Frauen Uefa-Cup

Duisburg gewinnt erstmals den Uefa-Pokal

Ein Unentschieden (1:1) reichte dem FCR 2001 Duisburg, um im Final-Rückspiel des Uefa Women’s Cup gegen Zvezda Perm alles klar zu machen: Der Revierklub ist erstmals Uefa Cup-Sieger. Das war angesichts des 6:0-Siegs im Hinspiel keine Überraschung. Überraschend hingegen die Kulisse von 28.112 Zuschauern in der MSV-Arena: Das ist europäischer Vereins-Rekord im Frauenfußball – und ließ auch Perms Interimscoach Stanislav Kharitonov am Ende ungläubig dastehen.

Lange nach dem Abpfiff, nachdem sich die Duisburgerinnen ausgiebig von den Fans hatten feiern lassen, fanden sich schließlich beide Trainer in den Katakomben der Arena ein. Auf der einen Seite Martina Voss, die - um Ernsthaftigkeit bemüht - versuchte, das beseelte Lächeln eine Pressekonferenz lang aus ihrem Gesicht zu verbannen, auf der anderen Seite ein Stanislav Kharitanov, der offen gestand: „Für mich bleibt es bis jetzt ein Rätsel, wie man 28.000 Menschen bei einem Frauenfußballspiel ins Stadion bringen kann.“ So wird die Partie aufgrund der überragenden Kulisse bis auf weiteres in die Uefa-Rekord-Statistik und ins kollektive Fangedächtnis eingehen – spielerisch indes hatte man vom FCR in dieser überragenden Saison weitaus bessere Partien gesehen. Martina Voss hatte den Kader notgedrungen auf einer Position verändert (statt der gelb-gesperrten Linda Bresonik spielte Anne van Bonn).

Sichtlich nervös starteten die Löwinnen ins Spiel. Perm dagegen zeigte das, was man im Hinspiel schmerzlich vermisst hatte: Die Russinnen boten Paroli, standen in der Defensive gut und gingen nach 25. Minuten sogar in Führung. Ein langer Pass auf Dariya Apanashchenko, die ließ die Verteidigung stehen und schoss aus kurzer Distanz zum 0:1 ein. Bis dahin hatte der FCR einige Versuche gestartet, gefährlich vors Tor des Gegners zu gelangen – aber ohne nennenswerte Durchschlagskraft. Der FCR mühte sich, doch in der Spitze lief wenig zusammen. Es war letztlich Abwehrspielerin Annike Krahn vorbehalten, per Abstauber den Ausgleich vorm Pausenpfiff (45. + 1) zu erzielen.
Nach der Pause war es zunächst wieder das Team aus Perm, das zu guten Chancen kam. Ein Kopfball von Natalia Barbashina (57.) ging an die Latte. Kurz darauf rutschte Kathrin Längert ein Schuss von Vera Dyatel durch die Hände, konnte dann aber noch retten. Die beste Duisburger Chance im zweiten Durchlauf hatte die eingewechselte Turid Knaak in der 71. Minute, scheiterte aber an der souveränen Torhüterin Nadezhda Baranova. Top-Torjägerin Inka Grings konnte an diesem Abend ihre Klasse nicht ausspielen. Die Fans feierten trotzdem schon lange vor Abpfiff: Nach neun Jahren gewann der FCR endlich wieder einen Titel – dazu gleich den europäischen. Der seit der Saison 2001/02 vergebene Pokal ging damit zum fünften Mal nach Deutschland, nach 2008, 2006, 2002 (1. FFC Frankfurt) und 2005 (FFC Turbine Potsdam).

Für den FCR ist damit das Minimal-Saisonziel – ein Titel – erreicht. Aber noch ist mehr drin: In der Meisterschaft hat man zwar nur noch mit Glück eine Minimalchance auf den Titel, aber am 30. Mai soll gegen Turbine Potsdam der DFB-Pokal her. „Ich habe mit dieser Mannschaft keine Motivationsprobleme“, sagte Martina Voss nach dem Spiel. Das war ernsthaft gemeint – aber mit einem beseelten Lächeln versehen.

Astrid Labbert