Der FC Bayern gab die Chance auf sein erstes Europapokalfinale seit sieben Jahren leichtfertig aus der Hand. Die einem Freundschaftskick entsprechende Herangehensweise der Gäste bestrafte St. Petersburg mit vier Toren und steckte sich damit souverän das Ticket nach Manchester ein. Dort trifft der russische Meister auf die Glasgow Rangers.
Im Gegensatz zu Ottmar Hitzfeld, der keine Ausfälle zu beklagen hatte, musste Zenit-Trainer Dick Advocaat mit Topstürmer Arshavin und den Verteidigern Sirl und Ricksen gleich drei gelbgesperrte Stammkräfte ersetzen. Die fehlende Abstimmung, die deshalb zu Beginn in der Petersburger Deckung herrschte, hätte Klose nach 120 Sekunden um ein Haar zur Münchner Führung genutzt, doch Shirokov wehrte den Schuss des Nationalspielers für seinen bereits geschlagenen Keeper Malafeev auf der Linie ab. Von Unterstützung für den Schlussmann konnte kurze Zeit später auf der anderen Seite keine Rede sein: Bei einem 25-Meter-Freistoß Pavel Pogrebnyaks öffnete Ribery die Mauer, so dass die Kugel mitten im Gehäuse des lamentierenden Kahn einschlug (4.). Die Bayern wollten den frühen Rückschlag nicht auf sich sitzen lassen und begaben sich unverzüglich hinter den Schaltknüppel. Mehr als zwei Distanzversuche durch Ze Roberto (8., drüber) und Ribery (19., Malafeev parierte) sowie ein zu hoch angesetzter Kopfball von Toni (26.), der nach abgesessener Gelbsperre wieder mit von der Partie war, zogen die hohen Spielanteile allerdings nicht nach sich. Zielorientierter waren da schon die seltenen Angriffe der Heimelf, die ihre Abwehrhaltung in regelmäßigen Abständen aufgab. Nach 35 Minuten und einer vergebenen Möglichkeit durch Anyukov, dessen Schuss aus spitzem Winkel Kahn entschärfte (21.), übernahm Zenit dann sogar die Kontrolle und erhöhte kurzerhand auf 2:0. Konstantin Zyryanov ließ Demichelis mit einer einfachen Körpertäuschung ins Leere laufen, ging an Ze Roberto vorbei und schoss schließlich aus acht Metern ins linke Eck ein (39.).
Um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, kehrten die mit Lell und Podolski aufgefrischten Münchner schon Minuten vor ihrem Kontrahenten auf den Rasen zurück. Besser wurde die Vorstellung der Gäste aber nicht. Toni (49.) und Schweinsteiger (53.) prüften Malafeev zwar auf sein Reaktionsvermögen, doch der nötige Biss fehlte nach wie vor. Ebenso erschreckend wie das lahme Offensivspiel war das Verhalten in der Rückwärtsbewegung, das St. Petersburg in der 54. Minute das 3:0 ermöglichte. Anyukov flankte von der rechten Seite ins Zentrum, wo Viktor Fayzulin unbedrängt einköpfen konnte. Das Hitzfeld-Team brauchte nun nicht weniger als drei Treffer, um das Duell noch als Gesamtsieger zu beenden. Ein nahezu aussichtsloses Unterfangen, zumal die Russen mittlerweile vor Selbstvertrauen strotzten und ihre Ballsicherheit zur Schau stellten. Als die bayerische Verteidigung dann bei einem Angriff über den auffälligen Dominguez, den Doppelpacker Pogrebnyak aus 15 Metern trocken abschloss (73.), ein weiteres Mal Geleitschutz gab, war die Hoffnung auf ein Comeback a la Getafe endgültig gestorben. Das blamable 0:4 bedeutete für die Münchner die höchste Niederlage auf internationalem Parkett seit 1991 und das Ende des Traums vom Triple.
Christian Brackhagen
Ich habe 2 1/2 Jahre bei Young Boys Bern, 6 Monate bei Lierse und 53 Minuten bei Duisburg gespielt.
— Mini Jakobsen