U21-EM

Das Beste zum Schluss

Ein großer Tag für den DFB, speziell für dessen Nachwuchsabteilung: Nach U17 und U19 schnappte sich nun auch die U21 den Europameistertitel - noch nie zuvor hatte ein Verband gleichzeitig diese Titel gehalten. Dass der Erfolg mit einer starken Endspielleistung eingefahren wurde, setzte dem Ganzen die Krone auf.

„Unsere Mannschaft hat das größte Steigerungspotenzial“, meinte Horst Hrubesch durchaus sarkastisch, nachdem in den Gruppenspielen noch einiges - abgesehen von einer sehr stabilen Abwehrleistung - im Argen steckte. Dankenswerterweise bestätigten die Youngster ihren Trainer: Ausgerechnet im Finale packten sie ihre beste Turnierleistung aus, was auch daran lag, dass Hrubesch nebst einem zwangsweise erforderlichen Personaltausch auf drei Positionen gleich eine neue Taktik vorgegeben hatte. Unter anderem erlaubte der Systemwechsel, dass Özil in seine Stammposition als Spielgestalter rücken konnte - ein wesentlicher Baustein für den Sieg. Zunächst aber hatten die Engländer, deren Stammkeeper Hart eine Sperre abzusitzen hatte, den besseren Start. Walcott ließ in einigen Szenen seine Schnelligkeit aufblitzen, fand jedoch in der 11. Minute in Hummels seinen Meister, der als letzter Mann in Klassemanier den Sturmlauf des Arsenal-Spielers stoppte. Die deutsche Elf begann dann das Spiel besser in den Griff zu bekommen, Özils Schussversuch aus dem Sechzehner wurde von Onuoha gerade noch geblockt (16.). Die Partie wogte ausgeglichen hin und her, aber nach einer feinen Vorarbeit Özils belohnte Castro die erkennbare Steigerung der DFB-Elf mit dem Führungstreffer (23.). Bis zur Pause entwickelten sich Hrubeschs Schützlinge bereits zum besseren Team, nutzten ihre Vorteile in der Spielgestaltung jedoch noch nicht zu einer weiteren Resultatsverbesserung.

Dies sollte sich kurz nach dem Wiederanpfiff ändern. Özil packte die Kelle aus und hämmerte einen Freistoß aus zentraler Position (30 Meter) auf den Kasten von Ersatzkeeper Loach, der sich in Form eines Ausfallschritts nach rechts enorm verschätzte. Er bekam zwar noch den linken Arm an den Ball, am Einschlag konnte er ihn jedoch nicht mehr hindern (48.). Eine beruhigende Führung, der England lediglich noch etwa zehn starke Minuten entgegenzusetzen hatte, in denen Cattermole einen Lattentreffer verzeichnete (59.), Johnson aus kurzer Distanz nur Beck anschoss (62.) und Beck einen Kopfball Cattermoles auf der Linie klärte (72.). Die Deutschen hatten indes längst zu einem harmonischen Spiel gefunden, in dem die Rädchen wie geschmiert ineinander griffen. Eigentlich hätte Wagner bereits in der 77. Minute auf 3:0 erhöhen müssen, als er eine Maßflanke Özils am langen Pfosten durchrutschen ließ. Nur zwei Minuten später holte der Duisburger das Versäumte jedoch nach und tunnelte Loach. Wieder war Özil der Absender der Vorlage. Ein herrlicher Treffer zum 4:0-Endstand machte das Finale endgültig zum Debakel für die Engländer: Wagner setzte sich halblinks vorm Sechzehner durch und drehte die Pille unerreichbar ins lange Eck (84.). Dann folgten Schaulauf, Jubel, Konfetti …
André Schulin