Abgang mit Würde

von Günther Jakobsen09:54 Uhr | 15.04.2009

Nach der 0:4-Abreibung im Hinspiel ging es für den FC Bayern nur noch darum, sich anständig aus der Champions League zu verabschieden. Mit einer engagierten Leistung setzten die Münchner dieses Vorhaben in die Tat um und erreichten ein 1:1, das Barcelona ein Halbfinalduell gegen den FC Chelsea bescherte.

Trotz der eindeutigen Ausgangslage schickte Gästecoach Pep Guardiola, der nach seiner Schiedsrichterschelte vor sechs Tagen auf der Tribüne sitzen musste, mit Ausnahme des fiebrigen Henry die stärkste Elf ins Rennen. Der Tabellenzweite der Bundesliga musste ohne die verletzten Oddo, Schweinsteiger, Podolski und Klose auskommen, konnte dafür aber wieder Linksverteidiger Philipp Lahm aufbieten. Und tatsächlich stand Bayern zunächst nicht nur sicher, sondern spielte auch mit Tempo nach vorne. Die Folge waren hochprozentige Chancen durch Toni (5.) und Ribery (14.), die jedoch ungenutzt blieben. Damit hatten die Einheimischen ihr bestes Pulver allerdings bereits verschossen und Barca, das bis dahin vor allem durch Zeitverzögerungen auf sich aufmerksam gemacht hatte, wurde agiler. Einen Treffer brachten aber auch die Blaugrana nicht zu Stande: Keita köpfte am erneut von Jörg Butt gehüteten Kasten vorbei (20.), Eto’os Versuch wurde von Lahm abgeblockt (34.) und Alves scheiterte aus der Distanz (35.). Alles in allem begegneten sich die Teams nun auf Augenhöhe, wobei Barcelona im Offensivspiel auf die letzte Konsequenz verzichtete. In der Endphase des ersten Abschnitts begaben sich die Münchner noch zweimal in die Nähe der Führung, doch Franck Ribery (39.) und Luca Toni (43.) zielten wieder zu ungenau. Da der deutsche Rekordmeister beim ersten Aufeinandertreffen schon nach 43 Minuten mit 0:4 zurückgelegen hatte, war das 0:0-Pausenresultat dennoch als großer Erfolg zu werten.

Nur 120 Sekunden nach Wiederanpfiff wurde Bayern dann für seine ansprechende Vorstellung belohnt, als der äußerst umtriebige Ribery auf Vorlage von Zé Roberto aus sieben Metern sein viertes Champions-League-Tor schoss. Die Spanier wollten den Missstand umgehend beheben und hätten dies beinahe auch geschafft, aber Eto’o wurde im Strafraum von Demichelis gestoppt (50.) und Messi erwischte aus kurzer Entfernung eine Alves-Flanke nicht richtig (54.). In einer weiterhin munteren Partie blieb Barca gefährlicher und markierte nach der dritten Gelegenheit für Samuel Eto’o (70.) das verdiente 1:1 durch Keita, der einer lehrbuchreifen Kombination mit einem strammen Schuss in die linke Ecke die Krone aufsetzte (73.). Prompt forderten die Fans, die ihre Lieblinge bis dato unterstützt hatten, die Entlassung von Jürgen Klinsmann und feierten dessen Vorgänger Ottmar Hitzfeld. Obwohl der Ex-Bundestrainer in der 78. Minute mit Altintop (für Sosa) und Borowski (für Zé Roberto) noch zwei frische Kräfte brachte, verlief die Schlusssequenz auf beiden Seiten ohne echte Höhepunkte. Somit war das Viertelfinale für die Münchner erwartungsgemäß die Endstation.

Christian Brackhagen



Berti Vogts hatte vor jedem Spiel gegen mich Dünnschiss.

— Willi Lippens