Am Anfang war eine Schülermannschaft

Kurz nach dem Absprung in die staatliche Unabhängigkeit erwarb Slowenien die FIFA-Mitgliedschaft und konnte seitdem bereits zwei Mal die Endrunden großer Turniere erreichen (EM 2000 und WM 2002). Als Vorbereitung auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Weißrussland kommt es zum ersten Länderspiel-Vergleich mit Deutschland.
Schülerteam bildete die Basis
Die Gründung des Vereins FC Hermes im Jahre 1910, dem fußballbegeisterte Schüler aus ganz Slowenien angehörten, war der Ursprung des organisierten Fußballs im damals der Monarchie Österreich-Ungarn zugehörigen Balkanstaat. In den Folgejahren etablierten sich rasch weitere Klubs und ab 1920 wurden Meisterschaften ausgetragen. Abonnements-Sieger der ersten acht Spielzeiten war SK Ilirija (aus Ljubljana). Jener SK Ilirija unterlag übrigens in seinem ersten Vergleich der Schülervereinigung FC Hermes mit 0:18 - was Ilirija mit dem kontinuierlichen Abwerben der besten Akteure konterte. 1913 fusionierten beide Klubs. Im Jahre 1920 konstituierte sich der slowenische Fußballverband und im selben Jahr fand das einzige Länderspiel - vor dem FIFA-Beitritt 1992 - statt. Dabei empfingen die Slowenen die von Jules Rimet trainierte Auswahl Frankreichs und unterlagen 0:5. Das erste offizielle A-Länderspiel bestritt Slowenien im Juni 1992, ein 1:1-Remis in Estland.
Kurzer Weg zur Endrundenreife
Nach der Abspaltung von Jugoslawien (1991) brauchte der slowenische Fußball nicht lange, um ein eigenes Profil zu entwickeln. Bereits bei der Europameisterschaft 2000 und der Weltmeisterschaft 2002 zog die Nationalelf in die jeweiligen Endrunden ein. Zwar kam man nicht über die Gruppenphasen hinaus, doch die große internationale Bühne war erreicht, und die Spieler konnten sich für besser dotierte Verträge im Ausland, außerhalb der sportlich wie finanziell limitierten ersten Liga Sloweniens (Simobil-Liga, zwölf Klubs), empfehlen. In der Qualifikation zur WM 2006 ist Slowenien nach vier Spielen im Soll. Zwei Siege, ein Unentschieden und nur eine Niederlage in Gruppe 5 lassen alle Möglichkeiten offen, erneut bei der Vollsammlung der Besten dabei zu sein. Ein besonderer Coup gelang dem Team von Nationaltrainer Branko Oblak im Oktober 2004, als Gruppengegner Italien - der erklärte Favorit - mit 1:0 bezwungen werden konnte.
Legionäre in der Überzahl
Oblak, der im Mai 2004 Bojan Prasnikar ablöste, ist in Deutschland kein Unbekannter. Der ehemalige jugoslawische Nationalspieler kickte fünf Jahre als Mittelfeldregisseur in der Bundesliga. Zunächst für Schalke (1975-77, 49 Spiele, 5 Tore) und dann im Trikot des FC Bayern (71 Spiele, 5 Tore). Für den ersten Länderspielvergleich zwischen Slowenien und der DFB-Auswahl, in Celje, nominierte er drei in Deutschland aktive Profis: Aleksander Knavs (VfL Bochum), den Kapitän und Abwehrchef der Slowenen, sowie die Zweitligaakteure Borut Mavric (Keeper bei Greuther Fürth) und Goran Sukalo (Mittelfeldspieler der SpVgg Unterhaching). In der von "Legionären" dominierten Auswahl fand mit Mittelfeldspieler Andrej Komac nur ein Spieler vom amtierenden Meister und Tabellenführer Sloweniens ND Gorica seinen Platz. Der Seriensieger der letzten Jahre, NK Maribor (Meister von 1997 bis 2003), ist überhaupt nicht vertreten. Star der Nationalelf ist der beim FC Brügge unter Vertrag stehende Mittelfeldspieler Nastja Ceh. Ebenfalls in der belgischen Jupiler League geht der aktuell torgefährlichste Stürmer Sloweniens, Ermin Siljak (Excelsior Mouscron), seinem Job nach. Im Nationaltrikot traf der 31-Jährige 14 Mal während seiner 44 Einsätze.
André Schulin