Länderspiele

Fußball als Katastrophenhilfe

Erst einmal trafen die Auswahlmannschaften Deutschlands und des Irans aufeinander. 1998, bei der WM in Frankreich, als die DFB-Auswahl nach Treffern von Bierhoff und Klinsmann zu einem 2:0-Erfolg kam. Die Erdbeben-Katastrophe im iranischen Ort Bam, die im Dezember 2003 mehr als 25.000 Menschenleben forderte, geriet zum Anlass, in Form eines Benefizspiels den zweiten Vergleich auszutragen.

Fußball-Hauptstadt Teheran
Knapp 65 Millionen Menschen leben in der Islamischen Republik Iran, die in dieser Staatsform seit 1979 existiert. Als populärste Sportart des Landes firmiert fraglos der Fußball, der 1920 institutionalisiert wurde (IRIFF). 1945 trat der Verband der FIFA bei. 16 Klubs tragen in der ersten Liga die nationale Meisterschaft aus, von denen ein Großteil in der Hauptstadt Teheran beheimatet ist. Der amtierende Meister, Pas Teheran, kommt ebenfalls aus der 7-Millionen-Einwohner-Metropole.

Spitzenstellung in Asien verloren
In den 70er-Jahren avancierten die Kicker Irans zur unumstrittenen Nummer eins in Asien: 1968, 1972 und 1976 gewannen sie den Asian Cup (Asien-Meisterschaft). In der Folgezeit zählten die Perser mit fünf Halbfinalteilnahmen - die letzte 2004, Endstation war China, das sich im Elfmeterschießen durchsetzte - immer noch zu den besten Fußballnationen des Kontinents, doch andere Länder überflügelten den Iran. Die politischen Umwälzungen im Lande, die 1979 nach der islamischen Revolution in einen Gottesstaat mündeten, brachten eine weitreichende, internationale Isolation mit sich, was negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Fußballs hatte. Das Gastspiel der Deutschen bietet seit langer Zeit wieder die Möglichkeit des Vergleichs mit einer großen Fußballnation. Zweimal erreichte der Iran die Endrunde eines WM-Turniers: 1978 und 1998, wo bereits jeweils nach der Gruppenphase das Aus kam. Derzeit liegt Irans Nationalelf gut im Rennen, die 1. Runde in der WM 2006-Qualifikation zu meistern. Ein Erfolg in Katar am 13. Oktober würde den Sieg in Gruppe 1 bringen.
Kapitän Daei nicht dabei
Ali Daei, Karim Bagheri (beide Arminia Bielefeld) und Khodadad Azizi (1. FC Köln) gaben 1997 als erste iranische Profis ihren Einstand in der Bundesliga; insgesamt wurden mittlerweile neun Iraner hierzulande von Erstligisten unter Vertrag genommen. Ali Daei (derzeit bei Persepolis Teheran), mit seinen 35 Jahren im fortgeschrittenen Fußballer-Alter, ist der populärste Kicker im Iran und Kapitän der Nationalelf (133 Länderspiele/ 98 Tore). Für das Spiel gegen die DFB-Elf musste er wegen einer Knieverletzung passen. Auflaufen können dagegen Mehdi Mahdavikia (Hamburger SV) und Vahid Hashemian (FC Bayern). Auch Khodadad Azizi (Pas Teheran) rückte wieder ins Aufgebot des kroatischen Trainers Branko Ivankovic. Im Fokus internationaler Spitzenklubs steht Irans Offenspieler Ali Karimi, dessen Vertrag bei Al-Ahly (Dubai) im Sommer 2005 ausläuft. Beim diesjährigen Asian Cup stellte der technisch starke Karimi mit fünf Treffern auch seine Torgefährlichkeit unter Beweis.

André Schulin