Crailsheim vor schwerer Rückrunde
von Günther Jakobsen
Wenn der TSV Crailsheim am Wochenende wieder in den Ligabetrieb startet, geht es ums nackte Überleben: Mit nur drei Punkten steht der Klub auf dem letzten Platz. Manche nennen ihn Dorfverein - und wenn schon: Der TSV hat Großklubs, die im 21. Jahrhundert den Frauenfußball entdeckten, eines voraus: eine lange Tradition.
„Lang“ ist im deutschen Frauenfußball ja bekanntlich relativ: 1971 ließ der DFB erst den Frauenfußball-Spielbetrieb offiziell in seinen Reihen zu. Der TSV Crailsheim gründete noch im selben Jahr die erste Mannschaft unter der Leitung von Hubert Oechsner, dem heutigen Abteilungsleiter und Team-Manager der Bundesligamannschaft. In die Bundesliga ging es in den Neunzigern: 1995 stieg der TSV erstmals in die Bundesliga auf, zwei Jahre später verpasste man knapp die Qualifikation für die neue, eingleisige Bundesliga. 2004 dann der Aufstieg in die 1. Bundesliga, 2005 der Abstieg, 2006 der Wiederaufstieg. Der Frauenfußball ist das Aushängeschild des Vereins im 32.000-Einwohner-Kreisstadt im Landkreis Schwäbisch-Hall. Neben der Bundesligamannschaft betreibt die Abteilung intensiv Nachwuchsarbeit – auch das bereits seit den siebziger Jahren. Doch längst unken Experten, die Zeit der Crailsheimerinnen sei vorbei, weil künftig die Großklubs das Zepter in der Liga übernehmen: Dr. Hans-Jürgen Tritschoks (Ex-Trainer 1. FFC Frankfurt) etwa prognostizierte in einem Interview, in vier bis fünf Jahren würden Vereine wie der TSV aus der Liga verschwunden sein.
Fakt ist, dass die Etats steigen und es Vereine wie der TSV schwer haben, mit einem Etat von rund 250.000 Euro auch sportlich zu bestehen. Damit bewegt sich der Klub am unteren Ende der Skala. „Große Namen“ findet man im TSV-Kader nicht - und zu Beginn der Saison musste man den Abgang von acht Spielerinnen verkraften, fünf davon Stammspielerinnen. Darunter war Mittelfeldspielerin Tanja Wörle, die ihrem Vater Günter Wörle zum jetzigen Spitzenreiter nach München folgte. Vater Wörle hatte den TSV Crailsheim anderthalb Jahre lang trainiert, bis zum Angebot des FC Bayern. Es sind Abgänge, die für jeden Klub schwer zu kompensieren sind. In Crailsheim hat man in der Not auf die Jugend gebaut, junge Spielerinnen ohne Bundesligaerfahrung ins Team geholt, die sich an Tempo und Zweikampf in der Liga erst gewöhnen mussten.
„Man müsste die Jungen langsam heranführen, aber die Zeit haben wir nicht“, schildert Spielführerin Ramona Treyer die Situation in dieser Saison, die zu den schlechtesten zählt, die die 29-Jährige beim TSV erlebt hat. Erst am 12. Spieltag, dem letzten des Jahres 2008, kamen die Crailsheimerinnen zum ersten Sieg (3:1 gegen den SC Freiburg) - dennoch ist Treyer optimistisch. Zum Ende der Hinrunde habe sich die Leistung seiner Mannschaft stabilisiert, sagt auch Trainer Hubert Müller. Ob die in der Winterpause verpflichteten Amerikanerinnen Jeannette E. Dyer und Carolyn Nason die erhoffte Erfahrung und zusätzlich Stabilität bringen, muss sich nun erweisen. Am Sonntag empfängt der TSV im heimischen Schönebürgstadion den Tabellenzehnten Herforder SV. „Das ist eine absolute Standortbestimmung. Wir müssen schauen, dass wir drei Punkte einfahren“, sagt Trainer Hubert Müller - und ist frohen Mutes. „Wenn wir das Niveau halten und sich niemand verletzt, würde ich darauf setzen, dass wir nicht absteigen.“
Astrid Labbert
„Lang“ ist im deutschen Frauenfußball ja bekanntlich relativ: 1971 ließ der DFB erst den Frauenfußball-Spielbetrieb offiziell in seinen Reihen zu. Der TSV Crailsheim gründete noch im selben Jahr die erste Mannschaft unter der Leitung von Hubert Oechsner, dem heutigen Abteilungsleiter und Team-Manager der Bundesligamannschaft. In die Bundesliga ging es in den Neunzigern: 1995 stieg der TSV erstmals in die Bundesliga auf, zwei Jahre später verpasste man knapp die Qualifikation für die neue, eingleisige Bundesliga. 2004 dann der Aufstieg in die 1. Bundesliga, 2005 der Abstieg, 2006 der Wiederaufstieg. Der Frauenfußball ist das Aushängeschild des Vereins im 32.000-Einwohner-Kreisstadt im Landkreis Schwäbisch-Hall. Neben der Bundesligamannschaft betreibt die Abteilung intensiv Nachwuchsarbeit – auch das bereits seit den siebziger Jahren. Doch längst unken Experten, die Zeit der Crailsheimerinnen sei vorbei, weil künftig die Großklubs das Zepter in der Liga übernehmen: Dr. Hans-Jürgen Tritschoks (Ex-Trainer 1. FFC Frankfurt) etwa prognostizierte in einem Interview, in vier bis fünf Jahren würden Vereine wie der TSV aus der Liga verschwunden sein.
Fakt ist, dass die Etats steigen und es Vereine wie der TSV schwer haben, mit einem Etat von rund 250.000 Euro auch sportlich zu bestehen. Damit bewegt sich der Klub am unteren Ende der Skala. „Große Namen“ findet man im TSV-Kader nicht - und zu Beginn der Saison musste man den Abgang von acht Spielerinnen verkraften, fünf davon Stammspielerinnen. Darunter war Mittelfeldspielerin Tanja Wörle, die ihrem Vater Günter Wörle zum jetzigen Spitzenreiter nach München folgte. Vater Wörle hatte den TSV Crailsheim anderthalb Jahre lang trainiert, bis zum Angebot des FC Bayern. Es sind Abgänge, die für jeden Klub schwer zu kompensieren sind. In Crailsheim hat man in der Not auf die Jugend gebaut, junge Spielerinnen ohne Bundesligaerfahrung ins Team geholt, die sich an Tempo und Zweikampf in der Liga erst gewöhnen mussten.
Astrid Labbert