Abstiegskampf im Mittelpunkt

von Günther Jakobsen15:08 Uhr | 06.05.2011

Wenn alle Anstoßzeiten identisch sind, naht in der Bundesliga die Stunde der Abrechnung. Rechnerisch müssen noch die Klubs bis inklusive Rang 13, besetzt von Werder Bremen, die Möglichkeit eines direkten Abstieges fürchten.

Als Gegner im letzten Heimspiel der Saison begrüßen die Grünweißen (38 Punkte) den frischgebackenen, schwarzgelben Meister, der seinen Triumph mit ein paar trainingsfreien Tagen versüßt bekam. Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs glaubt jedoch nicht, dass der BVB nun im Schongang aufläuft: „Alle, die jetzt denken, wir würden Geschenke der Dortmunder bekommen, liegen falsch“. „Unser Torwart Roman Weidenfeller ist ganz heiß darauf, einen neuen Rekord aufzustellen“, weist Kevin Großkreutz darauf hin, dass der BVB noch eine Bestmarke aufstellen könnte, wenn er unter der Gegentreffer-Marke Oliver Kahns aus der Saison 2007/08 bleibt. Lediglich 21 Mal musste der „Titan“ seinerzeit das Leder aus dem Netz fischen; Weidenfeller hatte dieses zweifelhafte „Vergnügen" erst 19 Mal.

Kölns (38 Punkte) Gastspiel bei Eintracht Frankfurt (34) könnte die heißeste Veranstaltung des Spieltages werden. Der in die Luft abgefeuerte Warnschuss eines Zivilbeamten, als Reaktion auf aggressives Fanverhalten nach dem verlorenen Auswärtsspiel der Eintracht in Mainz, nötigte die Frankfurter Vereinsleitung, einen Appell zu angemessenem Verhalten an die Fangruppierungen zu richten. Als Fanal für die brisante sportliche Situation der Hessen sollte der Warnschuss überflüssig gewesen sein. Dem FC würde bereits ein Unentschieden reichen, sich aller Sorgen zu entledigen. Ein dritter Sieg in Folge würde den VfL Wolfsburg (35) zumindest vor der Gefahr des direkten Abstieges vorzeitig bewahren. Zu Gast sind die Lauterer, die am vorigen Spieltag ihre Erstligazugehörigkeit sicherten. Für Borussia Mönchengladbach (32), zuletzt ebenfalls mit zwei Siegen, ist ein weiterer Dreier, zu Hause gegen Freiburg, Pflicht. Lucien Favre: „Die Chancen, den Abstieg zu vermeiden, sind klar vorhanden, aber meiner Meinung nach brauchen wir noch sechs Punkte, um den Relegationsplatz zu erreichen“. Dante steht wieder zur Verfügung, de Camargo (Innenbanddehnung) jedoch nicht.

Nichts Geringeres als ein Fußball-Wunder benötigt der FC St. Pauli (29 Punkte). Und das müsste mit einem Erfolg über den FC Bayern beginnen. Mit Rücksicht auf die theoretische Möglichkeit, sich in die Relegation zu retten, formuliert André Schubert, der künftige Pauli-Coach, seine Pläne im Konjunktiv: „Wenn es denn in der zweiten Liga weitergehen sollte …“. Holger Stanislawski wird der Bundesliga auf jeden Fall erhalten bleiben und vielleicht nach dem Schlusspfiff seines letzten Heimspiels am Millerntor einen Blick auf das Resultat seines künftigen Klubs (Hoffenheim) werfen, der ein Auswärtsspiel beim Club hat. Die Nürnberger haben angesichts von fünf Punkten Rückstand nur noch sehr geringe Chancen, den FSV Mainz (auswärts bei Schalke) vom fünften Rang zu verdrängen. Fünf Zähler Vorsprung vor Relegationsplatz 16 geben dem VfB Stuttgart ein gutes Gefühl: „Wir sind kurz vor der Ziellinie und werden nochmal alles reinlegen, um diese auch zu überqueren“, verspricht Bruno Labbadia vollen Einsatz gegen Hannover 96. „Es war enttäuschend zuhause zu verlieren, aber jetzt wollen wir den Fehler wieder gut machen", blickt 96-Stürmer Ya Konan auf das vergangene Wochenende zurück und weiß, dass die Niedersachsen auch von einem Ausrutscher der Bayern abhängig sind, wollen sie Rang drei noch erreichen. Jupp Heynckes sagte vor seinem letzten Heimspiel als Leverkusens Coach, gegen den Hamburger SV: „Mit einem Sieg sind wir für die Champions League qualifiziert …“. Das sollten eigentlich der Worte genug sein als Motivation. Den jenseits von Gut und Böse rangierenden Gästen blieb nur noch ein Ziel, und das formulierte Michael Oenning so: „Ich möchte, dass wir vernünftigen, ehrlichen Fußball anbieten.“



Ein Tor mehr zu erzielen, als man selbst bekommt, ist immer noch besser als ein 1:0.

— Gottfried Weise, Eurosport-Reporterlegende.