Bundesliga

Ein unangenehmer Termin für die Schwaben

Die Ausflüge ins Olympiastadion, zu den Münchner Bayern, waren in der Bundesligageschichte selten Stimmung aufhellende Veranstaltungen für die jeweiligen Kicker des VfB Stuttgart. Selbst in den Meisterschafts-Saisons, 1984 und 1992, konnte beim Südrivalen nicht gewonnen werden. Vor dem Schlagerspiel bietet sich eine vergleichende Betrachtung der Mannschaftsteile an.

Tor
Zahlen lügen nicht: „Titan“ Oliver Kahn musste bereits 19 Einschläge verkraften, während der in der Boulevardpresse als „Timonator“ gefeierte Timo Hildebrand erst drei Verletzungen seines Schutzbereiches registrierte. Der VfB-Keeper, Rekordhalter mit 885 Minuten ohne Gegentor, profitierte zwar eindeutig mehr von der Unterstützung seiner Vorderleute, als Kahn bei der Bayernabwehr, allerdings war Hildebrand auch immer dann zur Stelle, wenn es galt so genannte „Unhaltbare“ abzuwehren, während Kahn in dieser Disziplin sicherlich schon bessere Zeiten hatte: Vorteil VfB

Abwehr
Die etatmäßige Bayernabwehrkette - Salihamidzic (Sagnol), Kovac (Kuffour), Linke, Lizarazu - ließ weitaus mehr kritische Situationen in ihrem Wirkungsbereich zu, als der schwäbische Riegel, bestehend aus Hinkel, Wenzel (Bordon), Meira und Lahm (Gerber), der sich abzeichnende Bedrohungen meist schon in der Entstehung unterband. Die Vorstöße der dynamischen Außenbahner Hinkel und Lahm stehen zudem den Offensivaktionen ihrer bayrischen Pendants, Salihamidzic und Lizarazu, in nichts nach. An dieser Stelle muss natürlich auch noch einmal die Gegentrefferquote geltend gemacht werden: Vorteil VfB
Mittelfeld
Der Mangel an zündenden Ideen aus der Schaltzentrale hat zuletzt auch dem VfB Stuttgart zu schaffen gemacht. Heldt, Hleb, Meißner und Soldo blieben vorbildlich in ihrer Defensivarbeit, spielten aber weniger zwingende Chancen für die Spitzen heraus. Der krankheitsbedingte Ausfall des wieder im Aufwind befindlichen Sebastian Deisler brachte den FCB um ein wichtiges, belebendes Kreativelement. Den offensivlastigen Ballack (vier Treffer), Zé Roberto und Hargreaves (Jeremies) fehlte wiederholt die Feinabstimmung, um als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff optimal zu wirken: Ausgeglichen.

Angriff
Die neu erwachte Angriffslust der Bayern mit der Nominierung dreier echter Stürmer begründet sich in der Binsenweisheit: „Angriff ist die beste Verteidigung“. Und da der FCB mit Santa Cruz (zwei Treffer), Pizarro (8) und Maakay (7) über drei exzellente Goalgetter mit unterschiedlichen Qualitäten verfügt, kann diese offensive Variante erfolgreich sein - zumindest ist sie eine veritable Alternative zum bisher unterm Strich enttäuschenden Auftreten der Bayern. Die 22 Saisontreffer des VfB (33 Tore erzielten die Bayern bislang) gehen nur zur Hälfte auf das Konto der Stürmer. Kuranyi (5), Szabics (5) und Cacao (2) kamen überwiegend aus dem flüssigen Kombinationsspiel der Stuttgarter heraus zu ihren Treffern, respektive den Torchancen. Zuletzt dosierten die Schwaben den Kombinationsfluss in die Spitze recht sparsam. Eine positive Entwicklung der „Jungen Wilden“-Stürmer ist dennoch offensichtlich, doch die Münchner Konkurrenz ist ausgebuffter und zudem bislang erfolgreicher: Vorteil Bayern

Die bessere Defensive als Plus für den VfB
Vier Siege und neun Punkteteilungen konnten die Schwaben bislang in ihren Bundesliga-Gastspielen beim FC Bayern auf der Haben-Seite verbuchen - die 23 Niederlagen kippen die Statistik jedoch gnadenlos zugunsten der Münchner. Als ungeschlagener Tabellenführer, mit der Empfehlung, in 15 Saisonspielen lediglich drei Gegentreffer eingefangen zu haben, können die Schwaben jedoch durchaus zuversichtlich nach München fahren, die verheerende Bilanz aufzubessern.

André Schulin