Bundesliga

Bayern München vor der Saison 2002/2003

Wir befinden uns in einer Zeit der Unsicherheit und Enthaltsamkeit, des Unwissens und der sich steigernden Spannung auf die neue Spielzeit. Da uns Prognosen eher altbacken und lachhaft erscheinen, schauen wir auf die etwas anderen Aspekte der alten und neuen Saison und starten ganz einfach mit dem FCB.

Die letzte Saison…
…war für FC Bayern-Verhältnisse – durchwachsen. Dritter in der Liga, CL-Halbfinale, DFB-Pokal-Halbfinale und - der Sieg im Weltpokal. Doch rückwärts, der Reihe nach.
Der Weltpokalsieg war der einzige Titel des Jahres. Das i-Tüpfelchen auf den Champions League-Sieg von 2001 durch ein Sammy Kuffour-Tor nimmt zwar – weil es halt ein "Endspiel"-Sieg war – die Sonderstellung des letzten Jahres ein, doch nicht einmal die Leistung dieser 90 Minuten war anbetungswürdig. Ein Titel für die Statistik – mehr nicht.
Das DFB-Pokal-Halbfinale in der Schalke-Arena war symptomatisch für die abgelaufene Spielzeit. Ein schwaches 0:0 nach 90 Minuten, wobei der Elber-Lattentreffer (85.) den miesen FCB-Kick fast noch ad absurdum geführt hätte. In der Verlängerung gingen Effe & Mitstreiter dann verdient 0:2 unter, weil „Aufbäumen“, „Kampf“ und „Courage“ an diesem Tag als unverständliche Fremdwörter-Ansammlung galten.
„Die Bayern (…) taten insgesamt zu wenig.“, musste der „Kicker“ resignierend feststellen, als ein zahnloser FCB im Viertelfinale in Madrid seinen Abschied aus der Champions League nahm. Tatsache war schließlich, dass der Bayern-Angriff ein laues Lüftchen blieb und selbst die hochdekorierte Abwehr dem Real Madrid-Druck – bestmöglich von Zidane entfacht – unterlag.
Als vor dem letzten Bundesliga-Spieltag noch die theoretische Meisterschaftschance bestand, tönten die Spieler unisono etwas von „Dortmund und Leverkusen verlieren eh und wir werden wieder Meister!“. Geglaubt hat’s keiner, geschweige denn die Spieler, die einen anmaßenden Auftritt gegen Hansa Rostock im Olympiastadion (1:0) auch noch als „Meisterstück“ zu verkaufen gedachten.

Der Neuen und der Kader
Deisler, Ballack, Zé Roberto – und Effenberg ist weg. Alles deutet auf ein Superjahr der Bayern hin. Doch halt! Deisler vor 2003 nicht einsatzfähig. Ballack benötigt – wie überall – eine Eingewöhnungsphase und Zé Roberto auch: Worst case, denn Dortmund, Bayer, Schalke und Hertha stehen nach der Hinserie besser da. Uneinholbar - nicht alle, aber mindestens zwei. Also wieder Platz drei in der Endabrechnung?
Best case: Ballack und Zé Roberto plus Sahlihamidzic, Scholl und Hargreaves bilden ein Traum-Mittelfeld – Rotation hin und her - und vorne hauen Elber (will partout nicht rotieren), Santa Cruz, Pizarro & Co. (mit Jancker?) die „Dinger“ filigran rein. Als Deisler nach der Winterpause mitrotiert, verblassen die Mitbewerber, die mittlerweile keine mehr sind, vollends. – So besser?
Jedenfalls ist mit den „Neuen“ alles drin, was keine Prognose sein soll. Davon gibt es in den nächsten Wochen noch genug.
Köstlichkeit
Da wir – ob Freund oder Feind - den FC Bayern immer schon extrem fanden, waren wir fasziniert oder abgestoßen. Ein Dazwischen gab es nicht. Die irre Konstellation des aktuellen Kaders, der clever-nüchterne Trainer (sagte Deutschlands Vize-Weltmeisterschaft im Sommer 2001 voraus) – das polternde Management – das skurile Ein-Mann-Präsidium und die gewachsene Konkurrenz könnten den FCB zu einer ganz besonderen Fußball-Köstlichkeit – positiver oder negativer Art – der kommenden Saison reifen lassen. Eines erscheint dabei recht sicher: Langeweile und Mittelmaß wird sich an der Säbener Straße nicht einstellen (Vorsicht: Prognose!).

Franz Heck

Bayern München-Daten