Die enttäuschende WM vergessen machen, zeigen, dass es auch ohne die Altstars geht und sich vor allem endlich einmal wieder durchsetzen beim Algarve Cup - das dürften die großen Ziele der Frauen-Nationalmannschaft beim diesjährigen Turnier in Portugal gewesen sein. Das Treffen von zwölf Nationalmannschaften ist neben den Welt- und Europameisterschaften sowie Olympia das wohl wichtigste Turnier im Frauenbereich und gilt als Wegweiser für aktuelle Kräfteverhältnisse.
Der Modus des Turniers sieht es vor, dass nur die Gruppen A und B um den Finaleinzug spielen, die weniger stark besetzten Gruppen C und D machen die Plätze 7-12 unter sich aus. Deutschland traf in seiner Gruppe A auf Island, China und Schweden, potenzielle Finalgegner waren Weltmeister Japan, die USA, Dänemark und Norwegen. Bundestrainerin Silvia Neid musste auf die verletzten Martina Müller, Inka Grings, Simone Laudehr, Tabea Kemme und Kim Kulig verzichten, für die erste Partie gegen Island fielen auch Stammtorhüterin Nadine Angerer, Lira Bajramaj, Dzsenifer Maroszan und Bianca Schmidt aus. Trotz des personellen Aderlasses war das DFB-Team von Beginn an die dominierende Mannschaft. Vor allem Stürmerin Anja Mittag erarbeitete sich immer wieder gute Einschussmöglichkeiten, aber erst in der 25. Minute fiel das 1:0. Nach einer Flanke von Kapitänin Melanie Behringer war Mittag schneller am Ball und schoss zur Führung ein. Auch danach war Deutschland das spielbestimmende Team, verpasste es jedoch, trotz bester Chancen, ein höheres Ergebnis zu erzielen. Im zweiten Spiel traf die Neid-Elf auf Altmeister China. Erneut lagen die Spielanteile deutlich auf Seiten der Deutschen, aber wieder mangelte es beim Abschluss an Präzision. Die Asiatinnen standen nach 27 Minuten nur noch zu zehnt auf dem Platz, Han Peng hatte nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote-Karte gesehen. Nur wenig später kam Linda Bresonik im chinesischen Strafraum zu Fall, den berechtigten Elfmeter verwandelte Behringer (32.). Auch in der zweiten Halbzeit kam vom Gegner nicht viel, Deutschland ließ weitere große Möglichkeiten liegen, und so endete auch das zweite Spiel knapp mit 1:0. Auch Schweden hatte bis dato alle Partien gewonnen, somit kam es im letzten Gruppenspiel zum direkten Duell um den Finaleinzug. Der WM-Dritte fand nie zu seinem Spiel, was vor allem an einer druckvollen deutschen Elf lag. Früh erarbeiteten sich Mittag und vor allem Celia Okoyino da Mbabi gute Chancen. In der 23. Minute köpfte die Stürmerin von SC Bad Neuenahr zur verdienten Führung ein. Sieben Minuten später nutzte sie einen abgefälschten Pass von Sturmkollegin Mittag, erhöhte auf 2:0. In der zweiten Halbzeit spielte auch Schweden besser mit, ernsthaft in Bedrängnis kam die deutsche Abwehr mit Torhüterin Almuth Schult indes nicht. Nach einem feinen Pass von Behringer sorgte Okoyino da Mbabi in der 64. Minute für die Vorentscheidung, in der Nachspielzeit traf Alexandra Popp noch zum 4:0.
In der Gruppe B bestätigte Japan seinen starken WM-Auftritt. Nach Siegen über Norwegen (2:1) und Dänemark (2:0) besiegte der Weltmeister mit den USA den Finalgegner des letzten Jahres erneut (1:0) und zog ebenfalls mit drei Siegen in das Endspiel ein. Jeweils zwei Erfolge bei einer Niederlage hatten die Amerikanerinnen und die Schwedinnen eingefahren und trafen somit im Spiel um Platz drei aufeinander. Auch den USA war das skandinavische Team deutlich unterlegen, mit 4:0 gewann die Elf von Pia Sundhage und sicherte sich den dritten Platz.
Das Finale zwischen Deutschland und Japan startete ausgeglichen. Beide Mannschaften begannen offensiv, durchsetzen konnte sich zunächst jedoch niemand. Dann allerdings waren die Japanerinnen in der Abwehr zweimal unaufmerksam, sodass die deutschen Damen nach nicht einmal einer halben Stunde schon mit 2:0 führten. Den ersten Treffer der Partie erzielte Maroszan aus spitzem Winkel nach einer Flanke von Behringer (20.). Die Torschützin agierte nur zwei Minuten später als Vorbereiterin, Okoyino da Mbabi traf nach einer Maroszan-Ecke per Kopf. Japan gab sich noch lange nicht auf, Kawasumi erzielte mit einem schönen Schlenzer den Anschluss (35.). Nach dem Seitenwechsel setzten die Asiatinnen die deutsche Elf vermehrt unter Druck und kamen folgerichtig zum Anschlusstreffer durch Tanaka. Deutschland fing sich und gestaltete das Spiel wieder ausgeglichen, bis sich in der Schlussphase die Ereignisse überschlugen. Zunächst verwandelte Okoyino da Mbabi einen an Bianca Schmidt verschuldeten Foulelfmeter (88.), praktisch im Gegenzug ließ Torhüterin Schult einen Ball fallen und Nagasato staubte zum erneuten Ausgleich ab (90.). Deutschland bewies am Ende dann aber die stärkeren Nerven. Okoyino da Mbabi setzte sich stark durch und erzielte im Fallen das entscheidende 4:3 (90.). Die restlichen Sekunden überstanden die Deutschen dann schadlos und gewannen zum zweiten Mal den prestigeträchtigen Algarve Cup.
Lisa Ramdor
Bayern München war auf Vollgasmodus. Der Lamborghini war vollgetankt und unser Trabi war ein bisschen leer.
— Pirmin Schwegler