Länderspiele

Ansehbare Nullnummer

Das Anliegen des DFB-Teams, durch einen respektablen Auftritt in Frankreich die laufenden und zu erwartenden Diskussionen bis zum nächsten Länderspiel in ruhigere Fahrwasser zu führen, durfte als erfüllt abgehakt werden.

Bereits in den ersten Spielminuten zeigte es sich, dass beide Mannschaften in einem Prestigekampf steckten. Der gegenseitige Aufbau des Spiels wurde massiv angegangen und mit viel Einsatz beschnitten. Dabei wirkte die oft gescholtene Deckung der Deutschen überaus konzentriert und ließ den technisch versierten Franzosen kaum Freiräume, um ein akzeptables Kombinationsspiel zu entwickeln. Aber auch das Angriffsbemühen der Klinsmann-Truppe fand wenig Ansatzpunkte, denn die Gastgeber ließen ebenso selten Lücken im Abwehrblock entstehen. Dennoch verzeichneten die Deutschen nach 14 Minuten die erste Torchance als Deislers Flanke von rechts, durch Gallas abgefälscht, bei Podolski landete, dessen Hammer aus knapp 18 Metern den linken Pfosten nur minimal verfehlte. Frankreich blieb jedoch auch nicht ohne Hochkaräter. Eine Thuram-Flanke auf Henry wurde vom Arsenal-Torjäger mit der Brust angenommen und im Herunterfallen direkt verwertet. Auch hier fehlten nur Zentimeter am Erfolg (19.). Weitere Großchancen blieben bis zum Pausenpfiff allerdings aus, denn auch die wenigen Standards (u.a. zwei Freistöße von Henry und Deisler) landeten in den falschen Etagen. Kurz vor der Pause fügte Gallas Deisler noch eine Fleischwunde über dem Spann zu, so dass der Münchener stark blutend das Spiel beenden musste.

Erneut hatten die Deutschen nach dem Anstoß die erste Möglichkeit. Der für Deisler eingewechselte Schweinsteiger, für viel Schwung sorgend, zog nach 50 Minuten knapp vorbei. Im Anschluss einer guten Kopfballmöglichkeit für Trezeguet (52.), zwei Minuten später, tauchte Schweinsteiger, von Ballack exzellent eingesetzt, allein vor Coupet auf, doch der französische Keeper rettete reaktionsschnell per Fußabwehr. Im weiteren Verlauf steigerte sich das hinten weiter diszipliniert arbeitende DFB-Team in eine Feldüberlegenheit hinein und hatte auch die besseren Aussichten auf das etwaige 1:0. Erneut waren Schweinsteiger (64., Coupet hielt) und Ballack (72., Kopfball knapp vorbei) dicht vor einem Treffer. Die beiden letzten Chancen hatten dann aber doch die Hausherren. In den letzten zehn Minuten klar überlegen, machten Le Bleus in Person Cissés nichts aus einem Fehler Ballacks und eine Rettungsaktion von Huth per Kopfballtorpedo verfehlte in der Schlussminute nur um Zentimeter das eigene Gehäuse. Insgesamt ging die wahrlich nicht unansehnliche Nullnummer in Ordnung, obgleich das Chancenplus minimal auf Seiten der Deutschen lag, die sich gegenüber den vorangegangen Partien vor allem in der Hintermannschaft einigen Respekt verschafften.
Ulrich Merk