Berlin. Wenn Martina Voss am Samstag ins Olympia-Stadion zurückkehrt, schließt sich für die heutige Trainerin des frisch gekürten Uefa-Cup-Siegers FCR 2001 Duisburg ein Kreis. Bereits beim ersten Berliner Finale 1985 war sie dabei und erlebte als 17-jährige Spielerin, wie die Bayern-Profis ins Elfmeterschießen platzten. Die wollten sich einfach schon mal warmlaufen.
Es ist nicht ihre einzige traumatische Erinnerung an Berlin, aber eine, über die die Duisburger Trainerin heute am besten lachen kann. „Ich weiß auch nicht, welcher Idiot die schon rausgeschickt hat“, erinnert sich die 41-Jährige. „Ich war eigentlich vorher ein Bayern-Fan, aber das fand ich so richtig daneben.“ Nach regulärer Spielzeit hatte die Partie zwischen dem FSV Frankfurt und Voss’ KBC Duisburg 1:1 gestanden. Als das Elfmeterschießen angerichtet war, kamen plötzlich die Bayern-Spieler, die später gegen Bayer 05 Uerdingen verlieren sollten (darunter: Dieter Hoeneß, Lothar Matthäus), aus den Katakomben. „Unsere erste Torschützin wollte gerade anlaufen“, erinnert sich Voss. „Das Publikum raunte natürlich und jubelte, sie guckte sich um, dann pfiff der Schiedsrichter und die ganze Konzentration auf diesen Elfer war einfach weg. Das war – ja, komisch.“ Zumindest in der Rückschau, ein Vierteljahrhundert später. Der erste Elfer ging daneben, Duisburg verlor am Ende 3:4.
Auch Schiedsrichter Udo Horeis hat noch vor Augen, wie hinter dem Tor und an der Seite die ersten Spieler auftauchten. „Die wollten sich schon warmlaufen, das ist ja legitim“, sagt der Buchholzer. Nur der Zeitpunkt sei eben ungünstig gewesen. „Die Männer haben das wohl nicht so ganz respektiert, dass die Damen noch spielten.“ Der Respekt vor dem Frauenfinale ist zwar mit der Zeit gestiegen, aber über den Status eines Vorspiels ist es nie hinausgekommen. Deshalb wird ab 2010 ein eigenständiges Finale ausgetragen – wo, wird der DFB noch entscheiden.
So ist die Partie FCR 2001 Duisburg gegen den 1. FFC Turbine Potsdam am Samstag (16.30 Uhr/ARD) ein Abschied, verspricht aber zugleich ein erstklassiges Finish: Die Finalisten gehören zu den spielstärksten Teams der Bundesliga, spielen beide angriffsfreudigen Fußball. Das letzte „Berliner Vorspiel“ also ein würdiger Abschied, auch wenn der Weggang nicht auf ungetrübte Freude stößt. Turbines Trainer-Fuchs Bernd Schröder, seit 37 Jahren in Diensten der „Turbinen“, bedauert ihn, Martina Voss sieht indes Chancen auf Weiterentwicklung.
Beide wollen aber erst einmal Geschichte schreiben und den Pokal gewinnen. Für Martina Voss würde sich damit eben auch ganz persönlich der Kreis schließen, nicht nur wegen des vermaledeiten Elfmeterschießens: Vier Mal gewann sie später den Pokal, bevor das Schicksal erneut zuschlug: Als 125-fache Nationalspielerin wollte sie 2003 ihre Fußballerinnenlaufbahn mit dem Pokalgewinn in Berlin beenden – und bescherte dem 1. FFC Frankfurt in der 89. Minute mit einem Eigentor den 1:0-Sieg. Es war das einzige ihrer Karriere. „Ich weiß nicht, wer mich da prüfen wollte.“ Immerhin: Die Bayern waren es nicht.
Astrid Labbert
Wichtig ist auch, dass der Mannschaftsbus vorwärts ins Müngersdorfer Stadion fährt.
— Harald Konopka, 1. FC Köln, zum Thema ,,Aberglaube unter Fußballern"...