Bundesliga

Haushohes 2: 1

Karlsruhes Höhenflug war in Bremen nicht gestoppt, sondern lediglich unterbrochen worden. Fast 90 Minuten lang setzte der Aufsteiger die träge Alte Dame unter Druck und spielte wie selbstverständlich so lange am Limit, bis ein 0:1-Pausenrückstand rechtmäßig umgebogen war. Das Tor war den Gästen ohnehin nur versehentlich zugefallen.

Hertha-Trainer Favre musste auf seine Brasilianer verzichten, wogegen Pantelic sich rechtzeitig von der Nationalelf hatte zurückstehlen können und wie üblich die einzige Spitze bildete. Auch ein sehr enges Berliner Mittelfeld aber konnte nicht verhindern, dass der KSC die erste halbe Stunde klar beherrschte. Als Erster ließ Carnell einen Schuss ab (5.) worauf Kapllani nach einer Ecke knapp daneben köpfte (7.). Allzu hochkarätig waren Karlsruhes Chancen nicht, dafür das Übergewicht jedoch umso deutlicher und mit ihm der Eindruck, Hertha fände überhaupt keine Einstellung zum Spiel. Genau in der Mitte der ersten Halbzeit rückte der Schweizer Lustenberger ins Rampenlicht, der erstmals von Anfang an in der Bundesliga auflief und direkt zweimal am Stück auf der Linie retten musste, nämlich gegen Franz und Kapllani, die beide nach einer Ecke einnicken wollten (23.). Nur unwesentlich ließ Karlsruhes Druck anschließend nach, auch zwang Freis den Berliner Keeper noch zu einer aufmerksamen Tat (33.). Doch ging verrückterweise plötzlich der Hauptstadtklub in Führung, als Mutzel einen schlimmen Fehlpass in die Beine von Pantelic spielte. Mit einem trockenen Rechtsschuss knallte der Serbe die Kugel ins rechte Eck und drehte der Heimelf damit eine lange Nase (35.). Hertha hatte bis dahin noch nicht einmal aufs Tor geschossen.

Nicht überraschend krallten sich die Gäste am Vorsprung fest und spekulierten auf ihr übliches Konterspiel. Das aber ließ der KSC nicht zu. Hochkonzentriert und beeindruckend hartnäckig stocherten die Badener so lange weiter, bis sie den Weg zum Tor endlich fanden: Eichner lief auf der linken Seite Simunic davon und flankte in den Strafraum, wo Hajnal, obwohl in der Zange zweier Berliner, das Spielgerät annahm und im Stile Gerd Müllers aus der Drehung hart in die Maschen setzte (56.). Hertha wurde ärgerlich und zeigte eine kurze Trotzreaktion, doch führten die brotlosen Angriffe nur direkt in die Falle, denn auch im Konterspiel waren die Hausherren an diesem Abend besser. Eichner setzte einen Abpraller noch ans Außennetz (63.), schon drei Minuten später aber bog Freis das Spiel dann wahrhaftig um, als er einen präzisen Ball Kapllanis unter hohem Tempo mitnahm, Drobny umspielte und einschob (66.). Aus einem Stürmer machte Lucien Favre danach allmählich vier, auch so aber konnten die Gäste keinen einzigen gefährlichen Angriff mehr vortragen bzw. bekamen diesen von der sicheren Platzelf nicht gestattet. Eher noch kam ein höherer Heimsieg in Betracht, über den sich die fehlerhaften Gäste, die unterm Strich 100 Prozent ihrer Torchancen nutzten, in keiner Weise hätten beklagen dürfen.
Maik Großmann