Abstiegsangst gegen Champions-League-Hoffnung

von dpa29.04.2005 | 16:43 Uhr

Zwei Punkte trennen Mönchengladbach von einem Abstiegsrang, einen Zähler liegt Stuttgart hinter der direkten CL-Qualifikation. Für beide Teams geht es im direkten Duell um sehr viel, und die Borussia sieht sich mit einem Gegner konfrontiert, der lange nicht mehr geschlagen werden konnte. Der gebürtige Schwabe Horst Köppel, seit wenigen Tagen auf Borussias Trainerbank, weiß, wie man Tore gegen den VfB erzielt.

15 sieglose Spiele gegen den VfB
Am 30. Oktober 1965 kam es zur ersten Bundesligapartie Borussia Mönchengladbach gegen den VfB Stuttgart. Das sehr hart geführte Spiel endete mit einem 1:0-Erfolg der Fohlen-Elf, nachdem sich Günter Netzer die sich in der zweiten Minute bietende Elfmeterchance nicht entgehen ließ. 70 Ligavergleiche später weist die Gesamtbilanz eine für die Borussia negative Statistik aus: 21 Siegen stehen 28 Erfolge der Schwaben gegenüber, 22 Spiele endeten remis. Diese Zahlenreihe ist nun nicht sehr bedeutsam für das bevorstehende Match, bedenklich - aus Gladbacher Sicht - ist eher schon die Ausbeute aus jüngerer Vergangenheit, die belegt, dass man den VfB in der Bundesliga seit mittlerweile 15 Spielen nicht mehr schlagen konnte.

Ruhe für Köppel
Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass mit Horst Köppel ein gebürtiger Schwabe das Trainerzepter vom gescheiterten Dick Advocaat übernommen hat. Während seiner Spielerlaufbahn (308 Bundesligaspiele/83 Tore) wechselte Köppel nur zwischen Stuttgart (124/44) und Gladbach (184/39) hin und her. In der Saison 1969/70 gewannen die Fohlen mit 3:0 gegen Stuttgart, und alle Treffer hatte gingen auf das Konto von Horst Köppel. Für die nachweislich mit Abschlussschwächen behaftete Mönchengladbacher Mannschaft (nur 32 Saisontore) ist so einer das richtige Vorbild, um die kritische Situation zu meistern. Zudem gilt Köppel als moderat im Umgang mit den Spielern - was dieser heftig durcheinander gewirbelten Truppe nach dem wohl eher distanzierten Stil Advocaats nutzen könnte. Der neue VfL-Sportdirektor Peter Pander tut also gut daran, Köppel, der vielfach nur als Zwischenlösung bis zum Saisonende betrachtet wird, den Rücken zu stärken: „Wir werden die vier Spieltage abwarten. Es wird keine Gespräche mit anderen Trainern geben. Horst Köppel soll Ruhe haben.“

Beide müssen gewinnen
Wie weit es um die Ruhe in Mönchengladbach bestellt ist, hängt nicht unwesentlich vom Ausgang des Spiels gegen Stuttgart ab. Noch steht die Borussia zwei Zähler vor Bochum und kann den Klassenerhalt aus eigener Kraft sichern. Die nur drei mageren Pünktchen aus den letzten sechs Spielen (Bochum sammelte in dieser Zeit zehn Zähler, die ebenfalls noch hoffenden Rostocker neun) berechtigen allerdings nicht zu größerem Optimismus, zumal ein knallhartes Restprogramm ansteht und der Ausfall von Craig Moore (Gelb-Sperre) wieder Mal eine Änderung der Stammformation nach sich zieht. Neuzugang und Hoffnungsträger Giovane Elber ist nach seiner schweren Verletzung (Wadenbeinbruch) noch nicht einsatzfähig und kann seine Stürmerkollegen lediglich von der Tribüne aus unterstützen. „Der VfB muss genauso gewinnen wie wir“, gibt Horst Köppel einen Teil des Drucks an die Gäste, die um die direkte Champions-League-Teilnahme kämpfen, weiter und hofft vor allem, dass Gladbach nicht erneut - wie in den letzten beiden Heimspielen - durch Gegentreffer in der Schlussminute um wichtige Punkte gebracht wird. Ein 1:0-Sieg gegen den VfB, wie im ersten Bundesligavergleich, wäre im 72. Aufeinandertreffen wesentlich wichtiger als damals.

André Schulin