Spiel vorbei. Chelsea-Coach Mourinho, viel gescholten wegen seiner großsprecherischen Art, gratulierte nach dem Abpfiff nicht nur seinem spanischen Pendant Benitez, sondern auch jedem einzelnen Spieler Liverpools mit Handschlag. "You never walk alone" sang er allerdings nicht mit.