Europacupsieger – Die 14.973 Tage von Tottenham
von Carsten GermannAus der Serie „Harry, hol‘ schon mal den Titel“… Offenbar hat der Gewinn der deutschen Meisterschaft von Tottenham-Rekordschütze Harry Kane (31) und von Eric Dier die „Spurs“ inspiriert. Tottenham Hotspur beendete am Mittwochabend mit dem 1:0 (1:0) gegen Manchester United im Europa-League-Finale von Bilbao eine 41-jährige internationale Durststrecke und eine 17 Jahre währende nationale Titel-Flaute.
Es war am 23. Mai 1984, also fast auf den Tag genau vor 41 Jahren, als Tottenham Hotspur im heimischen Stadion an der White Hart Lane mit 4:3 im Elfmeterschießen (1:1 n. V. / Hinspiel: 1:1) gegen den RSC Anderlecht mit dem UEFA-Pokal letztmals einen Europapokal gewann.
Zu den Stars bei den Londonern gehörten der argentinische Weltmeister Osvaldo Ardiles, Steve Archibald, Gary Stevens und Chris Hughton.
Europacupsieger Tottenham: 14.973 Tage Flaute
Bis „The Spurs“ wieder einen Europapokal in Händen halten sollten, dauerte es 14.973 Tage.
Dann erst beendete ein Tor von Brennan Johnson (42.) den Titelfluch.
Seitdem hatte Tottenham Hotpsur vier nationale und internationale Finals verloren.
Es waren dies die EFL Cup-Finals in England 2009, 2015 und 2021 sowie das Champions-League-Finale 2019 in Madrid, ebenfalls ein englisches Duell (0:2 gegen den FC Liverpool).
Der letzte Titelgewinn war der EFL Cup (Ligapokal) im Jahr 2008 gegen den FC Chelsea in Wembley.
In dieser Zeit haben 67 (!) Spieler Tottenham verlassen. Sie gewannen danach mindestens einen Titel. Am Mittwoch endete diese Pechsträhne auch für den letzten verbliebenen Tottenham-Spieler aus der Final-Startelf von 2019, Heung-min Son.
Platz 17
Der inzwischen 32 Jahre alte Koreaner wurde nach 67 Minuten von „Spurs“-Trainer Ange Postecoglou für Richarlison ins Spiel gebracht.
- Mit Tottenham Hotspur wurde der in der heimischen Liga am schlechtesten platzierte Klub aller Zeiten Europacupsieger.
- Die Mannschaft aus dem Londoner Norden ging als Tabellensiebzehnter der englischen Premier League in dieses Finale.
- Das 1:0 beendete die Serie von Manchester United, das als einziger Klub dieser Europapokalsaison in allen drei Wettbewerben bis dahin noch ungeschlagen war (14 Spiele, neun Siege, fünf Remis).
- 41 Prozent seiner Siege in 2024/2025 holte Man. United Wettbewerb übergreifend in der Europa League.
- Unter den Teams aus der englischen Top-Liga kam nur West Ham United 2022/2023 als Sieger der Europa Conference League auf einen höheren Prozentsatz an Siegen außerhalb der Premier League (12 von 27, 44 Prozent).
31-mal hinten
- Dieses Zahlenwerk nützte dem englischen Co-Rekordmeister aber in Bilbao am Ende nichts.
Der 31. Rückstand für Manchester United in dieser Saison beendete endgültig alle Titelträume und die Hoffnung, als Sechzehnter der Premier League mit dem Europa-League-Sieg in die „Königsklasse“ zu springen.
Dass dies Tottenham gelang, lag an gelebtem Nord-Londoner Minimalismus.
Der Elf von Ange Postecoglou genügten drei Torschüsse und nur 27,7 Prozent Ballbesitz zum Sieg.
Das sind laut den Datenspezialisten von Opta die schlechtesten Werte eines Europapokal-Finalisten seit 2010.
Zum vierten Mal schlug Tottenham Hotspur in dieser Saison Manchester United – und krönte sich damit zum guten Schluss zum Europacupsieger.
- Vier Mal in einer Saison war das Team aus Old Trafford zuvor nur 1985/86 vom FC Everton bezwungen worden.
- Es war die 20. Saison-Niederlage für Manchester United.
- Häufiger hatte der zweimalige Champions-League-Sieger nur in seiner Abstiegs-Saison 1973/74 (siehe dazu auch Fussballdaten-Newsfeature: ,,1. Januar 1974: George Best in seinem letzten Fall“) verloren (22 Spiele).
Der gebürtige Grieche Ange Postecoglou sollte in einem Punkt Recht behalten. „Ich bin kein Clown und ich werde nie einer sein. Ich muss mich nicht korrigieren“, hatte der 59-Jährige in der Pressekonferenz vor dem Spiel gesagt, „ich gewinne nicht regelmäßig Titel, sondern immer im zweiten Jahr.“
- Stimmt. In der zweiten Saison mit Tottenham wurde er Europacupsieger, davor 1998 Australischer Meister mit South Melbourne und 2012 mit Brisbane Roar sowie 2022 (und auch 2023) Schottischer Meister mit Celtic Glasgow.
Diese gewagte Ansage freute auch Liverpool-Idol Mohamed Salah (32): „Er hat es gesagt, dass er in seiner zweiten Saison einen Titel holen wird. Glückwunsch!“