Europameisterschaft

Eine wahre Nullnummer

Das erste Spiel aus der so genannten Todes- oder Hammergruppe war eine Enttäuschung. Der Turnier-Mitfavorit Frankreich quälte sich nach druck- und ideenlosem Spiel zu einem torlosen Remis gegen eine rumänische Auswahl, die zwar keine Ambitionen auf einen Sieg erkennen ließ, aber auch kaum in Gefahr geriet, das Spiel zu verlieren.

Der vermuteten Rollenverteilung entsprechend, fanden sich die Teams schnell auf dem Platz zurecht: Die favorisierten Franzosen übernahmen die Spielgestaltung, derweil die als Underdog der Gruppe C gehandelten Rumänen in der eigenen Hälfte einen massiven Abwehrblock bildeten. Genauso rasch wurde aber auch klar: An einem hohen Spieltempo zeigte keine Auswahl gesteigertes Interesse - ergo tat sich in den Strafräumen nichts. Ein Rechtsschuss Anelkas aus der neunten Minute, der allerdings sein Ziel um zwei, drei Meter verfehlte, markierte Frankreichs erste vage Torchance. Zwei Minuten später peilte Rumänien durch Mutu das von Coupet gehütete Gehäuse an. Sein harmloser Linksschuss trudelte jedoch ohne Gefahr auszustrahlen ins Aus. Aufregender war da schon ein Gegenstoß der Franzosen, als Malouda nach langem Pass von Makele auf Rumäniens Kasten zusteuerte. Mit einer etwas zauseligen Fußabwehr klärte Lobont die Situation (18.). Wirklich klare Tormöglichkeiten blieben indes beiderseits aus. Einzige Ausnahme in der 33. Minute. Im Anschluss an einen Eckball spielte Ribery von der linken Seite das Leder als Aufsetzer weich in Rumäniens Sechzehner. Anelka köpfte die Pille aus neun Metern nur knapp über die Querstange. Die Osteuropäer bauten nahezu ausschließlich darauf, mit langen Bällen das Mittelfeld zu überbrücken und die vorne lauernden Stürmer Mutu und Nicolae zu bedienen. Frankreichs stabile Abwehr war durch diese seltenen Gegenstöße jedoch nicht zu erschüttern. Auf der Gegenseite gelang es der Equipe Tricolor aber auch nicht, Rumäniens Abwehr sonderlich zu beeindrucken.

Eine schöne Aktion Maloudas, der nach energischem Antritt einen strammen Linksschuss abfeuerte (49.), machte Hoffnung auf einen interessanteren zweiten Spielabschnitt. Überraschenderweise wagten sich zudem die Rumänien verstärkt in die gegnerische Hälfte und setzten sich dort für wenige Minuten fest. Zählbares sprang dabei jedoch nicht heraus und so zog sich die Elf von Trainer Piturca wieder zurück. Der Spielverlauf nahm erneut den statischen Charakter der ersten Hälfte an, auch wenn Frankreich durch Benzema zwei gute Chancen verzeichnete. Zunächst schloss der Stürmer eine feine Hereingabe Riberys zu schwach und unplatziert ab (57.), so dass Lobont den Ball problemlos fangen konnte. Dann verlor er bei einem Drehschuss zentral vom Sechzehner die Übersicht und setzte das Leder am linken Pfosten vorbei (64.). Diese wenigen Chancen ungenutzt verstreichen zu lassen, sollte sich rächen. Weitere Möglichkeiten blieben nämlich aus. Der einzige französische Akteur, von dem energische Ansätze ausgingen, war der bedauernswerte Franck Ribery, der kaum Unterstützung von seinen Nebenleuten erfuhr. Die Rumänen hielten ihre starre Abwehrhaltung konsequent und diszipliniert durch. Erstaunlich nur, dass sie damit, ohne in größere Schwierigkeiten zu geraten, dem Favoriten ein Unentschieden abtrotzten.
André Schulin