Mit einem nicht geahnten Schützenfest beendete der FC Bayern das Spieljahr 2007 und zog wie selbstverständlich in die nächste Runde ein. Das Unwohlsein der letzten Wochen war zunächst noch klar zu erkennen. Kaum war der Schwachpunkt des Gegners lokalisiert, fielen die Tore aber von selbst: Vier Mal versagte der griechische Schlussmann, vier Mal stand Luca Toni goldrichtig. Mit einem peinlichen 0:6 schied Saloniki schließlich aus.
Schon in den ersten zehn Minuten sah es so aus, als wollte Bayern die Griechen für seinen mauen Hinrundenabschluss büßen lassen. Nach einem seiner typischen Soli zog Lahm von der Strafraumkante ab, was jenen Eckball einbrachte, den Lucio fast zum Tor genutzt hätte (3.). Klose vergab sogar eine richtig große Chance, als er allein vor Chalkias auftauchen durfte, den Keeper aber nicht überwand (5.). Der Münchener Überlegenheit war bis hierhin noch zu vertrauen. Als wie aus dem Nichts dann aber Kahn, den Ottmar Hitzfeld offiziell begnadigt hatte, sein Bein gegen einen hochgefährlichen Schuss stellen musste (13.), wurde die Heimelf nervös. Für eine Weile lief überhaupt nichts zusammen, was dem zuletzt nicht verwöhnten Publikum schon übel aufzustoßen begann. Nicht nur aber schlug Saloniki daraus kein Kapital, sein eigener Torwart nahm den Gast dann gleich ganz aus dem Spiel. Mit einer harmlosen Ribery-Hereingabe, die er dem anstelle Podolskis stürmenden Luca Toni direkt auf den Stiefel legte, begann sein persönlicher Albtraum; überraschend lagen die Bayern plötzlich vorn (25.). Wie aus einem Guss spielten die Münchener nun noch immer nicht, doch war das Rezept inzwischen bekannt: Vorarbeit Ribery, Fehlgriff Chalkias, Abstauber Luca Toni – 2:0 (38.). Saloniki, angereist als Tabellenführer der Gruppe, hatte eigentlich nicht viel verkehrt gemacht, lag durch zwei leichte Fehler aber fast schon aussichtslos hinten und war so gut wie aus dem UEFA-Cup ausgeschieden.
Eher diese Situation war es, an der die Griechen anschließend zerbrachen und weniger die Spielkunst des FC Bayern. Dieser ließ es mit Wiederbeginn sogar ruhiger angehen, gönnte Aris einen gewissen Freiraum und plante allenfalls Attacken per Konter. Ribery, der allmählich an die Leistungsgrenze der frühen Saison zurückstieß, blieb den Gästen allerdings ein Rätsel und brachte es fertig, seine Schablone noch ein drittes Mal aufs Spiel zu legen. Nach einem flotten Alleingang flankte der Franzose in die Mitte und nötigte erneut den griechischen Torwart zu einem schlimmen Fehler. Goldrichtig stand schon wieder Luca Toni (64.). Tor Nummer vier fiel nur wenig anders. Diesmal war es Lahm, der Chalkias düpierte und einen haltbaren Schuss aus dem Hinterhalt abfeuerte; der Stadionsprecher hatte Luca Toni noch gar nicht ganz zu Ende gehuldigt, als er schon dessen vierten Treffer ankündigen müsste – zum vierten Mal nach einem Abstauber (66.). Was Aris ohne seinen Fehlerteufel wert gewesen wäre, diese Frage blieb völlig offen. Die Bayern jedenfalls gesundeten an diesem Abend und holten unter inzwischen großer Spielfreude nach, was ihnen in den letzten Wochen nicht gelungen war. Fast beliebig legten Lell (78.) und Philipp Lahm (81.) noch zwei Treffer nach, weil die Griechen nun alles mit sich machen ließen. Was vor dem Spiel und auch im ersten Abschnitt noch zeitweise fraglich gewesen war, schlug sich nun in aller Deutlichkeit nieder: Genau wie die Liga beendete der Rekordmeister auch die UEFA-Cup-Gruppe als Tabellenführer und zog mit Pauken und Trompeten in die nächste Runde ein.
Maik Großmann
Die Stimmung war eher: Paragraph eins - jeder macht seins.
— Felix Magath, Retter-Coach von Hertha BSC, über die Lage in Berlin.