Champions League

Erneute Lektion

Eigentlich hatte Arsenal nur ein einziges Tor wettmachen müssen. Ehe daran aber überhaupt zu denken war, machte ManU den Gunners alle Hoffnung zunichte und hatte mit zwei frühen Treffern den Vergleich bereits im Handumdrehen entschieden. Völlig unwidersprochen entschied das Ronaldo-Ensemble damit auch das Rückspiel für sich und steht nun im großen Finale vor einer historischen Chance.

In der Liga hatten beide Kontrahenten auch mit ihren B-Anzügen zuletzt lockere Siege eingeholt. Kaum auf dem Platz, wurde dann aber dennoch bald deutlich, dass sich Gunners und Red Devils zur Zeit um mindestens eines Klasse unterscheiden. Ein Distanzschuss von Fabregas forderte die zunächst recht tief stehenden Gäste direkt heraus (3.). Wie sich schnell herausstellte, war Manchester aber doch nicht gekommen, um zu verteidigen, sondern nahm statt dessen binnen drei Minuten der Begegnung plötzlich jegliche Spannung: Über links preschte zunächst Ronaldo nach vorn und gab den Ball zentral vors Tor zum Kollegen Park. Nur weil Gibbs beim Versuch zu retten nun das Gleichgewicht verlor, kam der Koreaner überhaupt zum Abschluss, schaufelte das Leder aber im Fallen auch so elegant über Almunia ins Netz, dass sich noch immer von einem tollen Tor sprechen ließ (8.). Gleich nach dem nächsten Angriff stand es dann sogar 0:2, erzielt durch Ronaldo mit einem seiner berüchtigten Freistöße, den Almunia allerdings, weil flach und eher unplatziert geschossen, auch zwingend hätte parieren müssen (11.). Ein Ausrutscher und ein Torwartfehler hatten Arsenal also nun alle Illusionen zerstört, denn dass die Gunners keine vier Treffer entgegensetzen würden, war von diesem Moment an sonnenklar. Ganz im Gegenteil: Völlig verschreckt spielte die Wenger-Elf den ersten Abschnitt zu Ende und hatte schließlich auch nach drei von vier Halbzeiten dieses so packend klingenden Semifinales noch keine vernünftige Torchance produziert.

Völlig anders dagegen der Titelverteidiger. Schon Wayne Rooney hätte zuvor einen Treffer nachlegen können (19.), nun drohte auch Ronaldo den Londonern mit einem Debakel, als er von der Strafraumkante abzog (52.). Erst jetzt wurde die Heimelf aktiver und schüttelte die Verunsicherung ein klein wenig ab. Brutalerweise aber traf gleich der erste Konter ins Schwarze, als Rooney und Ronaldo diesmal gemeinsam einen Überfall starteten und der Portugiese mit seinem sicheren Abschluss endgültig zum Mann des Abends avancierte (61.). Arsenal lag in Trümmern, und Manchester feierte sich selbst. Ein kleines Ärgernis aber sollte es auch für Gäste noch geben, denn nach einem harmlosen Zweikampf mit Fabregas zeigte Schiedsrichter Rosetti Darren Fletcher plötzlich Rot und verbaute ihm damit die Teilnahme am großen Finale (76.). Den dennoch nicht unberechtigten Elfer versenkte van Persie schließlich zum 1:3-Endstand, was aber nichts mehr daran änderte, dass Arsenal auch im zweiten Vergleich mit den Devils ein letztlich unerwartet hohes Lehrgeld berappte. Wie die uninspirierten Gunners es überhaupt so weit hatten schaffen können, war die eine offene Frage des Abends. Die andere lautete, welches Team auf der Welt nur verhindern sollte, dass Manchester United als erste Mannschaft der Geschichte den Titel in der Champions League verteidigt.
Maik Großmann