Weltmeisterschaft

Galaauftritt des Mitfavoriten

Mit einem imposanten Auftritt bestätigten die Tschechen ihre Rolle als Mitfavorit bei diesem Turnier. Drei wunderbare Tore der Ex-Dortmunder Koller, der allerdings verletzt ausschied, und Rosicky (zweimal) waren die Ausbeute gegen ein Team aus den Vereinigten Staaten, das zwar nicht enttäuschte, aber im Angriff nur selten Gefahr heraufbeschwor.

Nach Abtasten sahen die Bemühungen beider Teams gleich nach dem Anpfiff keineswegs aus. Zuerst stießen die Tschechen in den 16er des Gegners, im Gegenzug die Amerikaner. Über den rechten Flügel knackte der Favorit nach knapp fünf Minuten dann den US-Panzer. Grygera flankte nach schönem Lauf fast von der Grundlinie vors Tor, und der lange Koller detonierte die Kugel per Kopf in die Maschen. Der kernige Auftakt hatte zur Folge, dass sich die Tschechen etwas defensiver einrichteten und die Elf der USA zwar Oberwasser bekam, aber auch in herzhafte Zweikämpfe im Mittelfeld verstrickte. Spätestens am 16er hatte der "Ostblock" die Amis im Griff und ließ keine Tormöglichkeiten zu. Zügiges Konterspiel blieb allerdings ebenfalls aus. Erst nach 24 Minuten sprang Grygera in eine Nedved-Flanke von links, köpfte stramm, allerdings auch weit über den Kasten von Kasey Keller. Vier Minuten später fasste sich der Ex-Wolfsburger Claudio Reyna aus gut 20 Metern ein Herz und drosch den Ball an den linken Pfosten der Tschechen. Nicht erst jetzt war klar, dass die US-Kicker auf Augenhöhe mit dem Favoriten agierten. Das Spiel bewegte sich eine zeitlang intensiv im Mittelfeld, bis eine zu kurze Kopfballabwehr von Onyewu zentral bei Rosicky landete, der sich die Kugel zurechtlegte und sie nahezu identisch wie Frings gegen Costa Rica mit einem satten Schuss ins rechte obere Eck zum 2:0 versenkte (36.). In der 43. Minute verletzte sich Jan Koller im Oberschenkel bei einem Durchbruch und musste noch vor dem Seitenwechsel von Lokvenc ersetzt werden.

Zwar startete die USA mit zwei neuen Offensivkräften in die zweite Hälfte, doch die erste Großchance hatte Ujfalusi auf der Gegenseite, platzierte den Ball aber einen halben Meter neben dem Tor (51.). Die allgemeinen Vorzeichen indes veränderten sich kaum. Arenas Truppe versuchte mit biederen Mitteln, in den 16er der Tschechen zu gelangen, die ihrerseits auf gelegentliche Gegenzüge setzten. Meist verfingen sich beide Teams jedoch in den Untiefen des Mittelfeldes, wo es oft herzhaft zur Sache ging und fortwährend Spielunterbrechungen nach sich zog. Dann hatten plötzlich Lokvenc (61.), Poborsky (62.) und Jankulovski (65.) Einschussmöglichkeiten und belegten das letztlich zwingendere Spiel der Tschechen. Rosickys Lattenknaller in der 68. Minute war in dieser starken Phase das i-Tüpfelchen der Tormöglichkeiten. In der 71. Minute touchierte Johnsons Kanonade allerdings den linken Pfosten des Gehäuses von Cech, war aber auch im zweiten Durchgang das erste echte Lebenszeichen des US-Sturms. Johnsohn kam auch vier Minuten später nicht zum Torerfolg, verpasste eine Hereingabe von links nur knapp. Kurz danach die endgültige Entscheidung. Nedved spielte dem flinken Rosicky in den Lauf, der uneinholbar durchpreschte und die Kugel abschließend hoch ins Netz piekte (77.). Spätestens mit dieser Weltklasse-Aktion belegten die Tschechen, warum sie zu Recht von Fachleuten in den Favoritenkreis einsortiert worden waren. Aufstecken war trotz des deutlichen 3:0-Rückstandes zwar nicht das Ding der US-Boys, doch die wahnsinnig starke Defensive der Osteuropäer gab sich auch in der Schlussphase keine Blöße.
Ulrich Merk