Bundesliga

„Unglaublich …“

Bayern-Coach Louis van Gaal gebraucht den Begriff „Unglaublich“ gern, um gegebenenfalls sein Unverständnis für das Spiel seiner Mannschaft auszudrücken. Dazu hatte der Niederländer im Saisonverlauf diverse Male Veranlassung, was nicht zuletzt durch den Tabellenstand der Münchener verdeutlicht wird. „Unglaublich“ kann aber genauso gut für die atemberaubenden Haken und Volten stehen, mit denen die Bundesliga ihren Unterhaltungswert in immer kürzeren Abständen mit immer spektakuläreren Aktionen steigert. Der sportliche Nutzen dieses Aktionismus muss erst noch nachgewiesen werden.

Fast ist man geneigt, einen ganzwöchig aktiven, minütlich aktualisierten Bundesliga-Ticker zu fordern - derart umtriebig gebärden sich die Klubs in ihren Personalrochaden. Wenn die beiden Sonntagsspiele des 27. Spieltags angepfiffen werden, gehen drei Vereine an den Start, die kräftig zur Verkürzung der Halbwertzeit von Trainerverträgen beigetragen haben. Und beim vierten Klub, Bayer Leverkusen, soll zeitnah nach der Partie gegen den FC Schalke verkündet werden, ob Jupp Heynckes seinen Kontrakt verlängert, den kolportierten Wechsel (Rückkehr) zum FC Bayern verkündet oder sich komplett zurückzieht. Multiple Choice mit drei Varianten. Beim Gegner FC Schalke, der sich nach der Champions League-Viertelfinalauslosung mit Bayern-Bezwinger Inter Mailand auseinanderzusetzen hat, scheint die kurzfristig durchgezogene Neuaufstellung auf administrativer Ebene abgeschlossen. Der Manager Felix Magath wurde bei den „Knappen“ durch den von ihm nach Gelsenkirchen gelotsten Horst Heldt ersetzt; der Trainer Magath durch den bei 1899 Hoffenheim in der Winterpause abgesprungenen Ralf Rangnick, der nach seinem unfreiwilligen Ausscheiden im Dezember 2005 zu den 04ern zurückkehrt.

Dass Felix Magath nicht lange tatenlos Däumchen drehen würde, durfte angenommen werden. Dass der Freund des anspruchsvollen Brettspiels aber förmlich über Nacht zum VfL Wolfsburg zurückfindet, mit diesem Wechsel nicht nur VfL-Interimscoach Pierre Littbarski sondern gleich noch Vorstandsmitglied Dieter Hoeneß mit vom Feld schlägt, deutet profunde Kenntnisse Magaths auch im Blitzschach an. Gegen einen seiner Ex-Klubs, den VfB Stuttgart, sitzt er bereits wieder auf der Trainerbank.
Matt gesetzt wurden beim Hamburger SV erst vor wenigen Tagen Coach Armin Veh und der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann. Michael Oenning, bis dato Vehs rechte Hand, gibt im Spiel der Rothosen gegen den 1. FC Köln am Samstag sein Debüt als hauptverantwortlicher Übungsleiter des HSV. Zeitgleich muss der FCB beim Südrivalen SC Freiburg antreten. Louis van Gaal, bekanntermaßen nur noch bis Saisonende Bayerncoach, äußerte für die Blitztransfers seiner Kollegen wenig Verständnis ("Die Welt ist verrückt") und regte an, über ein Transferfenster für Trainer nachzudenken. St. Paulis Übungsleiter Holger Stanislawski drücken derweil andere Probleme. Beim wichtigen Gastspiel seiner Elf bei der punktgleichen Frankfurter Eintracht müsste er eigentlich auf der ohnehin schon üppigen Verletztenliste (Bänderriss im Fuß) der Hanseaten auftauchen. "Jetzt fängt die Bundesliga erst so richtig an", konzentriert sich Stanislawski jedoch nur auf den Endspurt der Liga.

Bei Hannover 96 ist man zuversichtlich, Ya Konan im Spiel gegen Hoffenheim einsetzen zu können. "Didier hat beim Training keine Anzeichen gezeigt, dass es nicht geht", erklärte Mirko Slomka. Die Niedersachsen gaben zudem die in diesen Tagen unübliche Vertragsverlängerung eines Funktionärs (Sportdirektor Jörg Schmadtke) bekannt. Grünes Licht auch für BVB-Innenverteidiger Mats Hummels, dessen Rückenbeschwerden vor dem Match gegen den FSV Mainz behoben sein sollen. Unklar ist noch, ob Nürnbergs Mittelfeldakteure Jens Hegeler (Wadenprobleme) und Mehmet Ekici (Grippaler Infekt) gegen Werder Bremen mitmischen können. „Sie sind nicht vollkommen abgeschrieben …“, hält Dieter Hecking ihre Einsatzchancen offen.

Mit dem Kellerduell zwischen Mönchengladbach und Kaiserslautern beginnt am Freitag die 27. Punktspielrunde. Gladbachs Antreiber Marco Reus fasst die Erwartungen an dieses „Sechs-Punkte-Spiel“ zusammen: „Ich erwarte natürlich ein sehr intensives Spiel. Der FCK wird nach dem Sieg gegen Freiburg nachlegen wollen, wir wollen nach vier Punkten aus zwei Spielen unser Heimspiel natürlich ebenfalls gewinnen. Es wird ein spannender Fight unter Flutlicht …“