Bundesliga

Gehobene Mittel(feld)klasse

Der eine Mittelfeldgenius, Tomas Rosicky, wurde von vielen Spitzenklubs umworben, bevor ihn Borussia Dortmund für die damalige Bundesliga-Rekordablöse von etwa 15 Millionen Euro ködern konnte. Der andere, Bremens Johan Micoud, kam für lau. „Billigheimer“ Micoud war jedoch genau der Spieler, der Werder zum Durchstarten noch fehlte. Rosicky schlug beim BVB seinerzeit ebenfalls gut ein, stagniert jedoch, wie das gesamte Team, seit einiger Zeit.

Grün-Weiß gewickelt
„Es ist kein Naturgesetz, dass Werder hinter Bayern und Dortmund landet“ - mit diesem forschen Statement setzte Johan Micoud gleich nach seiner Verpflichtung ein verbales Ausrufezeichen, welche Ziele er mit den Norddeutschen anstrebt. Den Worten folgten Taten. Der 16-malige französische Nationalspieler debütierte in der Werderelf, als wäre er einst in grün-weißen Windeln gewickelt worden. Vom Start weg stimmte die Chemie, traf Micoud auf kongeniale Mitspieler, die auf seine Ideen eingingen und davon profitierten. Neben seinen Spielmacherqualitäten bewies der Mittelfeldstratege auch Torinstinkt. Zwölf Treffer gelangen ihm in den bislang 47 Einsätzen für Werder, einige von der Güteklasse: „Tor-des-Monats“.

Forderungen an den Verein
Die klamme Finanzsituation des AC Parma gereichte dem SV Werder zum Glück, denn sie ermöglichte die kurzfristige Verpflichtung des Johan Micoud ohne Ablösekosten. Bremens Manager Klaus Allofs überzeugte den Franzosen, dem auch andere Angebote vorlagen, von den sportlichen Perspektiven beim SVW. Eine Vorgabe, an die Micoud von Zeit zu Zeit erinnert: „Will Werder Erster oder Zehnter werden?“, fauchte er gereizt, als die Leistungsträger Ailton und Krstajic abgeworben wurden. Werders Bemühen um Miroslav Klose beruhigte Micoud („Er wäre ein guter Ersatz für Ailton“), auf dessen Können die Konkurrenz natürlich längst aufmerksam geworden ist. Unlängst bezifferte Klaus Allofs den Preis für einen vorzeitigen Wechsel Micouds (Vertrag bis 2005) bei 19 Millionen Euro - fügte aber hinzu: „Das sind nur Gedankenspiele, wir wollen ihn unbedingt behalten“.
Klasse Start
Um Mittelfeldstar Tomas Rosicky herum, der im Februar 2001 seine Bundesligapremiere für die Schwarz-Gelben gab, plante der BVB, eine Elf mit dauerhaftem Erfolg in der europäischen Spitze zu installieren. Der junge Tscheche (Jahrgang 1980) galt schon damals als eines der größten Talente in Europa, und der Auftakt in Dortmund verlief viel versprechend. Laufstark, mit perfekter Ballbehandlung und als Einfädler vieler Torchancen brillierte Rosicky in seinem neuen Umfeld. Im Jahr 2002 zählte er zu den Leistungsträgern des Teams, das den dritten Deutscher-Meister-Titel der Borussia in der Bundesliga einfuhr und das UEFA-Cupfinale erreichte.

Verbleib fraglich
Ab da jedoch stagnierten, analog zur gesamten BVB-Elf, die Leistungen Rosickys, dessen spielerische Highlights vornehmlich im Trikot der tschechischen Nationalelf zu bestaunen waren. Zunächst elanvoll in die Saison 2003/04 gestartet, warfen eine Blinddarmoperation und anschließende Rückenprobleme Rosicky wieder zurück. Ein vorzeitiger Abschied des Tschechen (Vertrag bis 2008) ist aufgrund der vielfach zitierten Finanzprobleme Dortmunds nicht ausgeschlossen, vorher jedoch will sich Rosicky noch einmal von seiner besten Seite zeigen: „Ich schulde dem Publikum noch etwas. Die Hinrunde war meine schlechteste Halbserie, seitdem ich in Dortmund bin. So kann ich nicht gehen“.

André Schulin